Carl Subak (1919-2022)

Carl Subak in Prag, 1997. Foto mit freundlicher Genehmigung von Susan Subak.
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Carl Hans Subak gehört zu den charmantesten und kosmopolitischsten Münzhändlern, die ich in meinem Leben kennenlernen durfte. Er war ein wunderbarer Erzähler, der den Protagonisten des längst vergangenen Münzhandels mit ein paar gut gewählten Worten Leben einhauchen konnte. Er liebte gutes Essen und eine gute Unterhaltung. Und er war trotz allem, was er in seiner Jugend erlebte, immer wieder bereit, neue Menschen kennenzulernen und neue Freundschaften zu schließen. Wir verlieren mit ihm einen Münzhändler alten Schlags, der viele Jahrzehnte lang sein Geschäft für Münzen und Briefmarken im Zentrum von Chicago betrieb.

Eine Kindheit auf den Ruinen von Carnuntum

Karl Hans Subak wurde am 16. Januar 1919 als Sohn von Ernst und Marianne Subak geboren. Sein Vater bewirtschaftete als Pächter einen landwirtschaftlichen Großbetrieb in Petronell. Petronell ist allen Kennern der römischen Geschichte Österreichs bestens bekannt, weil sich dort das Legionslager Carnuntum befand, von dem aus Marcus Aurelius das römische Heer in den Markomannenkriegen kommandierte. Wenn also der kleine Karl auf dem väterlichen Acker spielte, fand er immer wieder römische Münzen. Dies machte ihn bereits im Alter von fünf Jahren zu einem engagierten Sammler. Seine größte Belohnung war es, wenn der Vater ihm erlaubte, sich eine Münze aus dem Gefäß auszusuchen, in das die Knechte alle auf dem Acker gefundenen Münzen warfen.

Eine zerstörte Jugend

Karl Subak stammte aus einer wohlhabenden jüdischen Familie, die ihm den Besuch des Realgymnasiums in Wien ermöglichte. Und mehr noch. Karl verfügte über genug Taschengeld, um als Sechzehnjähriger bei der Versteigerung der Sammlung Trau im Jahr 1935 persönlich mitzubieten und so seine erste Münze im Rahmen einer Auktion zu kaufen. Er hat nie vergessen, was er damals erwarb: einen Denar von Gordian III.

1937 schloss Karl Subak das Realgymnasium mit der Matura ab. Er hätte studieren oder die Leitung der profitablen Ziegelei übernehmen können, die seine 70-jährige Großmutter Therese nach dem Tod ihres Mannes alleine führte, hätte er in einer anderen Zeit gelebt. Doch am 13. März 1938 marschierten die Nationalsozialisten in Österreich ein. Hatte es in Wien schon immer einen latenten Antisemitismus gegeben, entlud er sich nun in brutalen Pogromen.

Karl floh aus Wien. Seine Flucht führte über Lettland, Finnland, Schweden, Dänemark und Großbritannien in die Vereinigten Staaten von Amerika. Seine Familie blieb. Karl Subak zog seine ganz persönliche Lehre daraus, die er einmal im Gespräch dem Münzhändler Fritz Rudolf Künker anvertraute: „Weißt Du, warum ich nie ein Haus in Chicago gekauft habe?“ soll er gesagt haben. „Weil meine Eltern bis zuletzt nicht aus Wien fliehen wollten, weil man ihnen keinen guten Preis für ihr Haus zahlte. Ich möchte nicht, dass mich irgendwann einmal etwas zurückhält, wenn ich besser gehen sollte.“

In den USA nahm Karl Subak ein Studium in Harvard auf, das er mit dem Bachelor abschloss, ehe er 1943 als Dolmetscher in die US-Army eintrat. Dort änderte er seinen deutschen Namen Karl in das amerikanisierte Carl.

Nach dem Krieg arbeitete Carl Subak für das Versandhaus Sears Roebuck, für das er eine philatelistische Abteilung aufbaute. Da das Management von Sears darauf bestand, wie Shanna Schmidt erzählt, sah er sich 1949 gezwungen, nach Chicago umzuziehen, eine Entscheidung, die er genauso wenig bereute wie seine Heirat mit seiner Frau Eileen im selben Jahr. Eileen unterstützte ihn von Anfang an bei seiner Arbeit, bestand aber darauf, dass er sie dafür nie zum Kochen von Mittag- und Abendessen zwingen würde, wie sie mir selbst einmal erzählte.

Zwischen Handeln und Sammeln

Carl Subak baute mit seiner Frau Eileen eine der erfolgreichsten Münz- und Briefmarkenhandlungen des mittleren Westens auf. Er trat 1977 der International Association of Professional Numismatists bei. Trotzdem ist der Name Subak heute nur wenigen Sammlern geläufig. Dies liegt daran, dass Carl keine Auktionen veranstaltete, sondern lieber bei Kollegen einlieferte. Er zog es vor, als potentieller Einlieferer umworben zu werden, statt selbst um Einlieferungen werben zu müssen. Selbst heute noch hat die Firma SUBAK Inc., die er schon längst an seinen Sohn Jon Subak übergeben hat, keine Website.

Nichtsdestotrotz war Carl ein sehr aktiver Reisender, der ständig bei Münzhändlern in der ganzen Welt zu Gast war und dort das Lager genau studierte. Ich durfte ihn bei so einer Gelegenheit kennenlernen. Carl Subak war gut mit Pierre Strauss befreundet, der immer noch ein Büro in der Münzen und Medaillen AG besaß; so kam Carl nach Basel in die Malzgasse. Mir wurde aufgetragen, ihm die unzähligen Tabletts vorzulegen, die in den gewaltigen Tresoren der MMAG lagerten. Carl Subak sah sich jedes einzelne ganz genau an. Gekauft hat er nichts, aber er hat mich zum Essen eingeladen – das erste von vielen Malen. Er kündigte sich immer an, wenn er nach Basel kam, um mit mir ein Mittag- oder ein Abendessen zu vereinbaren. Und ich habe es immer möglich gemacht, schon allein deshalb weil ich gar nicht genug bekommen konnte von seinen Geschichten über den Münzhandel der 1950er Jahre.

So kam es auch, dass er mich mit der Ausführung seiner Gebote anlässlich einer Auktion in Lugano beauftragte. Dort wurde eine kleine Serie von Quinaren angeboten. Und Carl Subak handelte nicht nur mit Münzen, sondern war auch ein begeisterter Sammler. Er interessierte sich für seltene Taler und Mehrfachtaler. Seine wahre Begeisterung entfaltete er aber bei den so schwer erhältlichen römischen Quinaren. Seine Sammlung gehört zu dem Besten, was zu diesem Thema je zusammengetragen wurde. Deshalb nutzte sie Cathy King als Basis für ihr maßgebliches Werk zu diesem Thema.

Auch wenn Carl Subak immer den Wert des Geldes zu schätzen wusste und vor unnötigen Ausgaben zurückschreckte, war er großzügig, wenn es darum ging, die Gemeinschaft zu unterstützen. Wissenschaftliche Institutionen fanden bei ihm immer ein offenes Ohr, wenn sie mit einem Anliegen kamen, das er für vernünftig hielt.

Carl Subak schien mir unverwüstlich. Er arbeitete bis weit über seinen 90. Geburtstag hinaus, spielte regelmäßig jeden Morgen um 7.00 Uhr Tennis und konnte noch im hohen Alter auf Bergtouren seine Begleiter mühelos abhängen. Er hinterlässt seine Kinder Jon und Susan sowie zwei Enkel, denen wir unser herzlichstes Beileid ausdrücken möchten.