von Ursula Kampmann
30. Juni 2016 – Am 25. Juni 2016 starb Chester L. Krause an den Folgen eines Sturzes, den er im Februar 2016 erlitten hatte. Die numismatische Welt verliert mit ihm einen Mann, der den Alltag von Sammlern bis heute entscheidend prägt.
Chet Krause kurz vor seinem Tod in seinem eigenen Büro. Foto: Krause Publications.
Chester – oder wie seine Freunde ihn nannten „Chet“ – war der erste, der erkannte, dass eine Nation wie die Vereinigten Staaten, in der viele Sammler weit entfernt von städtischen Zentren leben, andere Medien braucht. Er reagierte, und publizierte Zeitschriften, Preiskataloge, Unterhaltung – und das nicht nur im numismatischen Bereich.
Das elterliche Haus in Iola, Wisconsin, wo Chet seine ersten Ausgaben der Numismatic News zusammenstellte. Foto: Krause Publications.
Chester L. Krause wurde als das jüngste von sechs Kindern in Helvetia, Wisconsin geboren. Wie sein Vater beschäftigte er sich damit, Häuser zu bauen, ehe der Krieg ihn im Alter von 19 Jahren nach Europa führte. Er nahm als Automechaniker des 565 Anti-Aircraft Artillery Bataillons teil und gehörte zu denen, die mit den Schrecken des Konzentrationslagers von Buchenwald konfrontiert waren, als er am Nachmittag nach der Befreiung dorthin verlegt wurde.
1946 wurde Chet aus der Armee entlassen und kehrte zurück nach Iola, um dort Häuser zu bauen. Als begeisterter Münzsammler litt er unter der Isolation in einer kleinen Stadt, die keine anderen Münzsammler beherbergte. Das brachte ihn auf die zündende Idee, für Schicksalsgenossen eine Zeitschrift zu publizieren: die einseitige, 28 auf 43 Zentimeter große Numismatic News, die zum ersten Mal im Oktober 1952 erschien. Im ersten Jahr war es ein Verlustgeschäft mit einem Minus von 1.342 $ und einer Adressliste von 600 Abonnenten. Doch das blieb nicht so.
Chet vergleicht die erste Ausgabe seiner Numismatic News mit der vom 5. Januar 1959. Foto: Krause Publications.
Numismatic News wurde immer größer und umfangreicher. Und 1957 konnte Chet Krause seine Karriere als Bauunternehmer beenden mit dem Bau seines neuen Bürogebäudes, wo Krause Publications fast zwei Jahrzehnte untergebracht war, ehe seine mehr als 400 Mitarbeiter nicht mehr hineinpassten.
Denn das Sammler-Imperium wuchs. Ein entscheidender Schritt war die Einstellung Clifford Mishlers als Co-Redakteur der Numismatic News im Jahre 1963. Mit seiner Hilfe entstanden seit 1972 die Standard Catalogs of World Coins, die in aller Welt nur mit KM für Krause-Mishler abgekürzt werden.
Zu diesem Zeitpunkt hatte Chet Krause längst Publikationen für andere Bereiche geschaffen, um nicht ausschließlich vom Münzmarkt abhängig zu sein. Irgendwann publizierte Krause Publications 53 Magazine und Zeitschriften. Sie behandelten nicht nur Münzen, Geldscheine und Briefmarken, sondern auch Antiquitäten, Kunst, Oldtimer, Comics, Waffen, Memorabilia und Spielzeug. Zeitweise erschienen rund 100 Bücher bei Krause Publications. Im Jahr! 1999 wählte eBay Krause Publications, um das offizielle eBay-Magazin herauszugeben.
Iola verdankt Chet Krause viel. Irgendwann bezeichnete die Stadtwerbung Iola als „Coin Collectors Capital“. Foto: Krause Publications.
Das kleine Iola – mit derzeit rund 1.300 Einwohnern (Tendenz fallend) – profitierte enorm. 1971 hatte Krause Publications eine Zeitschrift zum Thema Oldtimer herausgegeben. 1972 kamen zum ersten Mal Eigentümer von solchen Oldtimern im Rahmen einer Wohltätigkeitsveranstaltung nach Iola. Aus diesem kleinen Nukleolus entwickelte sich „eines der größten und besten“ Oldtimer-Treffen mit Tauschbörse mit 1,2 Quadratkilometer Ausstellungsfläche und mehreren Zehntausend Besuchern.
Chet Krause Mitte der 80er Jahre vor seinen neuen Firmengebäuden. Foto: Krause Publications.
Chet Krause war immer für seine philanthropischen Neigungen bekannt. Er hat viel von seinem persönlichen Vermögen zu Gunsten der Numismatik und für seine Mitbürger in Iola investiert. Als er sich 1988 mit 63 Jahren aus dem aktiven Geschäftsleben zurückzog, gründete er das, was in den USA als ESOP (= Employee Stock Ownership Plan) bekannt ist. Seine Gesellschaft wurde zu einer Aktiengesellschaft, von der jeder Angestellte, der länger als ein Jahr in der Firma war, Aktien erhielt, die er bei Antritt der Rente der Firma zurückverkaufen konnte. 2002 entschied sich allerdings eine Gruppe der größten Aktienbesitzer dafür, Krause Publications an eine Investorengruppe zu verkaufen.
Chet Krause. Foto: Krause Publications.
Auch nach seinem Rückzug aus dem Geschäft blieb Chet Krause ein aktives Mitglied der numismatischen Gemeinde. Als die American Numismatic Association 2007 in finanzielle Bedrängnis kam, stellte sich der inzwischen 83jährige sofort zur Verfügung, um als Mitglied des „Board of Governors“ die Gesellschaft wieder auf Kurs zu bringen.
Chet Krause hinterlässt keine Kinder, dafür aber sieben Nichten und Neffen und mehr als ein Dutzend Großnichten und -neffen. Die numismatische Gemeinschaft trauert mit ihnen um einen Mann, der gute Ideen nicht nur hatte, sondern sie auch verwirklichte. Der immer an die Gemeinschaft dachte, und das, was ihm fördernswert erschien, förderte. Wir trauern um einen der Patriarchen der Numismatik, der ohne jede akademische Bildung allein durch sein Wirken mehr verändert hat als unzählige Wissenschaftler.
Den offiziellen Nachruf finden Sie hier.
Sie können auch online Ihrer Trauer über Chet Krauses Tod Ausdruck geben.
Einen sehr persönlichen Nachruf aus der Feder von Dave Harper lesen Sie hier.
Ein sehr guter Beitrag zur Lebensgeschichte von Chet Krause wurde auf dem Blog von Bob Lemke veröffentlicht.
Alles über Krause Publications finden Sie hier.
Wikipedia bietet Chet’s Biographie leider nur in einer spanischen Version.
Wenn Sie einen ausführlichen Bericht über Chet Krauses Militärzeit lesen wollen, klicken Sie hier.
Chet hat seine Autobiographie veröffentlicht, die Sie hier bestellen können.
Wenn Sie etwas über die Iola Car Show wissen möchten, hier ist die Website.