Viele Münzbegeisterte kannten Burkhard Schauer vom Sehen. Wenige wussten mehr von ihm. Er gehörte zu den „freien Numismatikern“, die wie selbstverständlich für den Markt verfügbar sind, stets gegen kargen Lohn bereit, einen Auktionskatalog fertig zu stellen. Manche von ihnen finden nie eine feste Anstellung, die ihnen Lohn und Brot dauerhaft sichert. Ganz unschuldig war Burkhard Schauer an seiner Situation nicht.
Dabei hatte der intelligente, kenntnisreiche Wissenschaftler während seines Geschichtsstudiums zu kühnsten Hoffnungen Anlass gegeben. Auch er gehörte zu den Münsteraner Studenten, die Peter Berghaus für die Numismatik gewinnen konnte. Als Thema für die Dissertation entschied sich Burkhard Schauer für die frühneuzeitliche Münzgeschichte des Fürstentums Anhalt. Konsequent und voller Begeisterung für sein Thema zog er 1992 ins nahe gelegene Wittenberg, das ihm eine geographische Nähe zu den Orten seines Interesses bot. Sein Eifer, sein Fleiß, seine detailreichen Kenntnisse und sein Enthusiasmus blieben nicht unbemerkt. 1994 bot ihm die Numismatische Kommission der deutschen Länder die Betreuung ihres Katalogs der deutschen Münzfunde für Mittelalter und Neuzeit an. Gleichzeitig übertrug ihm das Land Brandenburg ein Projekt zur Erfassung und Veröffentlichung sämtlicher Münzfunde in Brandenburg und Berlin. Es dürfte wohl an Burkhard Schauers weithin bekannten (und gefürchteten) Gründlichkeit gelegen haben, dass keines der drei Projekte innerhalb des gegebenen Zeitrahmens zu einem Abschluss kam.
Damit blieb ihm die prekäre Situation eines freien Numismatikers, der von gelegentlichen Aufträgen aus dem Auktionsbereich und Werkverträgen mit Museen zu leben versuchte. Dass diese Situation nicht zu Verbitterung oder Anpassung führte, spricht für die geradlinige Persönlichkeit von Burkhard Schauer.
Trotz aller finanziellen Schwierigkeiten blieb Burkhard Schauer der Numismatik treu. Er arbeitete weiterhin wissenschaftlich an den Brandenburger Münzfunden, publizierte Artikel zu einzelnen Themen und hoffte stets, sein Münzfundcorpus doch noch zur Publikationsreife zu bringen.
2009 erlitt Burkhard Schauer einen schweren Fahrradunfall, der ihn gesundheitlich stark beeinträchtigte. Trotzdem machte er weiter. Nun ist er am 18. Februar 2019 an den Folgen dieses Unfalls gestorben.
Sein Tod hinterlässt einen bitteren Beigeschmack bei allen, die ihn kannten und ihm nicht zu helfen wussten. Er war kein einfacher Mensch. Sein Schicksal ist tragisch. Trotz großartiger Anlagen kam er nicht mit den Anforderungen unserer Zeit an Effektivität und Termintreue zurecht. Wissenschaftliche Kompromisse, wie sie jeder, der publiziert, bis zu einem gewissen Grad eingehen muss, waren seine Sache nicht. Und so bleibt sein Münzfundcorpus ein Fragment.
Er hinterlässt seine Ehefrau Irina und seine beiden Kinder. Wir trauern mit ihnen um einen Münzbegeisterten, dem man für all seinen Fleiß und sein Engagement mehr Erfolg gewünscht hätte.