Auf nach Südspanien! Folge 7: Wunderschönes Cordoba

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von Ursula Kampmann

6. September 2018 – Sehen Sie sich auch als den einsamen Entdecker, sobald Sie sich auf eine Reise begeben? Das einzige, was dieses wunderbare Gefühl ein wenig beeinträchtigt, sind all die anderen Touristen, die sich aufspielen, als wären sie allein auf der Welt. Wir sind auf unserer Reise durch Südspanien inzwischen in Andalusien angekommen, der touristenintensivsten Region Spaniens. Hinsichtlich der Besucherzahl schlägt Andalusien alle anderen Provinzen inklusive Madrid um mehr als das Doppelte. In anderen Worten: Über 2,5 Mio. Menschen besichtigen jährlich Sevilla, über 1,8 Mio. Menschen Granada und immerhin noch 990.000 Menschen Cordoba. 

Glauben Sie ja nicht, Sie könnten die Mezquita einmal so leer erleben: Wir haben in der Mittagszeit mehr als eine halbe Stunde gewartet, bis uns kurzfristig niemand mehr ins Bild gelaufen ist. Foto: KW.

Das Problem dieser Menschenmengen ist die Tatsache, dass sie sich nicht wie in anderen Touristenhotspots wie London oder Rom über eine ganze Stadt verteilen. Nein, jeder Tourist will eine ganz bestimmte Sehenswürdigkeit entdecken: Die Mezquita in Cordoba, das Grab des Kolumbus in Sevilla und die Alhambra in Granada.
Also, machen wir uns auf die Reise. Begleiten Sie uns auf unserem einsamen Weg durch die Touristen-Massen in Cordoba.

Die Mezquita ist im Stadtbild von Cordoba eher unauffällig. Foto: KW.

Dienstag, 28. März 2017

Trotz herrlichstem Wetter waren wir nicht wirklich gut gelaunt. Vielleicht weil wir nicht ausgeschlafen waren. Die Nachbarschaft hatte sich als ziemlich geräuschintensiv erwiesen, und das obwohl wir weit ab vom Stadtzentrum Quartier genommen hatten. Entweder rechnete man mit vielen Einbrechern oder Cordoba hegt eine mir bislang unbekannte Vorliebe für kläffende Köter. Nun, als wir am Morgen in den Frühstücks-Saal kamen, sahen wir, dass überall gigantische Bilder von Hunden hingen…

Immer eine sichere Richtung, wenn man ein Foto ohne Touristen machen möchte: Der Blick nach oben. Wundern Sie sich nicht, wenn in diesem Beitrag diese Blickrichtung auffällig oft vertreten ist. Foto: KW.

Wir machten uns per Taxi auf den Weg in die Innenstadt. Wer nun zu glaubt, man könnte die Mezquita in Ruhe besichtigen, der muss jetzt einen schönen Traum ad acta legen. Auch in der Vorsaison ist sie von Reisegruppen überfüllt. Es gibt nur einen Trick: Man warte auf die Mittagszeit. Dann nämlich wird touristus communis von seinem Reiseleiter zur Futterkrippe geführt. Mit anderen Worten: die Touristenmengen nehmen kurzfristig ab.

Ein Lieblings-Selfie-Platz, verwaist für mindestens 2 Sekunden. Foto: KW.

So ganz gelang uns das bewährte Timing heute nicht. Als wir kurz vor Mittag die Mezquita betraten, war sie immer noch derart voll, dass man kein Foto ohne Touristen machen konnte. (Es sei denn man fotografierte nach oben.) Überall entstanden Selfies. Und zwar in Serie. Ein Lieblingsplatz war ein bunter Lichtfleck, der von einem Glasfenster hervorgerufen wurde. Ich wartete eine halbe Ewigkeit, um ihn ohne Menschen zu fotografieren. Umsonst. Das gelang erst wesentlich später. Während meiner Wartezeit variierten ständig wechselnde Paare ein gemeinsames Foto: Sich küssend, in die Höhe springend, sich küssend in die Höhe springend, allein in die Höhe springend (derzeit besonders beliebt bei japanischen Touristinnen).

Die mit Mosaiken geschmückte Kibla-Wand. Foto: KW.

