von Ursula Kampmann
9. August 2018 – Bereits am 12. Mai 2018 verstarb Dr. Karl-Josef Gilles, Leiter des Münzkabinetts des Rheinischen Landesmuseums in Trier und Oberkustos für die Archäologie der Römerzeit und des Frühmittelalters. Seit 1978 arbeitete er für dieses Museum, erst als wissenschaftlicher Mitarbeiter, dann als Kustos und seit 1989 als Oberkustos.
Karl-Josef Gilles zeigt 1998 bei einem Besuch von Ursula Kampmann im Münzkabinett des Rheinischen Landesmuseums in Trier stolz ein Tablett mit Münzen aus dem Trierer Goldmünzenfund. Foto: UK.
Archäologe, das war Karl-Josef Gilles mit Leib und Seele. Er studierte Vor- und Frühgeschichte, Alte Geschichte und Klassische Archäologie in Mainz und Frankfurt. Seine Dissertation beschäftigte sich mit den spätrömischen Höhensiedlungen in Eifel und Hundsrück. Karl-Josef Gilles war stolz darauf, dass man ihn im Rheinland gerne den „Kelterpapst“ nannte. Diesen Namen hatte er sich durch die Entdeckung von zwölf antiken Kelteranlagen gemacht.
In numismatischen Kreisen wurde Karl-Josef Gilles berühmt durch die Rolle, die er bei der Auffindung des Trierer Goldmünzenschatzes im Jahre 1993 spielte. Ein Bagger war bei Ausschachtungsarbeiten für ein neues Parkdeck, ohne dass der Baggerfahrer oder die ebenfalls auf dem Gelände anwesenden Archäologen es merkten, auf einen Münzschatz gestoßen. Teile des Fundes gerieten in den Abraum, der als Füllmaterial für den Parkplatz zu einem Trierer Hotel gekarrt wurde. Der größte Teil der Aurei verblieb vor Ort, zum Teil als Klumpen in der Baugrube, zum Teil im unteren Teil des Gefäßes, das im Boden verblieben war. Diesen Fund sicherten Detektorgänger. Einer von ihnen rief noch in der Nacht Dr. Gilles an, um ihm die fast 2.000 Aurei zu übergeben. Doch der aus tiefstem Schlaf gerissene Wissenschaftler glaubte erst, dass man ihn auf den Mond schießen wolle. Er wurde eines besseren belehrt, konnte er doch am Morgen im Museum einen Eimer voller Münzen in Empfang nehmen. In den nächsten Wochen lieferten insgesamt 19 Personen 2.518 römische Aurei ab. Der ursprüngliche Gesamtbestand soll 2.650 Aurei betragen haben.
Viele erinnern sich noch, wie Karl-Josef Gilles den Fund anlässlich des Internationalen Numismatischen Kongresses in Berlin seinen Kollegen aus aller Welt vorstellte. 2013 erfolgte die Fundpublikation, kurz bevor der Autor im Jahr 2015 in Rente ging.
Karl-Josef Gilles war für seine gute Vernetzung mit Sammlern und Detektorgängern bekannt. 1998 schwärmte er von der guten Zusammenarbeit mit rund 60 Suchern, die von ihm betreut auf den ihnen zugewiesenen „Claims“ im Interesse der archäologischen Feldforschung wirkten. Darüber hinaus übernahm er 1998 spontan nach dem plötzlichen Tod des 1. Vorsitzenden der Trierer Münzfreunde das Amt des 2. Vorsitzenden und wirkte in dieser Funktion bis 2010. In ihrem Nachruf vom 18.5.2018 danken die Trierer Münzfreunde Dr. Gilles dafür, dass er dazu beigetragen hat, „dass der Verein erhalten blieb und sich konsolidieren konnte.“
Karl-Josef Gilles auf Archäologie und Numismatik zu reduzieren, würde zu kurz greifen – und das trotz rund 400 Publikationen. Er war ein engagierter Lokalpolitiker, der von 2004 bis 2014 für die FDP im Trierer Stadtrat saß und seit 1999 als Ortsvorsteher des Trierer Stadtteils Filsch amtierte.
Übrigens, die bekannteste Publikation des Autors ist nicht numismatischen Inhalts, sondern wendet sich an die Freunde historischer Eisenbahnen. Aus seiner Feder stammt „Die Moseltalbahn: das Saufbähnchen“.
Einen Nachruf auf Karl-Josef Gilles lesen Sie im Trierer Volksfreund.
Ein ausführlicher Nachruf aus der Feder von Ralf Fischer zu Cramburg wurde auf der Seite der Numismatischen Kommission der Länder in der Bundesrepublik Deutschland veröffentlicht.
Viele Seiten, die Sie vielleicht noch nicht an Karl-Josef Gilles kannten, lernen Sie in den Traueranzeigen kennen.
Wikipedia widmet dem Trierer Goldmünzenschatz einen eigenen Eintrag.
Den Originaltext über den Besuch bei Karl-Josef Gilles von 1998 veröffentlichen wir in der MünzenWoche anlässlich seines Todes.