Cäsar und die Rhone

Angebliche Büste Julius Cäsars, Mitte 1. Jh. v. Chr., Marmor. H. 39,5 cm; L. 22 cm; T. 18 cm. Musée départemental Arles antique, Inv. RHO.2007.05.1939. Foto: MDAA / Rémi Bénali.
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Das Genfer Musée d’art et d’histoire (MAH) zeigt mit der Ausstellung „Cäsar und die Rhone. Antike Meisterwerke aus Arles“ ein Ensemble bemerkenswerter Objekte, die vom Musée départemental Arles antique (MDAA) und vom Musée du Louvre, sowie von mehreren anderen Institutionen ausgeliehen wurden. Die Schau bietet einen Einblick in die 46 v. Chr. von Julius Cäsar gegründete Kolonie. Zu den Höhepunkten gehören zahlreiche Funde aus der Rhone, darunter die 2007 entdeckte angebliche Büste des berühmten Diktators.

Arles und Genf haben eine gemeinsame Vergangenheit: Julius Cäsar. Der Prokonsul der Provinz Gallia transalpina begibt sich 58. v. Chr. nach Genf, um der Auswanderung der Helvetier ein Ende zu setzen. Er erwähnt die Siedlung in seinen Commentarii de bello Gallico und verschafft ihr so einen Platz in der Geschichte. Ein paar Jahre später gründet er für die Veteranen der Sechsten Legion des Tiberius Claudius Nero die Kolonie Arles, deren vom Glück begünstigte Entwicklung sie zu großem Wohlstand führt.

Die beiden Städte sind ebenfalls in geografischer Hinsicht miteinander verbunden, da beide an strategischen Punkten der Rhone liegen. Während sich Arles auf den Personen- und Güterverkehr aus dem ganzen Mittelmeerraum konzentriert, dient Genf als Drehscheibe in Richtung Nordeuropa.

15. Venus von Arles, letztes Viertel des 1. Jh. n. Chr. (nach einem Vorbild aus dem 4. Jh. v. Chr.). H. 220 cm; L. 102 cm; T. 65 cm. Musée du Louvre, Département des Antiquités grecques, étrusques et romaines. Inv. MR 365 (Ma 439). Foto: Musée du Louvre, Dist. RMN-Grand Palais / Daniel Lebée / Carine Déambrosis.
Statue eines Gefangenen, Ende 1. Jh. v. Chr., Bronze. H. 63,3 cm; L. 28 cm; T. 44,5 cm; Gewicht: 18,96 kg. Musée départemental Arles antique, Inv. RHO.2007.06.1962. Foto: MDAA / Jean-Luc Maby.

Außergewöhnliche und unbekannte Stücke

Zum ersten Mal in der Schweiz bietet die Ausstellung „Cäsar und die Rhone“ Gelegenheit, außergewöhnliche Stücke wie die angebliche Büste Julius Cäsars und die Bronzefigur eines Gefangenen, Leihgaben des MDAA, oder die Venus und den Faun von Arles aus dem Musée du Louvre zu bewundern. Die Ausstellung präsentiert zudem neue, unbekannte Funde wie ein Wagenrad oder eine Holztruhe sowie aus Arles stammende Exponate der Sammlung des MAH, deren im 19. Jahrhundert zusammengetragene Objekte bisher nie untersucht worden waren.

 

Der Ausstellungsparcour

Die Ausstellung umfasst fünf Sektionen, in denen mehr als 400 Werke gezeigt werden. Die Bronzefigur eines Gefangenen, die sich durch die Qualität ihrer Ausführung wie ihren Erhaltungszustand auszeichnet, empfängt die Besucher/innen. Sie könnte auf die Unterwerfung der Narbonensis und deren Eingliederung in das Römische Reich anspielen.

Silberne Opferschalen, 2. bis 3. Jahrhundert n. Chr. Musée Calvet, Avignon, erworben von der Fondation Calvet, 1862. Inv. J 420 B et J 420 C. Foto: Avignon, Musée Calvet – Fondation Calvet.

  1. Sektion: Die Rhone, Strom voller Schätze

Die Unterwasserfunde sind eine wertvolle archäologische Quelle, was die Kenntnis des Schiffsbaus, aber auch des Städtebaus, des Handels sowie des Güter- und Personenverkehrs betrifft. Die aus Rhone, Arve und Genfersee zutage geförderten Objekte sind in einer Szenografie zu sehen, die an das Deck eines Lastkahns und an das Unterwassermilieu erinnert. Außergewöhnlich gut erhaltene Stücke wurden zuerst zufälligerweise in der Rhone zwischen Les Saintes-Maries-de-la-Mer und Genf gefunden. Dazu gehören die im Delta entdeckte Bronzefigur eines Herkules, silberne Opferschalen aus der Rhone zwischen Arles und Tarascon oder ein Altar für Silvanus, den man unweit des Pont de l’Île in Genf fand.

Der Lastkahn Arles-Rhône 3, gebaut zwischen 50 und 60 n. Chr., Tannen- und Eichenholz. Musée départemental Arles antique, Dépôt du DRASSM. Inv. RHO.2004.AR3.1. Foto: MDAA / Rémi Benali.

Das Wrack eines 31 m langen gallorömischen Lastkahns, das die Bezeichnung Arles-Rhône 3 erhielt, wurde zwischen 2008 und 2013 in einer umfangreichen Grabung freigelegt, wieder flottgemacht und restauriert. Dieses Schiff, das den heutigen Frachtkähnen gleicht, diente zum Warentransport auf der Rhone und bildet seit Oktober 2013 einen Höhepunkt des Musée départemental Arles antique. Sein Erhaltungszustand ist bemerkenswert, wie das nach ihm gefertigte Modell zeigt, das in der Ausstellung neben Originalteilen des Kahns gezeigt wird.