Vor lauter Selfies hätte man beinahe vergessen können, wie großartig die Mezquita ist. Dieser unglaubliche Wald von Säulen, die von den berühmten weiß-roten Steinbögen bekrönt werden. Dazu gibt es immer wieder besonders geschmückte Ein- und Übergänge. Besonders umwerfend ist die Kibla-Wand mit ihrem prachtvollen Goldmosaik. 

Eine unglaubliche Pracht: Der Blick nach oben. Foto: KW.

Der byzantinische Kaiser soll auf Bitte des Bauherrn nicht nur die Handwerker geschickt, sondern ihnen als Geschenk Tausende von kleinen Mosaiksteinchen mitgegeben haben.

Im Zeichen des Kreuzes tötet Santiago die Mauren. Wie war das doch gleich mit der christlichen Nächstenliebe? Foto: KW.

Wie die Faust aufs Auge passt dazu die Kathedrale, die mitten in den Säulenwald gebaut ist. Schon zur Zeit der Renaissance erkannte man, was man da zerstört hatte. Nicht umsonst konnte sich das Gerücht verbreiten, dass man dem unerfahrenen Karl V. die Erlaubnis zum Kirchenbau geradezu abgeluchst habe. Er selbst sei entsetzt gewesen sei, als er zum ersten Mal sah, welche Schönheit der christlichen Kirche hatte weichen müssen.

Ursprüngliches Mosaik aus der westgotischen Kathedrale. Foto: KW.

Übrigens, vor der Moschee gab es an diesem Ort bereits einen römischen Tempel und danach eine Kathedrale der Westgoten, die dem hl. Vincent von Saragossa geweiht war. Es heißt, sie war die einzige Kirche, die während der muslimischen Eroberung im 8. Jh. erhalten blieb. Die beiden Glaubensgruppen hätten sie für den Gottesdienst geteilt. Erst als die Mezquita in Planung war, kaufte Abd ar-Rahman den Christen ihren Anspruch ab. Ob das stimmt, oder ob es sich um eine Legende handelt, die das gute Zusammenleben der Religionen in Andalusien vor der Reconquista illustrieren soll, weiß niemand. 

Wir ließen uns bei der Besichtigung jedenfalls Zeit, vor allem weil die Mezquita von Minute zu Minute leerer wurde und irgendwann geradezu so etwas wie eine andächtige Stimmung aufkam!

Ein Blick in den Hof des Alkazar. Foto: KW.

Unser nächster Weg führte uns – nachdem wir uns im Tourismusbüro einen Stadtplan geholt hatten, mit dem man sich wunderbar verlaufen konnte – zum Alkazar der Reyes Katholikos. Nun, der Bau ist ganz nett, aber sicher nichts Besonderes. Überraschend sind nur die sehr qualitätvollen römischen Funde, die hier aufbewahrt werden. 

Detail aus dem Sarkophag des 3. Jh. n. Chr. Foto: KW.

Man sah eine Reihe großformatiger Mosaiken sowie einen beeindruckenden Sarkophag aus dem 3. nachchristlichen Jahrhundert. Ja, die Funde ließen erahnen, dass Cordoba ein bedeutendes römisches Zentrum war. Schließlich stammte der nicht ganz unbekannte Philosoph Seneca von hier.

Die Gärten. Für die wichtigsten Selfie-Standorte siehe Pfeil 1 und 2. Foto: KW.

Größte Sehenswürdigkeit des Alkazar sind nicht die Mosaiken, sondern die Gärten, die wirklich wunderschön sind, wenn es richtig heiß wird. Die Gärten bieten riesige Fischteiche, kleine Wasserspiele, weiße Lilien, bunte Blumenbeete und ein prachtvolles Gebiet für Feldforschungen, wenn man sich für das Selbstporträt des postmodernen Durchschnitts-Touristen interessiert.

Sie glauben gar nicht, wie viele vom Reiseleiter gehetzte Touristen uns und unserem ruhigen Platz in der Taberna Los Geranios einen neidvollen Blick zuwarfen. Foto: KW.

