24. Februar 2010
von Ursula Kampmann
In letzter Zeit wurden quer durch die numismatische Welt Emails geschickt, in denen auf eine Website hingewiesen wurde, die von der drohenden Schließung des Cabinet des Médailles berichtet. Sogar in die politische Presse schaffte es die Meldung. Der Spiegel berichtete in seiner Ausgabe 6 / 2010, daß die gesamte wissenschaftliche Welt mobil mache gegen die verkündete Schließung, welche die Generaldirektorin Jacqueline Sanson als „Umbau“ und „neue Präsentation“ verstanden wissen will.
Ehrenhof der Bibliothèque nationale
Dies macht stutzig. Was steckt wirklich hinter der Angelegenheit? Ein einfacher Blick auf die offizielle Seite der Bibliothèque nationale schafft hier größere Klarheit.
Wer schon einmal im Pariser Cabinet des Médailles zu Gast war, der wird bestätigen können, daß hier eine Renovierung überfällig ist. Darüber hinaus stehen im Gebäude nach dem Umzug eines Teils der Abteilungen große Räume leer, die man sinnvoll wieder nutzen will. Aus diesem Grund wird ab 2009 eine Gesamtrenovierung der alten Bibliothèque nationale durchgeführt. Verantwortlich zeichnet das Architekturbüro von Bruno Gaudin, der bereits mehrere große Bibliotheken in Frankreich gebaut oder umgebaut hat.
Plan des Umbaus von 1880
Michel Amandry, Conservateur général des Département des Monnaies, Médailles et Antique, berichtet, daß die Renovierung zwei Phasen umfassen wird. Erst die 2. Phase berührt das Cabinet des médailles. Sie soll voraussichtlich 2013/4 beginnen und bis 2017 dauern.
Während des Umbaus bleibt das Münzkabinett benutzbar, allerdings mit Einschränkungen. Derzeit wählen die Wissenschaftler aus ihren 600.000 Objekten diejenigen aus, die am häufigsten von Forschern gebraucht werden. Rund ein Drittel des Materials wird auch während der Renovierung zur Verfügung stehen.
Galerie Mazarine
Danach ist die Rückkehr des Münzkabinetts – so Michel Amandry – in die alten, nun renovierten Räume gesichert. Allerdings wird es Einschränkungen beim Museum geben. Es wird in der aktuellen Form verschwinden. Stattdessen sollen einige Höhepunkte der Sammlung zusammen mit den Schätzen anderer Abteilungen der BN in der Galerie Mazarine zusammengestellt werden, wo in einer Art Durchgang wesentlich mehr Besucher Zugang haben werden. Vermutlich erhofft man sich, damit die Hemmschwelle, die viele davon abhält, das heutige Museum zu besuchen, niedrig zu halten. Verschwinden wird auch die große Ehrentreppe aus dem 19. Jahrhundert. Dafür sind Galerien vorgesehen, die ausdrücklich Platz für Sonderausstellungen bieten.
Das Cabinet des Médailles hat also eine Veränderung vor sich – aber sicher nicht seine Auflösung. Und Veränderungen müssen nun einmal sein, wenn eine Institution das nächste Jahrhundert überleben will.