von Annika Backe
29. Juni 2017 – „Ungefähr 1.020.000 Ergebnisse“ bekommt man angezeigt, wenn man bei Google den Suchbegriff „Geldwäsche“ eingibt. Geht es dort meistens um das Einschleusen illegal erwirtschafteten oder hinterzogenen Geldes, sticht ein Thema heraus: Das Waschen von Banknoten im U.S. Treasury Department.
Angestellter mit einer Schubkarre voller zu reinigender Banknoten, aufgenommen zwischen 1909 und 1925. Foto: Library of Congress, Prints & Photographs Division (LC-USZ62-106975).
Dieses oberste Finanzministerium ist für die Erhebung, Verwaltung und Ausgabe der öffentlichen Einnahmen zuständig. Auch die Ausgabe der offiziellen Zahlungsmittel gehört zu den Aufgaben der 1789 gegründeten Behörde mit Sitz in Washington D.C. Bekümmert nahm man kurz nach 1900 zur Kenntnis, dass die ausgegebenen Dollarnoten kaum länger als ein Jahr den Strapazen des Umlaufs standhielten. Und suchte nach einer Lösung.
Maschine zum Waschen des Geldes im amerikanischen Bundesfinanzministerium. Aufnahme von 1912. Foto: copyright Scherer / Library of Congress, Prints & Photographs Division (LC-USZ62-90450).
Man fand sie in einer Maschine, die ein findiger Angestellter in dreijähriger Tüftelei entwickelte. Mit ihr konnten umlaufende Banknoten vom anhaftenden Schmutz gereinigt und gebügelt werden. Derart „aufgemöbelt“ wurden die Scheine wieder in den Geldkreislauf entlassen.
Dem breiten Publikum erläuterte 1912 ein Büchlein mit dem Titel „Popular Mechanics“ (heutzutage am treffendsten übersetzt mit „Mechanik für Dummies“) die Vorgehensweise der Apparatur: „Die Scheine werden von einer jungen weiblichen Bediensteten in die Maschine gegeben, wo sie zwischen zwei ca. 25 cm langen Bändern in einen Tank mit kochendem Wasser befördert werden. Es schließt sich ein Bad in einer Lösung an, die auf ihrem Siedepunkt Wasserstoffperoxid bildet. Damit werden die Bakterien abgetötet, die sich durch den Umlauf auf den Scheinen gebildet haben. Nach der Desinfektion tropfen die Scheine in einem weiteren Behälter ab, bevor sie in großen, mit Gas erhitzten Zylindern geglättet werden.“
Laut Beschreibung durchlief ein Schein in 2,5 Minuten die Maschine, die an einem Werktag bis zu 35.000 Scheine schaffte. Schaden nahmen die Banknoten nicht, bestanden sie doch aus einem Baumwoll-Leinen-Gemisch, das sich weder in Hitze noch in Wasser auflöste. Ungefähr 60 Prozent der eingelieferten Scheine konnte das Finanzministerium so auffrischen, die restlichen 40 Prozent hatten im Umlauf schon zu sehr gelitten. Da hierdurch weniger neue Banknoten produziert werden mussten, sparte der amerikanische Staat mehrere Hunderttausend Dollar.
Die Drucker dagegen betrachteten die Maschine mit Argwohn, da sie um ihre Existenz fürchteten. Und die in den Büros tätigen Angestellten beschwerten sich über den noch weiter angewachsenen Lärm im Gebäude. In welchem seiner Kellerräume die Maschine genau gestanden hat, kann das U.S. Treasury Department übrigens nicht mehr rekonstruieren. Fundierte Hinweise sind sehr willkommen.
Zur Website des U.S. Treasury Departments kommen Sie hier.
Die gesamte Erklärung der Maschine in „Popular Mechanics“ von 1912 können Sie nachlesen auf Google Books.
Wie Geldwäsche als Straftatbestand im deutschen Recht definiert wird, lesen Sie hier.
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