Bern stellt die Pfahlbauer vor

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1. Mai 2014  – Das Bernische Historische Museum zeigt bis 26. Oktober 2014 die Ausstellung „Die Pfahlbauer – Am Wasser und über die Alpen“.

Das Schnidejoch (Berner Oberland) ist eine hochalpine Fundstelle von prähistorischen Objekten aus dem Eis. Diese Funde sind in der Ausstellung „Die Pfahlbauer – Am Wasser und über die Alpen“ erstmals öffentlich zu sehen. © NaturPanorama.ch, Hasle-Rüegsau. Foto: Simon Oberli.

Das Museum präsentiert bei dieser Gelegenheit erstmals die sensationellen Gletscherfunde vom Schnidejoch (Berner Oberland) aus dem Hitzesommer 2003. Im Museumspark stehen Haus- und Ackerbau sowie Metallbearbeitung im Zentrum. Die Ausstellung ist eine Kooperation mit dem Archäologischen Dienst des Kantons Bern, der die gleichnamige Begleitpublikation herausgegeben hat.

Blick in den Themenraum „Bauen und wohnen“ in der Ausstellung „Die Pfahlbauer – Am Wasser und über die Alpen“. © Bernisches Historisches Museum, Bern. Foto Christine Moor.

Das Bernische Historische Museum widmet das Jahr 2014 den Pfahlbauern. Seit in der Mitte des 19. Jahrhunderts die ersten Überreste von Pfahlbauten aus der Jungsteinzeit und der Bronzezeit geborgen worden sind, ist die damalige Lebensweise an den Seeufern intensiv erforscht worden. Objekte aus der Zeit von 4300 bis 800 v. Chr. wurden in ungewöhnlichen Mengen und einmaligem Erhaltungszustand gefunden, was die Pfahlbauten zu einem Kulturgut von Weltrang macht (seit 2011 sind 111 Pfahlbaufundstellen in sechs Alpenländern als UNESCO-Welterbe anerkannt).

Blick in den Themenraum „Die Menschen“ in der Ausstellung „Die Pfahlbauer – Am Wasser und über die Alpen“. © Bernisches Historisches Museum, Bern. Foto Christine Moor.

Aufgrund des fortschreitenden Abschmelzens der Gletscher werden nun auch in höheren Lagen Objekte aus der Pfahlbauzeit gefunden. Diese belegen, dass das Hochgebirge für die damaligen Menschen weder unüberwindliche Barriere noch unwirtliches Niemandsland, sondern vielmehr Teil ihres Lebensraums war. Mit der Ausstellung, die in Kooperation mit dem Archäologischen Dienst des Kantons Bern gezeigt wird, greift das Museum beide Lebensräume auf. Auf einer Fläche von 1200 qm erweckt es mit 460 Objekten die Pfahlbauer vom 3. April bis am 26. Oktober 2014 zum Leben.

Gletscherfunde vom Schnidejoch erstmals öffentlich zu sehen
Die Ausstellung ist thematisch gegliedert. Der Besucher erschliesst sich die Welt der Pfahlbauer, in dem er durch die Themenräume „Schnidejoch, 2756 m.ü.M.“, „Bauen und wohnen“, „Die Menschen“, …

Blick in den Themenraum „Alltag und Handwerk“ in der Ausstellung „Die Pfahlbauer – Am Wasser und über die Alpen“. © Bernisches Historisches Museum, Bern. Foto Christine Moor.

… „Alltag und Handwerk“, „Handel und Verkehr“ flaniert und dann den Weg „Über die Alpen“ einschlägt, um in den letzten Raum zum Thema „Tod und Erinnerung“ zu gelangen.

Pfeile, Bogen und Bogenfutteral, welche auf dem Schnidejoch (Berner Oberland) gefunden worden sind. Diese Funde sind in der Ausstellung „Die Pfahlbauer – Am Wasser und über die Alpen“ erstmals öffentlich zu sehen. © Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Bern. Foto: Badri Redha, Zeichnung: Max Stöckli.

Höhepunkt der Ausstellung ist die Ausrüstung des jungsteinzeitlichen Jägers vom Schnidejoch (Berner Oberland), welche im Hitzesommer 2003 und im darauffolgenden Jahr gefunden worden ist. Diese Funde vom Schnidejoch sind rund 1500 Jahre älter als die berühmte Eismumie Ötzi. Sie sind erstmals öffentlich zu sehen.

Objekte, Modelle und lebensgroße Figuren machen Pfahlbauer fassbar
Die Ausstellung beeindruckt mit spannenden Objekten wie dem ältesten, ganz erhaltenen Brot Europas aus der Jungsteinzeit oder Kaugummis der Pfahlbauer.

Blick auf das Modell der Pfahlbausiedlung Sutz-Lattrigen am Bielersee im Jahre 3393 v. Chr., welches in der Ausstellung „Die Pfahlbauer – Am Wasser und über die Alpen“ zu sehen ist. (Modell: Michael Müller, Münsingen). © Bernisches Historisches Museum, Bern. Foto: Nadja Frey.

Zu sehen sind aber auch Modelle, beispielsweise der Pfahlbausiedlung Sutz-Lattrigen am Bielersee im Jahre 3393 v. Chr., welches das Dorfleben veranschaulicht.

