Berauschend. Der Mensch und sein Alkohol

Key Visual Große Sonderausstellung „Berauschend“. © Landesmuseum Württemberg, Motiv: Trinkschale des Durismalers, Badisches Landesmuseum Karlsruhe, Foto: Thomas Goldschmidt.
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Die Diskussionen um das Verbot von Alkoholausschank, der stark gestiegene Alkoholkonsum in den eigenen vier Wänden in Zeiten von Corona, die Absatzprobleme der Produzenten aufgrund der Einschränkungen in der Gastronomie – all das sind Belege dafür, dass der Alkohol in unserer Gesellschaft einen hohen Stellenwert einnimmt. Alkohol gehört zur Lebenswelt aller, unabhängig davon, ob sie selbst konsumieren oder nicht. Wer hat nicht direkt oder indirekt eigene Erfahrungen damit gemacht und kennt den Zustand des Berauschtseins, ob aktiv erlebt oder aber aus der Beobachter*innenposition.

Das Landesmuseum Württemberg beleuchtet nun das Thema des Trinkalkohols in einer kulturhistorischen Ausstellung, denn eines ist gewiss: Die Bedeutung von Bier und Wein für eine Gesellschaft ist kein Phänomen der Gegenwart. Ganz im Gegenteil, die Herstellung von Alkohol ist seit der Steinzeit belegt und der Konsum alkoholischer Getränke zieht sich geradezu wie ein roter Faden durch die Menschheitsgeschichte der letzten 10.000 Jahre. Die zentrale Rolle, die alkoholische Getränke bei gemeinschaftlichen Anlässen und sozialem Austausch einnehmen, führt sogar zwangsläufig zu der Frage, ob Alkohol nicht der eigentliche „Kitt der Gesellschaft“ vergangener Kulturen war – und es vielleicht sogar heute noch ist?

Das Trinken von Bier, Wein und seit der Neuzeit auch Spirituosen ist seit Jahrtausenden bei unterschiedlichen gesellschaftlichen Anlässen obligatorisch und fest in der vergangenen und heutigen Alltagskultur verwurzelt. Eine Welt ohne Alkohol und damit eine Vielzahl von gemeinschaftlichen Aktivitäten, bei denen nicht die entsprechenden Getränke für eine anregende oder ausgelassene Stimmung sorgen, sind kaum vorstellbar.

Die Große Sonderausstellung spannt einen Bogen von der Steinzeit bis in die Gegenwart. Der geografische Ausgangspunkt ist der südwestdeutsche Raum, ergänzt durch historisch wichtige Bezüge in die mediterrane und vorderasiatische Welt. Warum und wie Alkohol Gemeinschaft, Identität und damit zugleich soziale Abgrenzung schafft, ist eine der zentralen Fragen der Ausstellung. Darüber hinaus thematisiert sie Alkohol als Wirtschaftsfaktor: seine ökonomische Bedeutung als Nahrungsmittel und Handelsware und geht auch auf historische Herstellungsweisen ein.

So interessant die kulturhistorischen Themenbereiche auch sind, so handelt es sich bei Alkohol doch um ein Rauschmittel, das nicht nur Entspannung, Genuss und Ausgelassenheit, sondern auch erhebliche Gefahren mit sich bringt. Dieser Themenkomplex spannt den Bogen in die unmittelbare Gegenwart: Warum wirkt Alkohol zunächst so positiv auf unser Gehirn und erzeugt Zufriedenheit, ein allgemeines Wohlgefühl und eine erhöhte Kommunikationsbereitschaft? Und wie verhält es sich mit den als eher negativ empfundenen unmittelbaren Folgen wie Enthemmung, Übelkeit und dem klassischen „Kater“? In diesem Spannungsfeld von Genuss und übermäßigem Konsum wird auch der Frage nachgegangen, warum wir überhaupt ein solches Genuss- oder Rauschmittel zu uns nehmen.

Zugleich ist der übermäßige Konsum von Alkohol und die damit verbundenen vielfältigen individuellen und gemeinschaftlichen Folgen ein selbstverständlicher Teil unserer Gesellschaft. Sie sind im sozialen Leben einerseits tief verankert, andererseits aber mit immensen negativen Auswirkungen auf die Gesundheit, das persönliche Umfeld und die Gesellschaft im Ganzen verbunden. Abhängigkeit, Suchtprävention und Gesundheitskosten sind nur einige Schlagworte, die diese Problematik widerspiegeln.

Die Ausstellung „Berauschend. 10.000 Jahre Bier und Wein“ führt den Besucher*innen vor Augen, welch lange Geschichte der Konsum von alkoholischen Getränken in unserem Kulturraum hat und wie stark er bis heute in unserem alltäglichen Leben verankert ist. Zentral sind dabei weniger die technischen Aspekte der modernen Produktionsprozesse oder die Vielfalt an Produkten als vielmehr die Rolle, die Alkohol in sozialen Kontexten der Vergangenheit und Gegenwart spielt. Die Präsentation soll es den Besucher*innen ermöglichen, ihre persönliche Lebenswelt, ihr Umfeld und ihr eigenes Konsumverhalten vor einem epochenübergreifenden Hintergrund zu reflektieren, der von internationaler Breite auf regionale Traditionen fokussiert.

Die Ausstellung „Berauschend. 10.000 Jahre Bier und Wein“ wird gefördert von der Kulturstiftung der Länder und der Gesellschaft zur Förderung des Landesmuseums Württemberg e. V. und ist bis zum 30. April 2023 im Landesmuseum Württemberg, Stuttgart, zu sehen.

 

Für weitere Informationen besuchen Sie die Website des Landesmuseums Stuttgart.

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