10. März 2016 – Es ist eine Geschichte über die Globalisierung, lange bevor es das Wort Globalisierung überhaupt gab. Sie erzählt von deutscher Technologie, chinesischer Münzprägung und der guten Zusammenarbeit zwischen Handel, Sammler, Wissenschaft und Museen.
Aber von Anfang an: Im Juni 2012 wurde in der Künker Auktion 211 unter Nummer 2528 ein Lot von chinesischen Stempeln und Punzen angeboten, die aus dem Archiv der Firma Otto Beh in Esslingen stammten. Sie waren bereits publiziert, und zwar in einer Festschrift anlässlich des 125-jährigen Bestehens der Firma Otto Beh in deutscher Sprache, die es deshalb nicht zu internationaler Aufmerksamkeit gebracht hatte. Der Künker Katalog 211 dagegen wurde auch in China aufmerksam studiert und was die Fachleute dort sahen, erregte heiße Diskussionen.
Dazu muss man wissen, dass die Probeprägungen aus den besagten Stempeln zu den begehrtesten Raritäten der chinesischen Numismatik gehören. Sie bringen bis zu sechsstellige Ergebnisse, auch weil sie eine Art wissenschaftliches Geheimnis umgab, wo sie hergestellt worden sein könnten. Mit dem Fund der Stempel war diese Frage gelöst.
Die Probeprägungen aus den Stempeln der Firma Otto Beh zeugen von der Anfangsphase der chinesischen Numismatik, als im Zuge der Modernisierung des Landes westliche Zahlungsmittel eingeführt wurden. In diesem Zusammenhang wurden Münzpressen bei den damals bekanntesten Pressenlieferanten geordert: In Philadelphia, Birmingham und natürlich auch in Deutschland. Der Pressenfabrikant Schuler lieferte seine ersten Friktionspressen im Jahre 1895 nach China. Die ersten Stempel für diese Pressen wurden bei dem in Esslingen angesiedelten Gravurbetrieb Otto Beh in Auftrag gegeben. Der stellte über 40 Stempel für Schuler her. 1898 und 1899 erhielt er einen zweiten Auftrag von einem Magdeburger Kaufmann. Insgesamt produzierte die Firma Otto Beh mehr als 200 Stempel für chinesische Münzstätten, die zum Teil – wir befinden uns zeitlich gesehen kurz vor dem Boxeraufstand – nie eröffnet wurden.
Damit waren die bei Künker angebotenen Stempel zwar auf der einen Seite ein hochrangiges Zeugnis für die chinesisch-deutsche Münz- und Wirtschaftsgeschichte. Auf der anderen Seite bargen sie durchaus Potential, in den Händen krimineller Elemente für Fälschungen missbraucht werden zu können. Aus diesem Grund wandte sich Michael Hans Chou, Besitzer des Hongkonger Auktionshauses Champion, an Künker, um zu erreichen, dass diese Stempel nicht öffentlich versteigert würden. Innerhalb kürzester Zeit gelang es, den Einlieferer zu überzeugen, das Ensemble zurückzuziehen. Die Stempel wurden mittels Microgravur gekennzeichnet, so dass sie auf keinen Fall mehr dazu benutzt werden können, exakte Kopien der begehrten Probeprägungen zu produzieren.
Lange suchten die Verantwortlichen von Künker und Michael Hans Chou in China und Deutschland ein Museum, um die wertvollen Stücke der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Unter der Auflage, die Stempel in die Dauerausstellung zu integrieren, wurde das Münzkabinett in der Moritzburg von Halle ausgewählt, das wertvolle Geschenk zu beherbergen. Damit sind die Stempel am richtigen Ort, denn die Moritzburg besitzt bereits die zweitgrößte Sammlung von chinesischen Münzen in Deutschland. Dazu ist mit der von ihm betreuten frühneuzeitlichen Münzwerkstatt in Stolberg die Geschichte der Münzprägung ein Forschungsschwerpunkt von Ulf Dräger, Leiter des Landesmünzkabinetts in der Galerie Moritzburg.
Die Übergabe der Münzstempel an die Stiftung Dome und Schlösser von Sachsen-Anhalt wurde von vielen gefeiert. Hier von l. nach r.: Ulrich Künker, Geschäftsführer Fritz Rudolf Künker GmbH & Co KG, Dipl. Museologe Ulf Dräger, Leiter des Landesmünzkabinetts in der Moritzburg, Robert Mish, Präsident Mish International USA, Michael Chou, Inhaber von Champion Auctions, Hongkong – Taipei – Shanghai, Dr. Christian Philipsen, Generaldirektor der Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt.
Er selbst kam mit Dr. Christian Philipsen, dem Generaldirektor der Stiftung Dome und Schlösser von Sachsen-Anhalt, nach Berlin, um anlässlich der World Money Fair das wertvolle Geschenk entgegen zu nehmen. Für die Firma Künker waren Ulrich Künker und Dr. Andreas Kaiser anwesend. Auch Michael Chou ließ es sich nicht nehmen, persönlich ein paar Worte an die Anwesenden zu richten.
Um besten aber fasste Ulrich Künker die eigentliche Botschaft dieses großen Ereignisses zusammen: „Was wir hier tun, ist gelebter Kulturgutschutz. Wir alle tragen die Verantwortung für die wirklich wichtigen Zeugnisse der Vergangenheit. Dass wir heute hier während der World Money Fair diese Übergabe feiern können, wurde nur möglich, weil der internationale Handel und der Eigentümer des Objekts mit der Wissenschaft und den Museen zusammengearbeitet haben. Dies geschah in einer pragmatischen, freundschaftlichen Atmosphäre, bei der es darum ging, eine Lösung zu finden, bei der es keine Verlierer, sondern nur Gewinner gibt.“
Ab dem 17. September 2016 werden die Münzstempel im Rahmen einer Spezialausstellung zur chinesischen Münzprägung in der Moritzburg zu sehen sein.
Zum Kunstmuseum Moritzburg geht es hier.
Mehr über das Auktionshaus Künker lesen Sie auf der Firmenwebseite.