19. Januar 2012 – Die New York International Numismatic Convention ist die weltweit renommierteste Münzbörse für wertvolle antike Münzen. Dies ist ein Grund, warum eine ganze Reihe von wichtigen numismatischen Firmen im Rahmen dieser Börse ihre Auktionen abhalten. Zu ihnen gehört traditionell auch die Classical Numismatic Group, die für den 4. Januar 2012 um 9.00 in Zusammenarbeit mit der schweizerischen Firma Nomos AG eine Auktion angekündigt hatte: Masterpieces of Ancient Greek Coinage – Selection from Cabinet W.
Am 3. Januar 2012 beschlagnahmten Polizeibeamte im Auftrag der Staatsanwaltschaft von New York zwei Münzen aus dieser Auktion. Es handelt sich um Nr. 1008, ein Dekadrachmon aus Akragas, das den Stempelschneidern Myron und Polykrates zugeschrieben wird und mit 2,5 Mio. $ geschätzt war, sowie um Nr. 1009, eine Tetradrachme aus Katane mit dem Frontalporträt aus den Händen des Herakleidas, geschätzt mit 300.000 $. Während für das erste Stücke eine Provenienz angegeben war, die bis in die 60er Jahre zurückreichte („Aus einer Sammlung in den Vereinigten Staaten, einmal in einer Schweizer Sammlung und, früher, in einer englischen Sammlung in London in den 1960ern“), war als Provenienz für die Tetradrachme aus Katane lediglich folgendes angegeben: „Privatkauf aus einer amerikanischen Sammlung im Jahre 2010“.
Die Polizei beließ es nicht bei dieser Beschlagnahmung. Der Eigentümer der Münzen und Mitinhaber der Firma Nomos AG, Dr. Arnold-Peter Weiss, wurde verhaftet. Dr. Weiss ist ein international bekannter Handchirurg und lehrt an der Brown Medical School. Darüber hinaus ist er in der numismatischen Welt wohl bekannt als großzügiger Förderer von Institutionen und Museen.
Auf der dem Antikenhandel kritisch gegenüberstehenden Website Chasing Aphrodite wurde die nicht unterschriebene und undatierte Zeugenaussage des Investigators John Freck eingestellt, die vom Strafgericht der Stadt New York aufgenommen worden sein soll. Darin geht es nur mehr um eine Münze, nämlich die Tetradrachme von Katane. Peter Weiss wird vorgeworfen, wissentlich gestohlenes Eigentum im Wert von über 50.000 $ besessen zu haben, um daraus einen Vorteil zu ziehen.
Ins Rollen gekommen war die Affäre – jedenfalls gemäß der Zeugenaussage – über eine Information der italienischen Carabinieri Tutela Patrimonio Culturale. Ein inoffizieller Mitarbeiter habe – so John Freck – eine Unterhaltung aufgenommen, in der Peter Weiss folgendes sagte: „es gibt keine Schriftstücke, ich weiß, daß das eine frische Münze ist, sie wurde vor ein paar Jahren ausgegraben… Sie wurde vor zwei Jahren ausgegraben. Ich weiß, wo sie herkommt.“ Der Zeuge behauptet, daß ihn Peter Weiss selbst informiert habe, die Münze um das Jahr 2010 für 250.000 $ angekauft zu haben, um sie für etwa 350.000 $ zu verkaufen.
Jeff Starck zitierte in seinem Artikel für CoinWorld Alan Walker, Geschäftsführer der Nomos AG mit der Aussage: „Alle Münzen sind legal in den Vereinigten Staaten. Alle Münzen haben Europa legal verlassen. Es wurde 100 Prozent gemäß dem Gesetz durchgeführt, so weit wir wissen.“ Später soll Alan Walker hinzugefügt haben: „Er [Peter Weiss] hat einen sehr guten Rechtsbeistand und ist 100 Prozent unschuldig.“
Classical Numismatic Group ließ uns folgende Pressemeldung vom 19. Januar zukommen: „Am 3. Januar 2012 beschlagnahmten Beamte des Strafgerichts der Stadt New York zwei Münzen aus einer gemeinsamen Auktion der Classical Numismatic Group, Inc. („CNG“) und der Nomos AG, die am folgenden Tag stattfinden sollte. Dr. Peter Weiss, der Vorsitzende der Nomos AG, wurde gleichzeitig zur Befragung verhaftet.
CNG arbeitet in jeder Hinsicht mit dem Strafgericht der Stadt New York zusammen und die Ermittlungen richten sich nicht gegen CNG. Vor dem Hintergrund des Ereignisses führen CNG und ihre Anwälte eine interne Überprüfung der Richtlinien von Warensendungen und damit verbundener Vorgänge durch.“
Der Ausgang des Prozesses wird nicht nur den Angeklagten betreffen, sondern alle, die in den Vereinigten Staaten antike Münzen sammeln. Er wird denen ein gutes Argument liefern, die Münzen in den als MOU (Memorandum of Understanding) bekannten Abkommen über nationales Kulturgut unbedingt aufnehmen wollen. Auch wenn es hier um eine Münze geht, wie sie sich nur wenige Sammler leisten können, werden vor allem die kleineren Sammler betroffen sein, weil sie für Münzen, die noch nie in einer Auktion waren, bei einem allfälligen Verkauf nicht nachweisen werden können, daß diese Münzen bereits lange und legal im Land sind.
Wenn Sie die Zeugenaussage lesen wollen, klicken Sie hier.
Wenn Sie mehr über Peter Weiss wissen wollen, hier finden Sie seine Kurzbiographie.
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Einen weiteren Artikel finden Sie unter Numismaster.