29. Oktober 2015 – Pergamon ist jedem Antikenbegeisterten ein Begriff. Das Deutsche Archäologische Institut (DAI) hat bei seinen aktuellen Ausgrabungen nun farbig gefasste Stuckfriese freigelegt, die sich neben die bedeutendsten hellenistischen Wanddekorationen in Anatolien stellen.
Modell des antiken Pergamon im Berliner Pergamonmuseum SMB-PK. Foto: Waldyslaw Sojka / https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de
Seit bereits 100 Jahren führt das Deutsche Archäologische Institut in den Ruinen des antiken Pergamon, im heutigen Landkreis Bergama in der türkischen Provinz Izmir gelegen, Grabungen durch. An den Arbeiten sind gegenwärtig neben 45 lokalen Arbeitskräften über 100 deutsche, türkische und internationale Wissenschaftler und Studenten beteiligt. Parallel zu den Ausgrabungen finden umfangreiche Konservierungsarbeiten vor allem in der Roten Halle und im Gymnasion statt.
Innenansicht des Hauptraums des Banketthauses. Quelle: Deutsches Archäologisches Institut.
In Pergamon sind schon mehrfach Reste antiker Wanddekorationen freigelegt worden, zuletzt in den 1990er Jahren in einem großen Peristylhaus im Stadtzentrum. Völlig überraschend war hingegen die Entdeckung einer Stuckwand aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. am abgelegenen nördlichen Osthang des Stadtberges. Dort werden seit Jahren mit Unterstützung der Fritz Thyssen Stiftung für Wissenschaftsförderung mehrere Felsheiligtümer erforscht, die ganz neue Einblicke in Verehrung von Naturmalen und das Verhältnis zwischen Mensch und Umwelt eröffnen.
Detail der farbigen Fassung der Wanddekoration. Quelle: Deutsches Archäologisches Institut.
Im Zentrum des Ensembles ist ein Gebäude ausgegraben worden, dessen Hauptraum mit der Imitation einer kostbaren Marmorverkleidung aus Stuck dekoriert ist. Neben mehrfarbigen Quaderreihen und Friesen im unteren und mittleren Bereich der Wände bestand sie in der Oberzone aus Halbsäulen mit Basen und Kapitellen.
Rekonstruktion einer aus Stuck gearbeiteten Halbsäule aus der Oberzone. Quelle: Deutsches Archäologisches Institut.
Die großflächige Erhaltung der Dekoration an der Wand selbst – und nicht nur in herabgestürzten Fragmenten – macht den Raum zu einem der bedeutendsten Zeugnisse hellenistischer Wanddekoration in Anatolien.
Konservierung der Wanddekoration. Quelle: Deutsches Archäologisches Institut.
Das Gebäude mit dem aufwendig geschmückten Hauptraum wurde wahrscheinlich für Gelage im Rahmen von Kulthandlungen in den Felsheiligtümern genutzt. Die Konservierung der Wanddekorationen, die mittlerweile von einem Schutzbau umgeben sind, hat nach Abschluss der Grabungsarbeiten in diesem Sommer ein Team der Gazi Üniversitesi Ankara übernommen.
Die Website des Deutschen Archäologischen Instituts finden Sie hier.
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