von Daniel Schmutz
6. Juli 2017 – Vom 15. Juni bis 3. September 2017 zeigt das Bernische Historische Museum die Wechselausstellung „Top secret – Die Freimaurer“. Anlass ist das dreihundertjährige Jubiläum der Entstehung der organisierten Freimaurerei in England. Dank der Zusammenarbeit mit der Berner Loge „Zur Hoffnung“ ermöglicht die Ausstellung seltene Einblicke in eine geheimnisvolle Welt.
Der Ausgangspunkt der Ausstellung sind die sehr vagen Vorstellungen über die Freimaurerei, die wir in unseren Köpfen mit uns herumtragen. Es werden Fragen aufgeworfen wie: Ist die Freimaurerei eine Ersatzreligion? Streben die Freimaurer die Weltherrschaft an? Diese Fragen werden in der Ausstellung aufgenommen und nach heutigem Kenntnisstand beantwortet. Dabei wird die Geschichte der Freimaurerei immer vor einem breiten historischen Hintergrund beleuchtet. So ist ihre Entstehung eng mit der Aufklärung verknüpft, mit welcher sie die Forderung nach Toleranz, Gleichheit und Brüderlichkeit teilt. Erläutert werden die wichtigsten freimaurerischen Symbole und Zeremonien, die sich auf die mittelalterlichen Bauhütten beziehen, teilweise aber auch auf den Tempel Salomons aus dem Alten Testament oder auf den mittelalterlichen Templerorden.
Voltaire, Medaille von Johann Melchior Mörikofer, 1757. Foto: Bernisches Historisches Museum.
Wurde die Freimaurerei im 18. Jahrhundert vielerorts unterdrückt wie etwa in Bern, erlebte sie im 19. Jahrhundert einen starken Aufschwung. Sie wurde zur Förderin des Liberalismus, dessen Ideen beispielsweise in die Schweizer Bundesverfassung von 1848 einflossen. Im ersten Bundesrat des neu gegründeten Bundesstaats waren von sieben Mitgliedern drei Freimaurer.
Im 20. Jahrhundert geriet die Freimaurerei stark unter Druck. Rechtsextreme Kreise verbreiteten das Gerücht einer jüdisch-freimaurerischen Weltverschwörung, das die Nationalsozialisten bereitwillig aufnahmen. Auch in der Schweiz versuchten Rechtsradikale, die Freimaurerei per Volksinitiative zu verbieten.
Duke Ellington auf einem Quarter Dollar der USA, 2009. Foto: Bernisches Historisches Museum.
Die Bedeutung der Freimaurerei beruht nicht zuletzt darauf, dass zahlreiche wichtige Männer aus Politik und Kultur Freimaurer waren – von George Washington bis Winston Churchill und von Mozart bis Duke Ellington. Hingegen sind in der „regulären“ Freimaurerei Frauen bis heute nicht zugelassen. Ein großer Teil der Faszination, welche sie bis heute ausübt, besteht in der Geheimhaltung, zu der jedes Mitglied verpflichtet ist. Früher zum Schutz der Mitglieder gedacht, wurde sie aber auch missbraucht. Dies zeigt etwa der Skandal um die Loge P2, die im Italien der 1970er-Jahre zur Tarnung einer politischen Geheimorganisation genutzt wurde.
Die Ausstattung des Tempels der Freimaurerloge „Zur Hoffnung“ in Bern wird vorübergehend ins Bernische Historische Museum umziehen. Foto: Loge „Zur Hoffnung“, Bern.
Am Schluss der Ausstellung wird die Berner Loge „Zur Hoffnung“ porträtiert, die 1803 gegründet wurde. Einige Berner Freimaurer erzählen in Interviews, was ihnen dieses zeitintensive Engagement bedeutet. Die Loge stellt einen wesentlichen Teil der gezeigten Objekte als Leihgaben zur Verfügung. So wird u.a. der zentrale Raum der Loge, der Tempel, in der Ausstellung nachgebaut.
Winkel, Zirkel und Anker: Das Abzeichen der Berner Loge „Zur Hoffnung“. Foto: Loge „Zur Hoffnung“, Bern.
In der Ausstellung sind auch zahlreiche numismatische Gegenstände vertreten. Dazu gehören die Abzeichen der Logen, die im Jahre 1844 den Dachverband der Schweizer Freimaurerei, die Schweizerische Großloge Alpina gründeten. Kenner der Schweizer Numismatik werden in der Ausstellung auf einen bekannten Namen treffen. Ausgestellt ist nämlich der Freimaurerpass, der 1902 dem bedeutenden Berner Sammler Gottlieb Wüthrich Zutritt zur Grand Lodge of England in London verschaffte.
Georg VI. von Großbritannien, 2 Pfund, 1937. Foto: Bernisches Historisches Museum.
Ebenfalls präsent sind zahlreiche Münzen und Porträtmedaillen auf berühmte Freimaurer wie Voltaire, Georg VI. von Großbritannien oder Duke Ellington.
Nähere Angaben zu Öffnungszeiten, Anfahrt und Eintrittspreisen finden Sie auf der Webseite des Bernischen Historisches Museums.