Blick in den Themenraum „Schnidejoch, 2756 m.ü.M.“ in der Ausstellung „Die Pfahlbauer – Am Wasser und über die Alpen“. © Bernisches Historisches Museum, Bern. Foto Christine Moor.

Lebensgroße Figuren wie beispielsweise des jungsteinzeitlichen Jägers vom Schnidejoch erlauben eine Begegnung mit den Pfahlbauern. Die Aktivitäten im zur Ausstellung gehörenden Museumspark wiederum bieten die Möglichkeit, auf andere Art in die Welt der Pfahlbauer einzutauchen. Drei Bereiche können erfahren werden: Haus- und Ackerbau sowie Metallbearbeitung.

Hausbau mit den Methoden von damals
Zwei Häuser der Fundstelle „Hauptstation“ in Sutz-Lattrigen am Bielersee werden ab April 2014 im Museumspark nachgebaut: im Originalmaßstab und mit Werkzeugen und Materialien, die in der Jungsteinzeit zur Verfügung standen.

Während der Laufzeit der Ausstellung „Die Pfahlbauer – Am Wasser und über die Alpen“ entstehen im Museumspark zwei Pfahlbauhäuser im Originalmaßstab. Ende März 2014 wurde der erste Pfahl für das erste Pfahlbauhaus gesetzt. © Bernisches Historisches Museum, Bern. Foto Christine Moor.

So kommt nebst Holz für die Pfähle beispielsweise Lindenbast zum Einsatz, der für Schnüre und Seile, welche die Bauelemente zusammenhalten werden, benötigt wird. Wer im richtigen Moment kommt, kann möglicherweise gar beim Herstellen der Schindeln fürs Dach helfen.

Von der Saat bis zum Lebensmittel
Zu den zwei Häusern gehört auch ein Acker. Schließlich interessiert nicht nur, wie die Pfahlbauer gelebt haben, sondern auch, wovon sie sich ernährt haben. Auf dem Land neben den Häusern werden deshalb alte Erbsen- und Weizensorten angebaut. Wie beim Hausbau, bei dem die Bauten erst im Verlauf der Ausstellungszeit Form annehmen, wird das Publikum auch beim Getreide das Gedeihen der Pflanzen, die Ernte und die Verarbeitung zu Lebensmitteln über den ganzen Wachstumszyklus hinweg mitverfolgen können.

Metallbearbeitung wie einst
Jeweils mittwochs und sonntags wird in der Metallwerkstätte gearbeitet. Dort können die Besucher miterleben, wie Fundstücke aus einem frühbronzezeitlichen Fürstengrab in Strättligen-Renzenbühl bei Thun mit damaligen Techniken nachgebildet werden.

Blick in den Themenraum „Tod und Erinnerung“ in der Ausstellung „Die Pfahlbauer – Am Wasser und über die Alpen“. © Bernisches Historisches Museum, Bern. Foto Christine Moor.

Kleidernadel, Gürtelhaken, Dolch und ein Prunkbeil aus Bronze und Kupfer mit Goldstiften, all diese Gegenstände kamen 1829 zusammen mit Halsringen, die auch als Zahlungsmittel dienten, als Grabbeigaben zum Vorschein.

Während der Laufzeit der Ausstellung „Die Pfahlbauer – Am Wasser und über die Alpen“ entstehen im Museumspark zwei Pfahlbauhäuser im Originalmaßstab. Ende März 2014 wurde der erste Pfahl für das erste Pfahlbauhaus gesetzt. © Bernisches Historisches Museum, Bern. Foto Christine Moor.

Doch wie konnte damals, als es noch kein Eisenwerkzeug gab, ein Beil aus drei Materialen hergestellt werden? Dieser und anderen Fragen gehen die Experimentalarchäologen nach, indem sie durch den praktischen Nachvollzug Erkenntnisse zum Herstellungsprozess gewinnen.

Vermittlungsangebote für Familien und Schulen
Das Museum bietet je einen Audioguide mit einer einstündigen Tour durch die Pfahlbauzeit für Erwachsene und für Kinder. Zusätzlich werden Führungen für Gruppen angeboten. Schulen haben die Möglichkeit, im Rahmen einer Führung oder eines Workshops in die Welt der Pfahlbauer einzutauchen.

Im Workshop entdecken Schulklassen die Ausstellung „Die Pfahlbauer – Am Wasser und über die Alpen“ anhand von Aufträgen in Kleingruppen und helfen beim Bau eines Pfahlbauhauses im Museumspark mit. © Bernisches Historisches Museum, Bern. Foto Christine Moor.

Im Workshop entdecken die Schüler die Ausstellung anhand von Aufträgen in Kleingruppen und helfen beim Bau eines Pfahlbauhauses im Museumspark mit. Außerdem stehen für Schulen didaktische Unterlagen mit Anleitungen und Arbeitsblättern auf der Website des Museums zum kostenlosen Download bereit. Der Archäologische Dienst des Kantons Bern hat zudem anlässlich der Ausstellung die Publikation „Die Pfahlbauer – Am Wasser und über die Alpen“ herausgegeben, welche im Museumshop erhältlich ist.

Weiter Informationen zur Ausstellung und den Angeboten finden Sie auf der Seite des Bernischen Historischen Museums.