von Annika Backe
16. November 2017 – Als die Mitarbeiter des Museums der Universität Bergen, Norwegen, am 14. August 2017 ihren Arbeitsplatz betraten, bot sich ihnen ein schockierendes Bild. Ihre Büros im fünften und sechsten Stock des Gebäudes an der Muséplass 3 waren durchwühlt. Wesentlich schwerer aber wog ein anderer Verlust. In den Lagerräumen im siebten Geschoss hatten Diebe eine große Zahl von Objekten entwendet. Die ermittelnden Behörden und die Universität baten die internationale Öffentlichkeit um ihre Mithilfe.
Das 1825 gegründete Museum der Universität Bergen. Foto: Nina Aldin Thuna / Wikimedia Commons / CC BY-SA 3.0.
Das Gebäude mit den kulturhistorischen Sammlungen wird seit 2014 im Rahmen eines umfassenden Renovierungsprojekts der Universität umgebaut. Die Einbrecher, so die Vermutung, konnten über ein Gerüst wohl am Abend des 12. August 2017 in die oberen Stockwerke gelangen. Von den dort eingelagerten, bereits für eine geplante Ausstellung sortierten Objekten aus der Zeit von ca. 600 v. Chr.-1030 n. Chr. stahlen sie knapp 400 kleinformatige Artefakte. Es handelte sich um leicht zu transportierende Gegenstände wie Schmuck, Münzen oder Beschläge. Ein großer Teil stammt aus Wikingergräbern der norwegischen Grafschaften Hordaland, Sogn og Fjordane, Rogaland und Sunnmöre.
Obwohl die Alarmanlage, mit der das Gerüst ausgestattet worden war, am fraglichen Abend zweimal anschlug, konnte die zuständige Sicherheitsfirma bei der Inspektion der Außenseite des Gebäudes nichts Verdächtiges feststellen.
Museumdirektor Henrik von Achen zeigte sich bestürzt über den Verlust der Objekte, über den Medien in der ganzen Welt berichteten. Auf der Webseite der Universität Bergen äußerte er sich zu dem Vorfall: „Für uns als Museum ist die Pflege unseres kulturellen Erbes die vordringlichste Aufgabe. Die gestohlenen Objekte haben keinen so großen Geldwert, sind aber von großer historischer Bedeutung. Wir können nur hoffen, dass das Verlorene zurückgegeben wird, und dafür sorgen, dass dies nicht noch einmal geschieht. Ich empfinde eine große Verantwortung.“ Den Mitarbeitern sprachen sowohl er als auch die Leitung der Universität das Vertrauen aus.
Um die wichtigen Zeugnisse norwegischer Kulturgeschichte zurückzugewinnen, ermittelten nicht nur Interpol und die Weltzollorganisation. Gezielt bat die Universität die Öffentlichkeit um Mithilfe. Auf Facebook wurde eine eigene Seite eingerichtet mit dem Titel „Diebstahl im Historischen Museum“ („Tyveriet pa Historisk museum“). Dort wurden Bilder der entwendeten Artefakte eingestellt, um ihren Bekanntheitsgrad zu steigern und ihren Verkauf damit zu erschweren. Wer ein Museumsobjekt erkannte, wurde gebeten, sich zu melden. Schnell und unkompliziert ging dies mit einer E-Mail.
Dass der Diebstahl bald restlos aufgeklärt wird, ist nach jüngsten Meldungen zu hoffen. So ist auf der Webseite der Universität Bergen seit 13. November 2017 zu lesen, dass die norwegische Polizei vier Tatverdächtige festgenommen habe. Ein „Tag der Freude“ sei es gewesen, als man feststellte, dass das Museum in diesem Zusammenhang ungefähr zwei Drittel der vermissten Objekte wieder zurückerhält. Dieser Erfolg wird wesentlich dem Umstand zugeschrieben, dass man die Artefakte so gut dokumentiert im Internet bekannt gemacht habe. Nun gehe es darum, die durch unsachgemäße Behandlung entstandenen Schäden zu begutachten. Für die Auffindung der noch fehlenden Stücke zählt man weiterhin auf die Mithilfe der Öffentlichkeit.
Die gestohlenen Münzen finden Sie hier.
Zur erwähnten Facebook-Seite kommen Sie hier.
Ansehen können Sie sich die Bilder auch bei Flickr.
Alle wichtigen Informationen zum Vorfall und die jüngste Erfolgsmeldung finden Sie auf der Webseite der Universität Bergen.
Und die ICOM-Meldung über den Diebstahl lesen Sie hier.