Wir beschlossen, erst einmal im Judenviertel zu essen. Nach einigen Irrwegen fanden wir den optimalen Platz: Die Taberna Los Geranios in einem wunderschönen Innenhof, der – nomen est omen – mit Dutzenden von Geranientöpfen begrünt war. Das Essen war hervorragend und die Stärkung nötig, denn schließlich wartete das archäologische Museum auf uns.

Die große Vitrine mit Münzschätzen steht noch vor dem Eingang zur Ausstellung. Foto: KW.

Trotz irreführendem Stadtplan fanden wir es und verbrachten darin mehr als eine anregende Stunde. Kein Wunder. Numismatik wird groß geschrieben! Eine ganze Vitrine mit Beispielen der bekanntesten Hortfunde der Gegend war ausgestellt. 

Aus mehreren Schatzfunden – von der römischen Zeit bis zum 12. Jh. – werden Münzen ausgestellt. Foto: KW.

Es lief ein kleiner Film, in dem die islamischen Dinare und Dirhems erklärt wurden. Und das war nur der Beginn.

Stele von Ategua. Foto: KW.

In einer ganz neuen Ausstellung präsentierte man die Funde aus der Gegend von Cordoba von der Steinzeit bis zur Wiedereroberung durch die Christen. Und da gab es jede Menge spektakulärer Objekte!!!
So zum Beispiel die Stele von Ategua mit einer neolithischen Darstellung eines von Pferden gezogenen Wagens. Und das war noch lange nicht alles.

Bronze-Buchstaben einer Monumentalinschrift des 3. Jh. n. Chr. Foto: KW.

Mozarabische Glocke. Foto: KW.

Schachfiguren aus dem 10. Jh. n. Chr. Foto: KW.

Ein Kapitell mit Darstellungen von arabischen Musikern, ebenfalls aus dem 10. Jh. n. Chr. Foto: KW.

Was aus Marmorstatuen wird, wenn sich niemand dafür interessiert. Foto: KW.

Im untersten Stock lag eine Original-Grabung. Es scheint in Spanien üblich zu sein, dass man das Museum gleich an dem Ort baut, an dem man sowieso etwas gefunden hat. In diesem Falle war es das ehemalige Theater.
Eingebaut war ein wesentlich jüngerer, für jeden, der sich mit Kulturgüterangelegenheiten beschäftigt, hoch interessanter Kalkofen, der einst dazu diente, römische Marmorstatuen einer praktischen Verwendung zuzuführen, vulgo Kalk zu brennen. Ich könnte mir vorstellen, dass es Politiker interessieren sollte, dass die meisten römischen Statuen nicht wegen der bösen, bösen Sammler in den Museen fehlen, sondern weil Einheimische eine wesentlich bessere Verwendung für den alten Kram hatten… 

Ich habe eine schlechte Angewohnheit: Wann immer ich ein Museum verlasse, schaue ich im Buchladen nach, ob es nicht irgendwelche numismatischen Bücher gibt, die ich dringendst für meine kleine Bibliothek brauche. Ich rechnete nicht damit, in Cordoba fündig zu werden. Wie habe ich mich getäuscht! Mehrere Bücher über die lokalen Funde waren ausgestellt. Allerdings gerieten die Damen hinter der Kasse ganz schön ins Schwitzen, als ich die merkwürdige Bitte äußerte, die ausgestellten Bücher kaufen zu dürfen. Nein, zum Kaufen seien die nicht. Sie wüssten auch nicht, was sie kosten würden, und wo man sie bestellen könne. Wir lernen: Dass im Buchladen eines spanischen Museums ein numismatisches Opus liegt, will nicht heißen, dass die Museumsleitung es auch verkaufen will.

Maimonides. Foto: KW.

Eigentlich hätte es damit gereicht. Wir waren müde, die Füße taten uns weh, aber wir wollten unbedingt noch das Standbild des Maimonides finden. Wo würden Sie eine Statue suchen, die nicht im Stadtplan eingezeichnet ist? Unser Tipp war der gleichnamige Platz. Ein Irrtum. Wir suchten weiter. Wir fanden erst die Statue eines jüdischen Augenarztes, dann die von Averoes, Maimonides aber verbarg sich hartnäckig. Wir entdeckten ihn erst, als wir schon auf dem Rückweg waren. Das heißt, wir entdeckten eine Ansammlung von gefühlt 80 Touristen, die alle ein Selfie machten, dahinter verbarg sich der Gesuchte.
Danach hatten wir genug und ließen uns nach hause in den Parador expedieren.

