22. November 2010 – Selten trifft sich die Familie der „Eucoprimaten“ ein zweites Mal in einer Stadt, doch nach 22 Jahren geschah dies erneut im Jahr 2010 in Heppenheim. Nicht ohne besonderen Grund, wie jeder bemerkt haben wird …
Yackkäse-Würfel aus Buthan, die an manchen Orten des Landes als Kleingeld dienten. Foto: Prof. Dr. Rolf Denk.
Doch bevor ich mein Loblied auf Heppenheim an der Bergstraße zu singen beginne, sei gern berichtet, dass auch für dieses Treffen, das vom 15. bis zum 17. Oktober stattfand, wie selbstverständlich alles wieder bestens organisiert gewesen ist: Die neueste Ausgabe des „Primitivgeldsammlers“ lag vor, alle konnten eine interessante Foto-Dokumentation über diverse Formen des Salzgeldes studieren, ein Referent war für den zweiten Abend gewonnen, pünktlich ging alles wie geplant über die Bühne.
Hier sei den Organisatoren ein herzliches Dankeschön ausgesprochen. Ihre Mühe hat sich gelohnt, ihre umsichtig agierende lenkende Hand machte das Treffen zu einem großen Erlebnis, das sicher sehr lange in angenehmer Erinnerung bleiben wird.
Käferbein-Kette von den Admiralitätsinseln. Foto: Prof. Dr. Rolf Denk.
Heppenheim war ein wunderschöner Ort für das Treffen. Das nur vier Kilometer entfernte Kloster Lorsch, von dem leider nur noch das romanische Torgebäude erhalten ist, steht keineswegs zufällig auf den Weltkulturerbe-Listen der UNESCO. Und die Altstadt unseres Tagungsortes – vom letzten Krieg nahezu unberührt – gleicht einer Idylle, interessant und anheimelnd. Nebenbei: Besonders reizvoll war für uns der „Laternenweg“ durch Heppenheim, der Besuchern wie Einheimischen in kunstvoll gestalteten, an Laternen angebrachten Scherenschnitten Sagen und Märchen der Region illustriert. Wie schön und anregend wäre es wohl, würden wir einmal in einer ähnlichen Form unser Thema „Primitivgeld“ für Menschen darstellen, die noch keine Gelegenheit zu Einblicken in die Geldgeschichte und die Geldformen in der Vergangenheit ferner Völker hatten?
Am Samstag durften die rund 50 am Treffen Beteiligten einen Höhepunkt im Hause eines Sammlers und Mitglieds erleben. Auch da waren Staunen und Begeisterung angesagt! Wir konnten eine überreiche Sammlung bewundern. Afrikanische Geldformen und zahllose Kultgegenstände aus dem schwarzen Kontinent boten sich den Betrachtern in nahezu unvorstellbarer Vielfalt dar, hervorragend präsentiert und gut gepflegt. Dies alles besichtigen und bestaunen zu dürfen, verdient hier noch einmal allergrößten Dank.
Ein Blick in die Ausstellung der Stadtsparkasse. Foto: Rolf Braun.
Doch damit nicht genug: Der Weg aus der Innenstadt hinauf zum Haus der Sparkasse lohnte noch einmal. Uns empfingen Herr Hofferbert und Frau Schreier, bereit, uns durch eine didaktisch hervorragend aufbereitete Ausstellung zur Geschichte des Geldes und des Wirkens einer Stadtsparkasse zu geleiten. Das Museum der Sparkassenstiftung Starkenburg spiegelt die Entwicklung dieses Instituts von seiner Gründung im 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart wider, zeigt dessen Aufgaben sowie die Banktechnik, Geldscheine und Münzen im Wandel der Zeiten. Hinzu kamen zwei weitere Räume, gefüllt mit edlen Stücken aus einer Privatsammlung. Zu sehen gab es Objekte aus vier Erdteilen, anschaulich die Vielfalt früher Zahlungsmittel demonstrierend. Unter all den beeindruckenden Dingen fielen mir besonders solche Raritäten und Kuriosa auf wie beispielsweise die Käsewürfel-Geldkette oder die Käferbeinkette oder die Schale mit den Teufelsperlen oder, oder …
Am Samstagabend referierte Herr Professor Dr. Doehring über das Thema „Kindergesundheit, reflektiert in afrikanischen Artefakten“. Die hohe Kindersterblichkeit im Sub-Saharischen Afrika und der oftmals schwierige Zugang zu den medizinischen Einrichtungen lässt die Menschen traditionell Schutz bei den Gesundheitsamuletten für Kinder suchen. Da diese mit den Verstorbenen bestattet werden, bestehen für Sammler kaum Chancen. Professor Dr. Doehring konnte jedoch einige Originale vorzeigen neben interessanten Bildern von Tieren und Landschaften. Zugleich erläuterte er die Methoden seiner Arbeit, speziell die Gesprächsführung mit Müttern und traditionell arbeitenden Heilern. Er warb auch für sein nächstes Projekt, das dem Thema „Armut und Amulette“ gewidmet sein wird. Hoffentlich können viele Afrika-Sammler seiner Bitte nachkommen, seine Arbeit an diesem bedeutsamen Projekt zu unterstützen und Material zur Verfügung zu stellen.
Bei der abschließenden Versammlung stand neben einem Bericht über die Arbeit mit der homepage auch zur Debatte, wie neue Mitglieder für die Eucoprimo zu gewinnen seien und was dazu unternommen werden könne und müsse. Alle Gedanken und Vorschläge wird der Vorstand sicher aufgreifen. Sie betrafen sowohl werbende Aktionen der Mitglieder als auch die verstärkte Nutzung des Internets.
Kaum berührt wurde dagegen die ebenfalls gestellte Frage, was denn einmal Gewonnene dazu bringt, bei der Eucoprimo zu bleiben. Da hierzu kaum debattiert worden ist, will ich eine eigene Antwort formulieren. Sie lautet: Es liegt sicher an der freundlichen, ja geradezu familiär zu nennenden Atmosphäre, an der Möglichkeit, eine große Menge an Wissen aufzunehmen und differenzierte Urteile zu erfahren, letztlich wohl aber am unerschöpflich reichhaltigen Gegenstand, dem sich alle gemeinsam zuwenden.
Barbara Weißbecker
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