  1. Sektion: Hafenleben und Handel

Hier kommen der Rhonehandel, seine Organisation und der Warenverkehr zu Ehren. Durch Arles wurden gelegentlich Schwergüter im Transit befördert und anschließend auf der Rhone und ihren Zuflüssen bis in unsere Regionen, aber auch über diese hinaus transportiert. In Genf gefundene Objekte, wie eine Amphore aus Gaza, eine Herme aus der römischen Kolonie Nyon oder Figuren des Leier spielenden Apolls und des Herkules aus der Kolonie Martigny veranschaulichen die Bedeutung dieses Handelswegs.

Mosaik, das die Entführung Europas darstellt. Spätes 2. bis frühes 3. Jahrhundert n. Chr. Entdeckung in Arles, Trinquetaille, Route der Saintes-Maries-de-la-Mer, 1900. Abmessungen: 205 x 187 cm. Musée départemental Arles antique. Inv. FAN.1992.563. Foto: MDAA / Rémi Bénali.
  1. Sektion: Arles, „gallisches Klein-Rom“

Die städtebauliche Anlage der Kolonie Arles, ihre öffentlichen Gebäude und deren Bauschmuck geben das Bild von Rom wieder. Die Errichtung der augusteischen Stadtmauer, des Forums und des Theaters tragen zur Monumentalisierung und Romanisierung der Kolonie bei. Hundert Jahre später folgen unter den Flaviern der Bau des Amphitheaters und in der Mitte des 2. Jahrhunderts jener des Circus. Die Romanisierung ist auch in der Privatarchitektur und im Alltagsleben der Bewohner zu beobachten, wie ein bemerkenswertes Mosaik mit der Darstellung der Europa, das den Boden eines privaten Wohnhauses schmückte, Einrichtungsgegenstände, Schmuckstücke oder Objekte für die Toilette und Körperpflege zeigen.

Silbermünze. Kopf von Julius Caesar mit Lorbeerkranz rechts (44 v. Chr.). Foto: MAH.

 

  1. Sektion: Die Verbreitung der Ideen

Diese Sektion, die mit Bildnissen mächtiger Männer beginnt, gewährt einen Blick auf die politische Wirkung des römischen Vorbilds. Die 2007 in Arles entdeckte angebliche Büste Cäsars, bei deren Zuschreibung die Fachleute weiterhin geteilter Meinung sind, nimmt einen hervorragenden Platz ein.

Dank einer Installation lässt sich das Profil des Kopfes mit jenen vergleichen, die man von Münzen kennt, die zu Cäsars Lebzeiten und nach seinem Tod geprägt wurden. Weitere skulptierte oder auf Münzen aus der Münzstätte Arles dargestellte Bildnisse werden chronologisch präsentiert. Daran anschließend werden die Werte vorgestellt, die in der heidnischen wie christlichen Welt hochgehalten wurden, wenn es um religiöse Glaubensvorstellungen und Praktiken (die römische Religion und ihre Synkretismen einerseits, der Monotheismus des Christentums andererseits) oder um den Totenkult ging.

Bronzemünze des Decentius (351-353), geprägt in Arles, gefunden in der Kathedrale Saint-Pierre in Genf. Kantonsarchäologie. Foto: MAH.
  1. Sektion: Die damaligen Menschen (Genf)

Was geschah in Genf zur Römerzeit? Davon liefern die Inschriften ein außergewöhnliches direktes Zeugnis von großer Vielfalt. Vier Inschriften unterschiedlicher Natur werfen ein Licht auf das damalige Leben: Religion, Institutionen, Tod usw.

Truhe, 1.–2. Jh. n. Chr.?, entdeckt in Arles, Rhonegrabungen, 2013. Holz, Eisen und kupferhaltige Legierung. H. 38,5 cm; L. 27 cm; T. 18 cm. Musée départemental Arles antique, Inv. RHO.2013.Z620.1155. Foto: ARC-Nucléart.

Schluss: das Ende einer Welt

Welches Schicksal erfuhren die antiken Überreste von Arles? Während einzelne Bauelemente wiederverwendet wurden – so diente ein umgearbeitetes Relief mit der Darstellung der Dioskuren als Abwasserdeckel –, verdankt das Amphitheater sein Überleben den mittelalterlichen Gebäuden, die in seinem Innern errichtet wurden. Im 16. Jahrhundert beginnt man sich für die Ruinen zu interessieren. Der Boden gibt Objekte frei, die von den Gelehrten gesammelt werden, unter ihnen Hippolyte-Jean Gosse, Konservator des Musée archéologique und des Musée épigraphique, der Objekte aus Arles nach Genf bringt. Ein auf dem Boden ausgebreiteter Stadtplan von Genf beschließt den Parcours: Die Überreste der römischen Vergangenheit von Genua sind zwar weniger sichtbar als in Arles, doch sie sind immer noch da: unter unseren Füssen und im Museum!

Ein reich illustrierter Ausstellungskatalog ist im Museumsshop erhältlich. Die Ausstellung ist noch bis zum 26. Mai 2019 zu sehen.

Interessierte Besucher finden weitere Informationen auf der Internetseite des Museums.

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Das Tourismusbüro von Arles zeigt Ihnen die faszinierendsten Überreste der Stadt aus römischer Zeit.