Mittwoch, 29. März 2017

Eigentlich wollten wir heute nach Madinat al-Zahra fahren, zur Ruine eines Schlosses aus der Omayadenzeit. Das Taxi war schon bestellt, als eine andere Touristin uns freundlicherweise darauf aufmerksam machte, dass man nichts sehen würde, weil alles in restauro sei. Wir disponierten also schnell um und fuhren noch einmal in die Innenstadt von Cordoba.

Mein favorisierter Standort, wenn es um die römische Brücke geht: So weit weg, dass man die Menschenmassen nicht sieht. Foto: KW.

Wir hatten ein gewaltiges Erfolgserlebnis! Waren wir gestern schon geschockt gewesen von den Besuchermaßen, die sich in die Mezquita wälzten, so war das nichts im Vergleich zum heutigen Auftrieb: Unzählige Schulklassen und Touristengruppen, gemischt mit vereinzelten Individualreisenden schoben sich in Richtung Eingang. Ha, ohne uns. Wir hatten das gestern erledigt. Auch die Römerbrücke war schwarz vor Menschen. Wir ließen sie deshalb links liegen und gingen zur nächsten Brücke über den Guadalquivir, von wo aus man die Römerbrücke sowieso viel besser sehen konnte.

Das Museo Julio Romero de Torres. Vor allem für Liebhaber von spanischen Banknoten ein Muss! Foto: KW.

Wir flanierten ein wenig am Rand der Innenstadt und standen plötzlich vor dem Museo Julio Romero de Torres. Machen Sie sich nichts daraus, wenn Sie diesen Maler nicht kennen. Mir war er auch kein Begriff, ehe ich nach Cordoba kam. 

Plakat, das bereits vor dem 1. Weltkrieg Touristen nach Cordoba lockt.

Hier kann man keinen Schritt machen, ohne irgendwo über sein kleines Kohlenmädchen (siehe Museumsplakat) zu stolpern. Ohne jeden Zweifel, Julio Romero (1874-1930) mochte Frauen und dazu all das, was uns heute als typisch spanisch gilt: Flamenco, Stierkampf, Frömmelei und immer wieder Frauen mit dunklen Augen, Mantillas und oben möglichst wenig oder am besten gar nichts. (Sein Gemälde Naranjas y limones traue ich mich gar nicht abzubilden, sonst bin ich beim amerikanischen Google bestimmt unten durch!)

Die alte 100-Peseten-Note von 1953 mit dem Porträt des Malers.

Seine Anhänger wollen das Sozialkritische in den Bildern sehen. Nun ja, als kritisch gilt wohl schon die Tatsache, dass Romero neben all den hochlöblichen Honoratioren überhaupt Angehörige der Unterschicht malte. Seine Schönheiten warben und werben für alle möglichen Produkte wie Wein, Alkohol, Süßigkeiten und Cordoba selbst. Romero war Mitte des 20. Jh. in Spanien so bekannt, dass sein Konterfei auf der Vorderseite des 100 Peseten-Scheins von 1953 abgebildet ist und eines seiner Mädels auf der Rückseite.

Der Fohlenbrunnen, den schon Cervantes in seinem Don Quichote beschrieb. Foto: KW.

Übrigens, das ist nicht die einzige Sehenswürdigkeit in dieser relativ ruhigen Ecke von Cordoba. Den Fohlenbrunnen, an dem früher der Viehmarkt abgehalten wurde, beschrieb schon Cervantes in seinem Don Quichote!

Die Überreste des römischen Tempels und seine Rekonstruktion im archäologischen Museum. Foto: KW.

Wir flanierten weiter, besuchten die marginalen Überreste eines römischen Tempels, tranken irgendwo einen frischen Orangensaft und landeten im Stierkampfmuseum.

Julián López Escobar war bereits mit 17 Jahren der am höchsten bezahlte Stierkämpfer der Welt. Sein unkonventioneller Kampfstil machte ihn berühmt. Foto: KW.

