Die Terrakotta-Porträts von Benjamin Franklin

[bsa_pro_ad_space id=4]

von Ursula Kampmann

11. Juni 2015 – Es gibt Menschen, die haben viele Geschichten zu erzählen über die Münzen und Medaillen, die sie verkaufen. Richard Margolis gehört zu ihnen. Sich in einer ruhigen Stunde an einer Münzbörse an seinen Tisch zu setzen, um ihm zuzuhören, ist immer ein Gewinn. Besonders eloquent wird er, wenn sein eigenes Sammelgebiet involviert ist, die Medaillen, die zwischen den Jahren 1763 und 1788 geprägt wurden. Und ganz besonders interessant wird es, wenn er von seinen Forschungen zu den Terrakottaporträts des italienischen Künstlers Jean-Baptiste Nini erzählt. Nun hat Richard Margolis all sein gewaltiges Wissen in einem Buch zusammengefasst, das sich ausschließlich mit den Porträts Benjamin Franklins in Terrakotta von Jean-Baptiste Nini beschäftigt.

Richard Margolis, Benjamin Franklin in Terra Cotta. Kolbe & Fanning, Gahanna (OH), 2015. 232 S. mit Farbabbildungen. 26 x 33,8 cm. Hardcover. ISBN: 978-0-934352-12-3. US$ 195.

Kolbe & Fanning haben das Buch verlegt. Und wie es sich für Menschen gehört, die auf numismatische Buchraritäten spezialisiert sind, ist in ihrem Verlag ein bibliophiles Werk erschienen, das allein schon durch seine kostbare Aufmachung eine Freude für jeden Büchernarren ist: In Leinen gebunden, auf dem Rücken der Buchtitel in Golddruck, ein ansprechend gestalteter Buchumschlag, feines Papier mit einem Satzspiegel, der der Seite Platz zum Atmen lässt, großartige Abbildungen und ein zurückhaltendes Layout. Ach ja, man möchte das Buch allen numismatischen Verlagen empfehlen, um ihnen zu zeigen, wie schön numismatische Bücher sein können.

Der Inhalt passt zur Aufmachung. Richard Margolis erzählt in klaren Sätzen, wie die wundervollen Porträts einst entstanden. Verantwortlich dafür war der geschäftstüchtige Eigentümer von Schloss Chaumont, Jacques-Donatien Le Ray, der nicht nur ein großer Freund der amerikanischen Unabhängigkeit war, sondern auch eine Manufaktur für Kristall und Gebrauchskeramik betrieb, die von dem Künstler Jean-Baptiste Nini geleitet wurde.
Und damit sind schon die wichtigsten Namen gefallen. Le Ray veranlasste Jean-Baptiste Nini von Franklin mehrere Porträts für die leicht und billig reproduzierbaren Terrakotta-Medaillons herzustellen, die er in seiner Fabrik anfertigte. Es ging ihm weniger ums Geschäft als um die Förderung der amerikanischen Sache. Es war wichtig, mit Benjamin Franklin den Mann bekannt zu machen, der in Frankreich Hilfe für die Vereinigten Staaten suchte, um die Unabhängigkeit von Großbritannien durchzusetzen. Schließlich waren die Adligen und reichen Bürger, die solche Medaillons kaufte, genau diejenigen, die auch politisch von Bedeutung waren.

Das Resultat dieser Geschichte sind die prachtvollen ziegelroten Medaillons, die Richard Margolis mit einer Aufmerksamkeit untersucht und vorstellt, wie sie nur ein Mann aufbringen kann, der sich Jahrzehnte mit der Materie beschäftigt hat. Natürlich kommt er zu interessanten Schlussfolgerungen. So trennt er sorgfältig die zeitgenössischen, von der Fabrik auf Chaumont hergestellten Medaillons von den späteren Abgüssen. Er katalogisiert die verschiedenen Typen und die dazu bekannten Gussformen in einer bemerkenswerten Ausführlichkeit. Hier fließt das über Jahrzehnte angesammelte Wissen mit ein, und man meint den Autor selbst zu beobachten, wie er das Medaillon in seiner Hand dreht und dabei den Zuhörer auf die verschiedenen Besonderheiten hinweist.
Umfangreiche Appendices schließen das Buch ab. Hier spricht der Autor über interessante Randthemen wie die bedeutenden Sammler, die Nini-Medaillons in ihrem Besitz hatten, oder über die Rückseitenmarkierungen, die auf einigen Medaillons auftauchen und wohl auf Versuche zurückgehen, Nachgüsse herzustellen.

Das Buch endet mit zwei weiteren Beiträgen zu Terrakotta-Medaillons, zum einen zu einem weiteren Beispiel mit dem Porträt Benjamin Franklin, geschaffen von Jean Martin Renaud, zum anderen zum Modell der Libertas Americana Medaille.

Man kann diese Buchvorstellung mit einfachen Worten zusammenfassen: Wer schöne Dinge zu schätzen weiß, wird dieses Buch lieben.