von Björn Schöpe
17. November 2011 – UNESCO und die regierungsübergreifende Organisation ICCROM (International Centre for the Study of the Preservation and Restoration of Cultural Property) haben die Ergebnisse einer Umfrage vorgelegt, die von Juni bis September 2011 unter Angestellten von Museen in 136 Ländern durchgeführt wurde. Die 1490 Antworten zeichnen ein desaströses Bild der weltweiten Museumslandschaft.
Das Außenlager des archäologischen Museums in Theben (Griechenland) während der Umbauarbeiten des Museumsgebäudes.
Das Hauptproblem der staatlichen Organisation und Präsentation von Kulturobjekten ist der Platz: Zwei Drittel aller Museen klagen über dramatischen Platzmangel. Die Hälfte aller Museen verfügt nicht über ausreichendes Lagermobiliar, in einem Fünftel stehen Objekte auch außerhalb der Ausstellungsräume, etwa in Gängen oder Büros. Aber das ist nicht alles. Zwei von fünf Museen würden Lösungen zu diesem Problem auch kaum weiterhelfen: Sie verfügen gar nicht über ausreichend ausgebildetes Personal für die im Museum vorgenommene Lagerung der Objekte!
Hoffentlich bleibt diese Situation in Theben (Griechenland) nicht dauerhaft. Der Studie zufolge könnte diese Gefahr bestehen.
In einem Drittel der Museen ist darüber hinaus unklar, wer eigentlich für die Lagerung verantwortlich ist. Ebenfalls bei einem Drittel befindet sich das Gebäude in schlechtem Zustand und die Räume werden unzulänglich gereinigt. Es erscheint unglaublich, aber in 40 Prozent der Museen ist die Katalogisierung weit hinter der Einlieferung von Neuzugängen zurückgeblieben. In einem Viertel aller Museen gibt es gar keinen Katalog, keine Codes zum Auffinden von Lagerbehältnissen, und Objekte stehen oder liegen direkt auf dem Fußboden.
In 20 Prozent der Museen sind Türen und Fenster unzureichend. Soll man sich da noch freuen, dass nur ein Zehntel der Museen Diebstähle zu beklagen haben? Dabei stellt sich auch noch die Frage, wie viele Diebstähle gar nicht erkannt werden, wenn in vielen Museen die Eingänge nicht verzeichnet werden. Wer meint, diese Studie könnte von der Situation ärmerer Länder einseitig beeinflusst sein, irrt sich: 25 Prozent der Fragebögen stammen aus den USA. Die ICCROM schließt daraus, dass die Studie für arme wie für reiche Länder gleichermaßen repräsentativ ist.
Die beiden Kulturorganisationen bewerben daher ihr gemeinsames Projekt Re-Org. Dieses Portal hilft bei der Weiterbildung von Museumsmitarbeitern, insbesondere für die Organisation der eingelagerten Objekte – damit man diese Kulturschätze auch wiederfindet. Um die Arbeit zu intensivieren und an den Hauptproblemen zu arbeiten, die die Umfrage aufgezeigt hat, such ICCROM nun finanzielle Förderer und Spender. In Anbetracht der wirtschaftlichen Lage wird man wohl kaum auf staatliche Zuschüsse hoffen dürfen.
Die Meldung und weitere Informationen finden Sie auf der Seite der ICCROM.
Das neue Projekt Re-Org präsentiert sich hier.
Die UNESCO stellte 2007 ihre künftige Zusammenarbeit mit ICCROM und die gemeinsamen Ziele hier vor.