Die Geschichtswissenschaft hat die Geschichte der Welt lange zu sehr aus der europäischen Sichtweise erzählt. Gleiches kann man sicher auch über die Geschichte des Geldes sagen. Die erschien aus der westlichen Perspektive eine halbwegs stringente Entwicklungslinie zu sein: Von Naturalien zu Münzgeld zu Papiergeld und Buchgeld. Dass es etwas komplizierter war wird einem klar, wenn man ein Buch wie dieses hier vor sich hat, das bewusst eine Globalgeschichte des Geldes erzählt. Vorgelegt hat es Akinobu Kuroda, Professor an der Universität Tokio, der als Experte für Geldgeschichte gilt und bereits mehrfach zu dem Thema publiziert hat.
Wie Geld benutzt wird
In seinem englischsprachigen „A Global History of Money“ widmet sich Kuroda auf 200 Seiten Aspekten des Geldwesens und des Zahlungsverkehrs in Europa, Asien und Afrika zwischen dem 11. und dem 20. Jahrhundert. Primär interessiert ihn, wie Geld von Menschen benutzt wird. Die große Stärke des Autors ist es, viele Beispiele anzuführen, bei denen das Geldsystem nicht so stringent und reguliert funktionierte, wie man es erwarten würde. Indem er das System „von unten“ betrachtet und den Fokus darauf legt, wie die einfache Bevölkerung Geld verwendete, zeigt er „asynchrone“ und parallel kursierende Geldformen und Währungen auf, deren Kurse untereinander oft stark variierten. Staatlichen Maßgaben zum Trotz sind solche vielfältigen Geldsysteme bis ins 20. Jahrhundert vor allem in lokalen Gruppen, unter Bauern oder an frequentierten Märkten zu beobachten. Dabei kann es sich um regionale oder fremde Währungen handeln, aber auch um eigene flexible Systeme der Schuldverschreibung oder um Naturalienhandel. Die Art der verwendeten Zahlung hängt dabei stark davon ab, zwischen oder innerhalb welcher Bevölkerungsgruppen der Handel stattfindet.
So spannend das Thema grundsätzlich ist, so enorm komplex ist es auch. Da der Fokus des Autors auf den theoretischen Aspekten der Geldwirtschaft liegt, wird dem Leser, der sich das wissenschaftliche Buch nur aus Interesse am Thema vornimmt, schnell die Lust vergehen. Die Zielgruppe sind Wirtschaftswissenschaftler und Geldhistoriker, für die Kurodas Ausführungen allerdings sehr gewinnbringend sein dürften.
Apropos Geld
Würde ich mir das Buch kaufen? Auf gar keinen Fall! Verstehen Sie mich nicht falsch, damit will ich gar nichts gegen das Buch sagen. Es geht mir um den Preis. Der fällt nämlich mit umgerechnet 135 Euro exorbitant aus. Was nützt das beste Buch, wenn es sich kein Leser leisten kann oder will? Wer auf eine physische Ausgabe verzichten kann, sollte auf der Verlagsseite bei dem eBook für ca. 34 Euro zugreifen. Bei Amazon können mit Glück einige Druckexemplare ebenfalls zu niedrigeren Preisen ergattert werden.
Hier finden Sie das Buch auf der Verlagsseite.