GELD. Große Sonderausstellung in Chemnitz

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4. August 2016 – Das im Mai 2014 im ehemaligen Kaufhaus Schocken eröffnete archäologische Landesmuseum des Freistaats Sachsen smac – Staatliches Museum für Archäologie Chemnitz – präsentiert seit dem 27. Mai 2016 die Sonderausstellung GELD.

Ein Blick in die Ausstellung.

Die Ausstellung zeigt mit Witz und Tiefgang, wie Geld zu dem geworden ist, was es heute ist. Sie zeigt ganz altes und ganz neues Geld, ganz kleines und ganz großes, wertvolles und wertloses(!) – und erinnert an so manche Katastrophe, in die das Geld uns gestürzt hat, oder aus der wir ohne Geld nicht herausgefunden hätten.

Ein Blick in die Ausstellung.

Der archäologische Blick nach vorn wirft vor allem aber die eine Frage auf: Hat Geld eine Zukunft?

Das älteste deutsche Papiergeld: Kurfürstlich Sächsisches Kassenbillet, 1772. Münzkabinett/Staatliche Kunstsammlungen Dresden.

Die Sächsische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, Dr. Eva-Maria Stange: „In der Ausstellung stehen weniger Münzen oder Wirtschaftstheorien im Mittelpunkt, sondern vielmehr der kulturwissenschaftliche Blick. Objekte, Museumsexponate, von Menschen geschaffene Dinge, mögen objektiv beschreibbar sein, doch ihre Bedeutung liegt allein im Auge des Betrachters. Geld verkörpert Wert nur solange, wie wir daran glauben. Und die Ausstellung zeigt überraschend viele Beispiele für Dinge, deren Geldwert geglaubt oder manchmal auch irgendwann nicht mehr geglaubt wurde.“

Was kostet die Braut?: Sorbische Münzkette einer Braut. Bautzen 1870-1920. Museum für Sächsische Volkskunst/Staatliche Kunstsammlungen Dresden.

„In seinen Sonderausstellungen möchte sich das smac immer wieder den Grundthemen menschlichen Lebens widmen und versuchen, eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu schlagen“, so Museumsdirektorin Dr. Sabine Wolfram. „Für die erste dieser Ausstellungen fiel die Wahl auf ‚Geld‘, da dieses Thema alle Menschen gleichermaßen betrifft. Jeder hat mit Geld zu tun – ob er will oder nicht und ob er welches hat, welches haben möchte oder nicht.

Virtuelles Geld: DDR-Geldautomat. 1986. Ostsächsische Sparkasse, Sparkassenmuseum Dresden.

Das Faszinierende an Geld ist, dass es im Laufe seiner über 3000 Jahre alten Geschichte immer virtueller wird – eine spannende Herausforderung für ein Museum, das großen Wert auf originale Exponate legt, sowie für die Gestalter, deren Hauptanliegen es ist, Exponate ins rechte Licht zu rücken.“ 

Geld für die Götter: Depot aus bronzenen Halsringen, Armreifen und Beilen. 2000-1600 v. Chr. Fundort: Prohlis, Dresden.

Formen des Geldes

Geld ist, was Geldfunktionen erfüllt. Diese wirtschaftswissenschaftliche Definition von Geld beschreibt den ersten Teil der Sonderausstellung. Geschenke, Tauschobjekte, haptisches und virtuelles Geld – bei den Formen des Geldes ist zwar eine chronologische Entwicklung zu erkennen, doch existieren alle bis heute parallel und gründen ihren Wert vor allem auf gesellschaftlicher Akzeptanz und darauf, dass wir dem „Wert“ des Geldes vertrauen.

Das schwerste Geld der Welt: Rai – Steinringgeld der Insel Yap (Föderierte Staaten von Mikronesien) aus Aragonit. Datierung unbekannt, aber vor 1931. Gewicht 28 kg (es gibt noch wesentlich schwerere Exemplare). Grassi Museum für Völkerkunde Leipzig/Staatliche Kunstsammlungen Dresden.

Daher ist das Steinringgeld von der Insel Yap das zentrale Element im Eingangsbereich der Ausstellung. Es hat ganz „archaische“ und ganz moderne Eigenschaften und zeigt wie sonderbar Geld eigentlich ist.

Römisches Relief eines Grabpfeilers mit Darstellung einer Pachtzahlung. Kalkstein, zwischen 186 und 215 n. Chr. Fundort: Neumagen-Dhron, Rheinland-Pfalz. Rheinisches Landesmuseum Trier.

Was machen wir mit Geld? Und was macht Geld mit uns?

Wie kommen wir eigentlich zu Geld und wenn wir es haben: Was machen wir damit? Wir sind unglaublich kreativ im Beschaffen, Vermehren und Ausgeben von Geld.

Mit diesem „Traum und Loterie Fecher“ wollten Glücksspieler aus Traumbildern erfolgreiche Nummern dechiffrieren. um 1800. Wien Museum.

Wir erarbeiten, erbitten, erbetteln es uns, wir zocken oder stehlen es. Anschließend horten wir es oder geben es weiter (erben, spenden).

Goldmünzfund von Leipzig, verborgen nach 1668. Gefunden in der ehemaligen Juristenfakultät der Leipziger Universität.

In den meisten Fällen tauschen wir es jedoch gegen Konsumgüter ein. Doch alles können wir nicht kaufen, auch wenn wir es uns vielleicht einbilden: Gesundheit, Liebe und Freiheit folgen ihren eigenen Regeln. 

