von Ursula Kampmann
7. Juni 2018 – „Ein Verein ist eine freiwillige und auf Dauer angelegte Vereinigung von natürlichen und juristischen Personen zur Verfolgung eines bestimmten Zwecks, die in ihrem Bestand vom Wechsel ihrer Mitglieder unabhängig ist.“ So lautet die Definition der unfehlbaren Wikipedia, wenn es um die Begriffsbestimmung „Verein“ geht. Die Wirklichkeit sieht ganz anders aus, denn jeder Verein steht und fällt mit seinen Mitgliedern und deren Willen, sich selbst einzubringen, um ihre Begeisterung zu leben und nach außen zu tragen.
Numismatische Neuigkeiten rund um Herzberg (Elster). Festschrift zur 50-Jahrfeier der Herzberger Münzfreunde e. V. 2017. Herausgeber: Ulf Lehmann. 226 mit zahlreichen farbigen Abbildungen. Broschiert. 17 x 24 cm. ISBN 978-3-940635-57-0. 23 Euro.
In diesem Sinne sind die Herzberger Münzfreunde etwas ganz Besonderes, denn es gelingt ihnen seit einem halben Jahrhundert, den Funken der Numismatik in der kleinen Stadt Herzberg an der Elster mit ihren rund 9.000 Einwohnern am Glühen und Lodern zu erhalten. Gegründet im Jahr 1967 als Fachgruppe Numismatik, um Zugang zu erhalten zu den Gedenkmünzen der DDR, hat der Verein heute 34 Mitglieder mit einem Durchschnittsalter von 59 Jahren. Und dazu eine Vielzahl an Sympathisanten!
2017 feierte der Verein sich selbst und sein 50jähriges Bestehen durch die Herausgabe einer Festschrift. Diese wird bezeichnet als ein Lesebuch für alle, die sich für Geld interessieren. Und tatsächlich ist das Spektrum der Artikel bunt, bietet für jedes Jahr des Bestehens einen Aufsatz, wobei die Themen vom Mittelalter bis in die Gegenwart reichen, von der Geldgeschichte bis zur Vereinsgeschichte.
Besonders stolz ist man in Herzberg darauf, dass Prof. Dr. Bernd Kluge mit seinem Beitrag über die mittelalterliche Münzgeschichte von Karl dem Großen bis Richard Löwenherz den Reigen anführt. Bereits als junger Doktorand war der heute emeritierte Wissenschaftler bei den Münzfreunden von Herzberg zu Gast. Nun hielt er zum 50. Geburtstag des Vereins den Festvortrag.
Besonders der persönliche Aspekt macht diese Publikation so liebenswert. Da ist eine trockene Zusammenstellung der urkundlichen Quellen zur Münzprägung in Herzberg mit Kinderzeichnungen bunt illustriert. Da findet man alte Bilder aus der Vereinsgeschichte mit all den Erinnerungen, die daran hängen. Und der Raub von 32 Münzen und Medaillen aus der letzten Bezirks-Münzausstellung der DDR in der Nacht vom 26. auf den 27. Mai 1990 wird dokumentiert. Dass die 100.000 DM Schaden, die in der Lausitzer Rundschau angegeben werden, auf 3.169,54 DM Versicherungswert zusammenschrumpfen, zeugt nicht von der Knausrigkeit der Versicherung, sondern von der typisch journalistischen Übertreibung …
Natürlich gibt es auch viele Artikel, in denen der Hintergrund zu einzelnen Medaillenausgaben, zu Schatzfunden, Notgeld u. a. fundiert und detailliert recherchiert wird.
Bemerkenswert ist das sehr gekonnte Design! Farblich ansprechend, ohne zu bunt zu werden. Mit genügend Platz und sorgfältig ausgesuchten Schrifttypen. Da war ein echter Könner am Werk, von dem sich viele, die gewerblich numismatische Fachbücher publizieren, noch etwas abschauen könnten.
Kurz, es macht Vergnügen, in der Festschrift zu stöbern und sich festzulesen. Sie ist ein wunderbares Zeugnis dafür, wie aktiv in der deutschen Kulturszene die Vereine sind! Es sind eben nicht die natürlichen und juristischen Personen, die den Verein ausmachen, sondern das, was wir lieber als Menschen bezeichnen.
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