von Björn Schöpe
24. Oktober 2013 – Die britische Zeitung Daily Mail hat Zugang erhalten zu vorher geheimen Dokumenten der Bank of England, die zeigen, wie die Bank ihre Kandidaten für die Geldscheine prüfte.
Es war zuletzt eine lebhafte Diskussion entstanden um Frauen (oder vielmehr ihr Fehlen) auf Geldscheinen, die Wahl zwischen Winston Churchill und Jane Austen (jetzt kommen beide, erst der Politiker, ab 2017 auch die Schriftstellerin) und überhaupt die Politik der Bank, wonach die Geehrten ausgewählt werden.
Tatsächlich machten die Bankangestellten sich viele Gedanken. Zwar sind Passagen geschwärzt – und zwar solche, die die Beziehungen Großbritanniens zum Ausland betreffen –, doch wurde bekannt, dass man fürchtete, Deutschland könnte Anstoß finden an der Wahl Winston Churchills aufgrund seiner Rolle im Krieg gegen den früheren Feind. Im Inland rechnete man eher mit Kritik an Churchills Rückkehr zum Goldstandard, von dem viele Gegner meinten, er habe zu Inflation und Massenarbeitslosigkeit beigetragen.
Es entbehrt nicht einer gewissen Pikanterie, dass auch Jane Austens Privatleben genau untersucht wurde, um unliebsame Überraschungen zu vermeiden. Affären, wie sie bei Charles Dickens’ Wahl für einen Geldschein offenbar ohnehin keine Rolle spielten, fürchtete man bei der Frau wohl durchaus – wenn auch unbegründet. Überhaupt kommt die Frage wieder, wie sehr Austens Frau-Sein die Wahl beeinflusste. Bereits 1984 war sie vorgeschlagen aber abgelehnt worden: Es habe an geeigneten künstlerischen Werken in ihrem Oeuvre gefehlt. Solche sind in der Zwischenzeit allerdings auch nicht aufgetaucht, so dass es naheliegt zu unterstellen, Austen sei damals schlichtweg für einen Mann zurückgestellt worden.
Wie auch immer man die Ergebnisse bewertet, man kann der Bank of England anscheinend nicht vorwerfen, über ihre Entscheidungen nicht zuvor intensiv nachgedacht zu haben.
Den Artikel der Daily Mail finden Sie hier.
Über die Wahl für den neuen Geldschein berichteten wir in der MünzenWoche.