von Ursula Kampmann
28. September 2017 – Er steht zwischen der persischen Welt und der Kultur der unterworfenen Völker, der Satrap, Verwalter der persischen Satrapien. Dieses Amt wäre für uns Münzfreunde eigentlich nicht weiter wichtig, wäre es nicht so entscheidend für die Entwicklung der Münzmotive gewesen. Die ersten Porträts im Münzbild, die tatsächlich authentische Züge lebender Menschen überliefern, sind Satrapen gewidmet. Ein guter Grund also, sich die Dissertation von Hilmar Klinkott, die er dem Satrapen als achaimenidischem Amtsträger und seinen Handlungsspielräumen widmet, genauer anzusehen.
Hilmar Klinkott, Der Satrap. Ein achaimenidischer Amtsträger und seine Handlungsspielräume. Verlag Antike. Frankfurt/Main 2005. 580 S. Hardcover. 15,3 x 22,5 cm. ISBN: 978-3-938032-02-2. 69,90 Euro.
Bei diesem Werk handelt es sich um eine großartige Quellenstudie, die detailliert zusammenfasst, was zu den Aufgaben eines Satrapen gehörte und über welche Machtmittel er verfügte. Sie verfolgt nicht nur die uns bekannten Satrapen in den westlichen Teilen des Perserreiches, die von Griechen bewohnt wurden, sondern alle, über die es Quellen gibt, und seien sie auch in demotisch, neubablonisch oder elamisch verfasst. Damit erhalten wir ein wesentlich allgemeingültigeres Bild von diesem Amt als wir es aus den Schilderungen eines Herodot erwarten könnten. Wobei Herodot natürlich nicht ausgespart ist; auch das, was die griechische Literatur an Informationen bietet, wird in die umfangreiche Monographie eingearbeitet.
Das Werk ist in vier Teile geteilt. Der erste beschäftigt sich mit den Amtsgebieten des Satrapen und seiner Verbindung zum persischen Königshof; der zweite ist der Innenpolitik gewidmet und stellt zusammen, welche Aufgaben beim Satrapen lagen; der dritte Teil dreht sich um die Außenpolitik, also quasi um den Satrapen als Heerführer und als Diplomaten. Erst dann folgt der Versuch einer Amtsdefinition. In einem vierten Teil wird ein Blick auf die Satrapien geworfen und zusammengestellt, in wie weit persische Infrastruktur in die Satrapien getragen wurde. Ein umfangreiches Literaturverzeichnis sowie Indices schließen das Werk ab.
Für den Numismatiker natürlich am wichtigsten ist die Frage, wie Klinkott den Sachverhalt des Prägerechts einschätzt. Er weist diesem Thema ein eigenes Kapitel zu, das er bewusst nicht in seine ausführliche Abhandlung von Verwaltung und Steuerwesen eingliedert. Er fasst auf 17 Seiten zunächst zusammen, was es über das persische und das lokale Münzwesen zu sagen gibt, um in seinem Fazit festzustellen: „Es gab damit keine reichsweit einheitliche Währung, sondern sie setzte sich zusammen aus durch Königssymbolik überlagertem Lokalgeld und achaimenidisch geprägtem Königsgeld mit rein persischer Ikonographie.“ Eine Art eigener „Satrapenwährung“ schließt er aus.
Damit ist leider die uns so brennend interessierende Frage nicht gelöst, warum es ausgerechnet Satrapen waren, die als erste auf den Münzen mit ihrem eigenen Porträt dargestellt wurden. Aber das ist auch nicht der Fokus von Klinkotts Arbeit. Es geht um die Aufgaben der Satrapen im persischen Reich, nicht um ihre Selbstdarstellung.
Aber hier kann nun der nächste mit wesentlich besseren Grundlagen weiterarbeiten. Denn mit Klinkotts Buch verstehen wir, welche Aufgaben die Satrapen im persischen Reich erfüllten. Welche Selbstdarstellung dafür nötig und in diesem Rahmen möglich war, und welche Rolle das Porträt in diesem Zusammenhang spielte, die Frage kann nun auf einer völlig neuen Materialbasis diskutiert werden.
Ausführlichere Informationen und weitere Rezensionen finden Sie auf der Website des Verlags Antike. Dort können Sie dieses Buch auch direkt bestellen.