von Ursula Kampmann
29. September 2016 – Eigentlich waren die Numismatiker in Estland hervorragend miteinander vernetzt, aber es war schwierig, Verbindung mit ausländischen Kollegen aufzubauen, die zu ähnlichen Themen forschten. Deshalb gründeten zehn estnische Numismatiker am 28. August 2005 die Association of Baltic Numismatists. Ihre Ziele sind die Förderung der Forschung zur Baltischen Numismatik, die Verbesserung des Kontakts baltischer Numismatiker untereinander und die Entwicklung einer wissenschaftlichen Diskussion, die Förderung der internationalen Zusammenarbeit und die Popularisierung der Numismatik im Kreis von Wissenschaftlern und Laien.
Between Klaipeda and Turku. Decennary volume of the Association of Baltic Numismatists. Hg. Ivar Leimus. Association of Baltic Numismatists 2016. 211 S. mit zahlreichen farbigen Illustrationen. 17 x 24 cm. Broschiert. Klebebindung. ISSN 2504-6179. 10 Euro + Porto.
Inwieweit die ABN dieses Ziel erreicht hat, zeigt ihre Festschrift zum 10jährigen Bestehen. Sie versammelt 16 Autoren aus fünf Ländern, die in Englisch und Russisch Themen aus dem baltischen Raum behandeln. Das Baltikum, nur um das für die mehr südlich orientierten Leser hinzuzufügen, umfasst ein Gebiet in Nordeuropa, das sich an der Ostküste der Ostsee südlich des Finnischen Meerbusens entlangzieht und die baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen umfasst. Im Mittelalter lagen hier reiche Handelsstädte wie Riga, Reval oder Dorpat. Kein Wunder, versuchten Preußen, Russland, Dänemark und Schweden, das Baltikum unter die eigene Kontrolle zu bringen.
So sind die baltischen Staaten für viele Wissenschaftler interessant, die danach forschen, wie weit das eigene Geld in Europa umlief. Und tatsächlich beschäftigt sich der größte Teil der Festschrift mit Fundmünzen, aus Byzanz, dem Deutschen Reich, den Niederlanden, Schweden, Gotland und Russland, um nur die wichtigsten zu nennen.
Umgekehrt zirkulierten auch livländische Münzen in Finnland, ein Thema, das Frida Ehrnsten aufgreift. Gunnar Haljak schreibt über die ersten Örtugs von Gotland und liefert dazu ein Stempelkorpus.
Natürlich sind auch die baltischen Münzstätten ein Thema, so schreibt Tatjana Berga über die erste Münzstätte von Riga, Ivar Leimus behandelt den Münzmeister von Reval (Talinn), Urban Dene und sein Netzwerk, und Victor Dabolins beschäftigt sich mit Georg Albrecht und Johann Christian Hille, Münzmeister von Riga in den Jahren 1700 und 1701.
Den „dunklen“ Seiten der Numismatik sind zwei Artikel über Fälschungen gewidmet. Hannu Sarkkinen beschäftigt sich mit Meinhard der Lar; ein anderer Artikel greift Fälschungen von Münzen der Republik von Litauen mit der Jahreszahl 1925 auf. Und last but not least berichtet Dalia Grimalauskaite über einen Diebstahl aus dem Museum von Wilna, der 1902 geschah. Sie gibt dazu eine Liste der damals abhanden gekommenen Stücke.
Mit Ausnahme von zwei Texten sind alle Beiträge in englischer Sprache veröffentlicht, ein deutliches Zeichen dafür, dass die ABN sich an ein internationales Publikum richtet und so ihren Platz in der internationalen Forschergemeinde beansprucht.
Ach ja, die Festschrift erscheint unter Numismatica Baltica Band 1 – das lässt hoffen, dass wir in Zukunft noch mehr von der ABN hören werden!
Die Festschrift kann für 10 Euro + Porto (Achtung, das Porto kann teurer sein als das Buch!) gegen Vorauszahlung bei Ivar Leimus bestellt werden.
Ihm können Sie es auch mitteilen, wenn Sie der ABN beitreten und sie so unterstützen wollen.
Sie können aber erst einmal auch der ANB auf academia.edu folgen.
Wir haben Ivar Leimus bereits in unserem Who’s who vorgestellt.