von Ursula Kampmann
3. Februar 2016 – Die britische Antiques Trade Gazette berichtete am 25. Februar 2016 über einen Zwischenfall, der sich am US-amerikanischen Zoll ereignet hat. Vier britische Händler hatten für Objekte, die sie bei der Miami Beach Antique Show präsentieren wollten, nicht ausreichend deklariert, dass in ihnen kleine Teile von Elfenbein verarbeitet waren. Der Zoll war aufmerksam. Er bemerkte den Irrtum. Und er zwang vier Londoner Händler, das Elfenbein der betroffenen Objekte selbst zu zerstören.
Betroffen waren die britischen Firmen Paul Bennett, Michael Sedler, The Antique Enamel Company und John Bull. Sie gehörten zu den rund 1.000 Händlern aus 28 Ländern, die zu dieser weltgrößten Hallen-Antikenmesse kommen, um ihre Ware mehr als 20.000 Besuchern zu präsentieren. Seit mittlerweile 55 Jahren gibt es das Ereignis.
Die betroffenen Firmen sind zum Teil fast genauso lang oder länger im Geschäft. Paul Bennett, ein Familienunternehmen, das vor mehr als 40 Jahren gegründet wurde, gehört zu den führenden Händlern von Tafelsilber in London und ist spezialisiert auf englisches Silber des späten 16. bis zum 21. Jahrhundert. John Bull Antiques & Silver Giftware existiert seit 1953 und wird mittlerweile von der vierten Generation geführt. Es handelte sich also sicher nicht um zweifelhafte Firmen, die der us-amerikanische Zoll hier mit seinen Sanktionen belegte.
Bei Ken Bull von John Bull Antiques wurden 10 Objekte unter den importierten Antiquitäten gefunden, bei denen Elfenbeinelemente verarbeitet waren. Der Händler wurde gezwungen, selbst ein Elfenbeinlinial aus dem späten 18. Jahrhundert und Kopf sowie Hände einer kleinen Figur eines Beefeaters, hergestellt um 1900 von Berthold Müller, zu zerbrechen. „Es war barbarisch“, kommentierte Ken Bull den Vorgang. „Wir sprechen nicht über elfenbeinerne Stoßzähne oder Krüge aus Elfenbein, sondern um Objekte, die man in der Hand halten kann.“
Maurice Dubiner und sein Sohn Jonathan von Paul Bennett Antiques machten ähnliche Erfahrungen. Sie mussten unter anderem die Griffe von zwei silbernen Teekannen und zwei Kaffeekannen zertrümmern. Obwohl das Maurice Dubiner „ein Vermögen gekostet hat“, war er noch „sehr froh“, dass er mit keinen weiteren Strafen belegt wurde und die zerstörten Objekte zurückbekam, so dass sie nun restauriert und mit Plastikteilen vervollständigt werden können.
John Jaffa von The Antique Enamel Company wollte eine entzückende kleine Schweizer Spieluhr aus dem 18. Jahrhundert in die USA importieren. Sie enthält einen gefiederten Vogel, der sein Liedchen singt. Wie so etwas aussehen kann, sehen Sie anhand einer anderen Spieldose, die der Betroffene auf seiner Website anbietet. Leider war John Jaffa nicht in der Lage zu sagen, von welcher Vogelart die Federn dieses Kunstobjekts stammten, weshalb ihn Zollbeamte zwangen, den Vogel buchstäblich zu rupfen, ihm also die mehr als 200 Jahre alten Federn auszureißen.
Was diese Aktion des US-amerikanischen Zolls für den Artenschutz bringt, muss dahingestellt bleiben.
Was für eine Demokratie beschämend ist, ist die Tatsache, dass anscheinend für keinen der vier Händler irgendeine Möglichkeit bestand, gegen die Anordnungen des Zolls Berufung einzulegen.
Und dass nächstes Jahr vier Händler weniger die Miami Beach Antique Show besuchen könnten, lässt eine Aussage von Ken Bull erahnen: „Es hat mich wahnsinnig aufgewühlt. – Ich glaube, ich möchte keine Geschäfte in den USA mehr machen. Es hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack.“
Jeder, der Antiquitäten liebt, wird diese Haltung verstehen können.
Den Originalartikel finden Sie hier.
Machen Sie sich von der Solidität der betroffenen Firmen selbst ein Bild. Hier geht es zu ihren Internetseiten:
John Bull Antiques & Silver Giftware