Gemeingefährliches Geld: Gefälschte 5-Pfund-Note und Seriennummernstempel der „Operation Bernhard“. Sachsenhausen, 1942-1945. HVB-Stiftung Geldscheinsammlung (Geldnote), Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland (Stempel).

Seit jeher verwenden Staaten viel Energie darauf, Geld fälschungssicher zu machen. Doch immer wieder kommen nachgemachte Scheine und Münzen in Umlauf.
Es sind nicht nur Einzeltäter am Werk, Staatsregierungen können sich ebenso kriminell betätigen. 

Wertverlust: Reichsbanknote von 1923, Eine Billion Mark. Stadtarchiv Chemnitz.

Auch Spekulationsblasen gibt es nicht erst seit diesem Jahrtausend. Die erste gut dokumentierte Blase ist 1637 mit der sogenannten Tulpenmanie in die Geschichte eingegangen. Händler spekulierten mit Tulpenzwiebeln, die noch nicht einmal in die Erde eingebracht waren. Und sogar das Geld selbst kann ganz schnell seinen Wert verlieren: 1923 trieben massenhaft gedruckte Geldscheine ganz Deutschland in den Ruin.

Finanzkrise

2007 begann eine Immobilienkrise, die zu einer Bankenkrise und daraufhin zu einer Finanzkrise wurde, um schließlich in eine handfeste Wirtschaftskrise zu münden. Die daraus resultierende Staatsschulden- und Währungskrise beschäftigt uns noch heute. Mit dramatischen Farben, einem Zeitstrahl mit den einschneidenden Ereignissen und Filmdokumenten verfolgt der Besucher den Verlauf dieses gravierenden Prozesses. Als Fazit aus dem bisherigen Rundgang wird er feststellen, dass viele Phänomene der Finanzkrise eigentlich nicht neu sind.

Zukunft des Geldes

Im sogenannten Erker entlang der gebogenen Fensterfront der Sonderausstellungsetage hört der Besucher über Kopfhörer Zitate, die Utopien geldloser Gesellschaften und Experimente mit alternativen Geldformen beschreiben, vom katholischen Staatsmann und humanistischen Gelehrten Thomas Morus (1478-1535) über Jean-Luc Picard vom Raumschiff Enterprise bis zum geldlos lebenden US-Amerikaner Daniel Suelo.

Kinder und Jugendliche in der Ausstellung

Jüngere Besucher können sich die Ausstellung mit dem GELDquiz erschließen. Eine Hörstation, die die bewegte Geschichte eines Talers erzählt, leitet das Quiz ein. Anschließend beantworten die Kinder und Jugendlichen mit einem Quizbogen an acht Stationen in der Ausstellung Fragen.

An Stationen mit orange-farbenen Plaketten sind Kinder und Jugendliche gefordert, in einem Quizbogen Fragen zur Ausstellung zu beantworten.

Die Stationen sind mit orangenen Plaketten markiert. Die Ergebnisse aneinandergereiht ergeben einen Zahlencode, mit dem an der Kasse ein Tresor geöffnet werden kann. Hierin liegt eine kleine Belohnung für die richtige Lösung.

Veranstaltungsprogramm

Das brandaktuelle Thema Geld bietet dem smac zahlreiche Möglichkeiten, die Besucher für die Sonderausstellung zu begeistern. Im Angebot stehen regelmäßige öffentliche Führungen für Erwachsene und Familien; man kann aber auch die Zockerführung buchen. Den Schulen bietet das smac Führungen für alle Klassenstufen und im Sommer gibt es das Ferienprogramm „Geldgeschichten“. Die Podiumsdiskussion „Macht Geld glücklich?“ sowie die Vortragsreihe „GELDbeiträge“ finden im Herbst/Winter im smac statt. Auch außerhalb der eigenen vier Wände ist das smac aktiv und vernetzt sich mit Chemnitzer Institutionen: Das Kulturzentrum Weltecho zeigt im September Filme und der Club Atomino widmet Ende Juni seine Quizshow dem Thema Geld. Mit den Machern der Chemnitzer Filmnächte denkt das smac derzeit über eine Podiumsdiskussion zur Zukunft des Geldes nach – passend zum Film „The Big Short“ (USA, 2015) –, die dann auf dem Theaterplatz stattfinden soll. 

WERT-Karten

Eine herausstechende Marketingaktion sind die WERT-Karten. Diese Karten sind Geld-bzw. Kreditkarten nachempfunden und haben einen Wert von 0,50 EUR, 1,00 EUR oder den einer smac-Jahreskarte gespeichert. Wie hoch der Wert ihrer Karte wirklich ist, erfahren die Besucher erst an der Museumskasse, wo sie sich den Geldwert auf den Eintrittspreis der Sonderausstellung anrechnen lassen. Die Referenz der Marketingaktion zur Ausstellung ist deutlich, denn hier geht es um das Vertrauen, das der Besucher der Plastikkarte und somit dem smac entgegenbringen muss, wenn er in der Hoffnung, einen Rabatt oder sogar eine Jahreskarte zu bekommen, ins Museum kommt. Die WERT-Karten werden in Chemnitz und Dresden zu den Filmnächten sowie im Herbst in den Stadtmagazinen von Leipzig, Dresden und Zwickau verteilt.

Zur Seite des smac mit mehr Informationen zum Museum gelangen Sie hier.

Zur kompletten Neugestaltung des smac 2014 haben wir in der MünzenWoche berichtet.