24. Oktober 2013 – Bei denen, die nichts über Numismatik wissen, hat die Medaille ein Imageproblem. Abgeschreckt von den privaten Pseudoausgaben der 70er Jahre, behaupten viele im Internet, nur wenn es sich um eine Münze handle, sei das Stück etwas wert. Was für ein Unsinn! Derzeit entstehen gerade in Deutschland Medaillen, die bereits jetzt gesammelt werden und in wenigen Generationen zu den gesuchten Kostbarkeiten gehören dürften. Das hohe künstlerische Können, mit dem Medailleure wie Victor Huster ihre Medaillen gestalten, kann sich mit dem der großen Meister der Vergangenheit durchaus messen. Wer dies nicht glauben mag, der sollte nur ein wenig in dem Bildband blättern, den Victor Huster mit einer Auswahl seiner Werke von 1972 bis 2012 kürzlich neu aufgelegt, erweitert und überarbeitet hat.
Medaille 150 Jahre Württembergisches Landesmuseum Stuttgart von Victor Huster. 2012.
Wobei, das Foto natürlich die Wirklichkeit nie völlig ersetzen kann. Medaillen sind dreidimensional, und Huster nutzt die dritte Dimension in einer Art, dass man eher von Kleinskulpturen sprechen muss. Während unsere Münzen immer flacher werden, gelingt es der Prägeanstalt Victor Huster ein derart hohes Relief zu erzielen, dass die Darstellung geradezu aus dem Medaillenrund herausbricht! Dies mag daran liegen, dass der Künstler nicht den graphischen Entwurf in den Vordergrund stellt, sondern direkt am Gips-Modell arbeitet, das zum Ausgangspunkt für die Medaillenstempel wird. Wie auch immer, wer der schlichten Prägung moderner Münzen müde ist, wird hier eine wunderbare Alternative finden.
Prägeanstalt Victor Huster, Baden-Baden. Eigenverlag, 3. Auflage 2013. 21 x 21 cm. 90 S. mit vielen farbigen Ill. Hardcover. Klebebindung. 52 Euro.
Doch wenden wir uns dem eigentlichen Thema zu, dem Bildband. Hier hat es Victor Huster geschafft, die Dreidimensionalität seiner objets d’art über unkonventionelle Blickwinkel mit hervorragenden Fotographien zu dokumentieren. Sein Buch ist kein Katalog im herkömmlichen Sinn, sondern eine künstlerische Annäherung an die Objekte. Die Auswahl der darin abgebildeten Stücke ist natürlich subjektiv und spiegelt die Werke wieder, die der Künstler für besonders interessant und gelungen hält. Er selbst hat die Texte dazu zusammengestellt. Auch sie sind subjektiv, und sagen so viel darüber aus, wie der Künstler selbst sein Werk sieht. Wer sich also für moderne Medaillen interessiert, sollte nicht darauf verzichten, diesen Bildband seiner Bibliothek hinzuzufügen. Für den, der eine Huster-Medaille besitzt, ist es eine wundervolle Ergänzung. Und für alle anderen ist das Buch eine Provokation, die Provokation, selbst anzufangen, moderne Medaillen zu sammeln.
Übrigens, wer doch eine Rückversicherung bei den Münzen braucht: Victor Huster hat immer wieder erfolgreich an Wettbewerben zur Gestaltung von Münzen teilgenommen. So lieferte er sowohl Entwürfe für die neuen israelischen Schekel wie für unsere Euros. Auf ihn geht das 10-Euro-Stück auf die Deutsche Nationalbibliothek zurück sowie auf das Deutsche Museum in München.
Mehr zu Victor Huster finden Sie auf Wikipedia.
Und natürlich auf seiner eigenen Website.
Bestellen können Sie den wunderbaren Bildband zum Preis von 52 Euro zuzüglich Versandkosten über diese E-Mail-Adresse.
Sie können Victor Huster übrigens auch auf Facebook folgen.