Wenig ist heute in Spanien umstrittener als der Stierkampf. Das konnte man zuletzt 2016 erleben, als der 29jährige Torero Victor Barrio von einem Stier mit dem Horn ins Herz getroffen wurde und starb. Die Kommentare im Internet waren menschenverachtend und zeugen von einer Gleichgültigkeit gegenüber den Hinterbliebenen, die beeindruckt. Dass man den Verstorbenen als Psychopathen und Idioten bezeichnete, der selbst an seinem Tod schuld sei, war noch das wenigste.
O geheiligte Logik! Den Stierkampf zu akzeptieren ist heute gesellschaftlich nicht mehr akzeptabel. Dagegen ist es Kult, am Fest von San Fermin in Pamplona teilzunehmen. Da zeigen dann Hunderte von jungen Männern, wie mutig sie sind, indem sie vor einer Gruppe von Stieren weglaufen. Obwohl es jedes Jahr Tote und Verwundete gibt, denkt niemand daran die armen Irren, die diesen Nervenkitzel brauchen, um sich als Mann zu fühlen, vor sich selbst zu schützen.

El Cordobes am 8. Mai 1966. Foto: André Cros / cc by-sa 4.0. Archiv municipales de Toulouse 53Fi453.

Was für ein Mentalitätswandel, wenn man daran denkt, dass noch vor einem halben Jahrhundert El Cordobes die Herzen der ganzen Welt im Sturm eroberte! Jeder kleine Junge wollte damals Torero werden, und in Cordoba wurde eine Schule dafür gegründet. Große Künstler wie Hemingway oder Picasso verherrlichten den Kampf des einsamen Torero mit dem starken Stier. Und der tragische Tod des Manolete 1947 konnte von Franco benutzt werden, um einem ganzen Land das Ideal der Selbstaufopferung zu suggerieren.
Wohlgemerkt, es geht mir nicht um richtig oder falsch. Ich möchte mich nicht auch noch in die Diskussion einmischen, ob es menschlicher sei, ein Schwein nach einigen Monaten Stallhaltung quer durch Europa zu kutschieren, um es möglichst billig vom Leben zur Wurst zu befördern. Natürlich hat ein eigens für den Kampf gezüchteter Stier ein wunderschönes Leben verglichen mit dem, was ein durchschnittlicher Suppenfleischlieferant über sich ergehen lassen muss…
Was mich einfach so interessant dünkt, ist die Tatsache, dass vor 50 Jahren jeder Intellektuelle fasziniert war vom Spektakel, das sich um den Tod eines Stieres rankt, während heute genauso selbstverständlich jeder sich für gebildet haltende Mensch angewidert die Nase rümpft. Erinnert Sie das an etwas? Haben wir beim Sammeln nicht genauso einen Mentalitätswandel erlebt? Und da erzähle mir noch jemand, es gäbe ewige Werte.

Wenn Sie ein Foto ohne andere Touristen machen wollen, sollten Sie vor 6.00 am Platz sein. Foto: KW.

Nach dem Stierkampfmuseum wanderten wir durch die engen Gassen des Judenviertels. Wir aßen (zu viel), suchten und fanden die Calleja de las Flores, eines der beliebtesten Fotomotive von Cordoba. Das Gässchen ist mit Dutzenden von blauen Geranientöpfen geschmückt, die sich, wenn man sich richtig positioniert, wunderschön um das Minarett der Mezquita schmiegen. Wer nun kein Selfie, sondern ein Foto machen möchte, hat eine Geduldsprobe vor sich. Reisegruppe um Reisegruppe zieht im Entenmarsch vorbei. Und ehe man sich selbst, das Minarett und die Geranien in Position gebracht hat, kommt schon die nächste und vermiest einem die Illusion, allein in Cordoba gewesen zu sein!

Aber immerhin: Während wir uns ein Taxi für die Heimfahrt suchten, machten wir die beruhigende Erfahrung, dass sich immer noch ein Strom von Touristen in die Mezquita ergoss. Es ist doch ein beruhigendes Gefühl, den Eindruck zu haben, man habe selbst den günstigsten Zeitpunkt für die Besichtigung gewählt!

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