von Ursula Kampmann
4. August 2016 – Wenn am 5. August 2016 die Olympischen Spiele beginnen, ist auch auf den Shopping-Kanälen Hochkonjunktur im Namen von Olympia. Besonders beliebt sind die Olympiamünzen – gelegentlich mit einer Andeutung, dass diese im Wert nur steigen können. Was – wenn man deren Preisentwicklung beobachtet – so bestimmt nicht wahr ist.
Albert M. Beck, Olympiamünzen. Helsinki 1952 – Rio 2016. Battenberg Verlag, Regenstauf 2016. 192 S. durchgehend farbig illustriert. Kartoniert. Fadenheftung. 17 x 24 cm. ISBN 978-3-86646-127-7. 29,90 Euro.
Seit 1951 gibt es Olympiamünzen. Wurden diese zunächst nur einzeln als Umlaufsgedenkmünzen geprägt, nutzte Deutschland seine umfangreiche Ausgabe von 6 verschiedenen Typen in je zwei Qualitäten und aus vier Münzstätten, um mittels des Prägegewinns einen Teil der Spiele durch den Bürger vorfinanzieren zu lassen.
Mit dem Münzsammlerboom wurden Olympiamünzen zu einem vielversprechenden Geschäftsmodell, dem der Absturz des Silberpreises nach der Olympiade von Moskau ein drastisches Ende machte. Wer vor den Spielen die prunkvollen Kassetten in blauem Samt gekauft hatte, konnte froh sein, wenn der Wiederverkauf vier Jahre später noch einen winzigen Bruchteil vom einstigen Ankaufspreis erbrachte. Das Silber war um mehr als 90 % gefallen – und einen numismatischen Wert hatten die Gepräge nicht, weil die Prägezahlen die Zahl der potentiellen Sammler um ein Vielfaches übertroffen hatte.
Nur langsam erholte sich der Markt für Olympiamünzen. Aber immerhin, er erholte sich, dank einer vernünftigen Ausgabepolitik in den 80er und 90er Jahren. Wer lesen will, wie die Royal Canadian Mint und die British Royal Mint danach das Sammelgebiet Olympiamünzen endgültig ruinierten, der sollte sich den Katalog der Olympiamünzen von Albert M. Beck kaufen. Er hat damit nicht nur ein sehr schönes und umfangreich illustriertes Kompendium der Olympiamünzen bis einschließlich 2016 geschaffen, sondern liefert dazu eine Abrechnung mit einer verfehlten Ausgabepolitik.
Albert M. Beck ist prädestiniert, diesen Katalog zu schreiben. Immerhin war er Jahrzehntelang Mitglied in der Kommission des IOC, die über Sammlerbelange entschied. In dieser Funktion hat er die Münzprogramme vieler Olympiaden vom Entstehen bis zur Verwirklichung beobachten können. Es ist also ein ganz besonderes Buch, das er dem Sammler anbietet.
Es enthält die kurze, aber sehr informative Einleitung, danach einen umfangreichen, durchgehend bebilderten Katalog. Jedem Münztyp ist ein aktueller Marktwert beigegeben. Aufgenommen wurden ausschließlich die Münzen, die vom Veranstalterland herausgegeben wurde. Ferner enthält der Katalog eine zusätzliche Sektion der Gedenkmünzen, die anlässlich des 100. Geburtstages der modernen Olympischen Spiele geprägt wurden. Eine Aufstellung nach Zahlen, wie viele Münztypen ausgegeben wurden, schließt den Katalog ab.
Für denjenigen, der sich für moderne Olympiamünzen interessiert, ist das Werk ein Standardwerk, das in die Bibliothek gehört. Wegen seiner Einleitung sollte das Buch zusätzlich für jedes neue Mitglieder der Marketing-Abteilung einer Münzstätte sein. Vielleicht würden dann auch Außenseiter verstehen, dass Münzen eben nicht ein Produkt wie jedes andere sind.