von Ursula Kampmann
15. Dezember 2016 – Beunruhigende Nachrichten erreichen uns aus Genf. Matteo Campagnolo, derzeitiger Kurator des Genfer Münzkabinetts, soll gegen seinen Willen in den vorzeitigen Ruhestand geschickt werden. Dies geschieht nicht, um einem jungen Numismatiker Platz zu machen, sondern weil die Genfer Administration seine Lohnkosten einsparen will. Das hat Tradition in Genf. Ehe Matteo Campagnolo in sein Amt berufen wurde, war der Posten eines Numismatikers am Musée d’art et d’histoire jahrelang nicht besetzt. Und derzeit betreut lediglich eine wissenschaftliche Assistentin die bedeutende Waffensammlung dieses Museums, nachdem ihr Kurator José Godoy, der unter anderem deren Präsentation im Metropolitan Museum New York mitbetreut hat, in den Ruhestand geschickt wurde.
Die Geschichte des Genfer Münzkabinetts reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück, als die bei Mauerarbeiten gefundenen Münzhorte dem Cabinet de curiosités de la Bibliothèque de l’Académie eingegliedert wurden.
Heute beherbergt das Musée d’art et d’histoire eine numismatische Sammlung mit ca. 100.000 Objekten, darunter die weltweit bei weitem bedeutendste Sammlung an Genfer Münzen und Medaillen. Für die Schweiz spielt das Genfer Kabinett eine besondere Rolle, da der Nachlass einiger Mitglieder der Familie Bovy hier aufbewahrt wird. Die Genfer Medailleure aus dem Geschlecht der Bovy wirkten europaweit an der Gestaltung von Münz- und Medaillenemissionen mit. Unter anderem geht der Entwurf der ersten Serie von Schweizer Franken auf Antoine Bovy zurück.
Es ist ein Symptom unserer Zeit, dass der Staat den privaten Sammler mehr und mehr hindert, eine Sammlung aufzubauen. Doch ein Staat, der vorgibt, sich zum alleinigen Hüter unseres kulturellen Erbes zu machen, sollte dann bereit sein, die damit verbundenen Kosten zu tragen. Das Genfer Münzkabinett einfach zu schließen, ist verantwortungslos. Kulturelles Erbe bedeutet eine Verpflichtung. Und diese Verpflichtung erstreckt sich nicht nur auf großformatige Bilder, sondern auch auf Münzen und Medaillen.
Wenn Sie dafür sind, dass die Kuratorenstelle für die Numismatik am Genfer Musée d’art et d’histoire erhalten bleiben soll, dann schreiben Sie doch Sami Kanaan, dem Verantwortlichen für Kultur und Sport der Stadt Genf, eine E-Mail.