von Björn Schöpe
26. Februar 2015 – Der griechische Künstler Stefanos hält die Euro-Scheine für kalt, leblos und distanziert. Kein neuer Vorwurf. Die Idee hinter den Bildern auf den Banknoten war es eigentlich, kein Land bei der Auswahl zu benachteiligen. Tatsächlich fühlt sich jetzt aber auch niemand mit den leblosen Bildern stilisierter Architektur verbunden.
Bild: Stefanos.
Stefanos hat seine Kritik in einer Kunstaktion umgesetzt. Seit Februar 2014 malt er mit Tinte kleine Strichmännchen auf die Scheine, um sie so mit Leben zu füllen. Die Figuren zeugen von der düsteren Stimmung im krisengeschüttelten Griechenland: Ein Sensenmann schreitet durch die Hallen des 100-Euro-Scheins; am Bogen eines anderen Hunderters baumelt eine Person an einem Strick umgeben von gaffenden Beobachtern. Das ist Stefanos’ Lebenswelt auf den Geldscheinen.
Bild: Stefanos.
Mal zieht jemand einen Leichnam hinter sich her, mal klettern Demonstranten über Absperrgitter, wütende Männchen beschmieren die Architektur mit Parolen, ein Bettler mit Krücken kauert vor den gotischen Spitzbogenfenstern des 20-Euro-Scheins. Die Bögen auf dem 5-Euro-Schein wirken plötzlich wie eine durchbrochene Mauer, weil Massen von Männchen sich hindurchdrängen und auf die Europakarte im Hintergrund strömen: Verzweifelte Griechen, die auf eine bessere Zukunft im Ausland hoffen? Nicht-EU-Bürger, die in die EU streben? Ein Panoptikum der Krisenzeit mit Tinte eingefügt in die sterile Kunstwelt der Geldscheine.
Bild: Stefanos.
Stefanos zeigt auf seiner Seite banknotes.gr alle von ihm bearbeiteten Scheine. Nachdem er sie zur Dokumentation eingescannt hat, bringt er sie wieder in Umlauf. Der Süddeutschen Zeitung zufolge habe er selbst dies als „Euro banknote bombing“ bezeichnet. Die Geldscheine sollen Stefanos’ Kritik durch ganz Europa tragen. Sofern aufmerksame Sammler sie nicht schnell aus dem Verkehr ziehen …
Die Süddeutsche Zeitung hat darüber berichtet und den Künstler zitiert.