von Annika Backe
28. September 2017 – Schnell und einfach, so stellt man sich den perfekten Bezahlvorgang vor. In Zeiten von Internet und Smartphone haben die Anbieter am Markt die Nase vorn, die ihren Kunden ein mobiles Bezahlen anbieten. Einen besonderen Boom verzeichnet man derzeit in China.
Für viele Chinesen ist das Handy auch beim Bezahlen kaum noch wegzudenken. Foto: micadew / Wikimedia Commons / CC BY-SA 2.0.
Ein Anbieter für alle Fälle
Im Land der Mitte haben laut Medienberichten mehr als 600 Millionen Chinesen ein Konto bei WeChat. Ähnlich dem hierzulande verbreiteten Messenger-Dienst WhatsApp versenden die Chinesen über diesen seit 2011 von Tencent Holdings Ltd. angebotenen Service Nachrichten, Bilder und Videos. Während man aber in Europa zusätzliche Apps auf seinem Handy installieren muss, um ein Taxi zu rufen oder einen Arzttermin zu buchen, erledigt man dies alles in China über nur einen WeChat-Account.
Bezahlen mobil
Einen immer größeren Anteil nimmt das Bezahlen ein. Mit wenigen Klicks kann man dank WeChat in China Geld überweisen und bei immer mehr Geschäften wie z. B. Starbucks Rechnungen bargeldlos begleichen. Vor diesem Hintergrund hat sich der Wert der bargeldlosen Transaktionen in China laut der Financial Times 2016 im Vergleich zum Vorjahr verdreifacht. Geld im Wert von umgerechnet rund 4,6 Billionen Euro wechselte über WeChat und seinen Hauptkonkurrenten AliPay den Besitzer.
Schätzen die Anhänger des bargeldlosen Zahlens die Unkompliziertheit des Vorgangs, warnen Kritiker vor den Begehrlichkeiten, die damit geweckt werden könnten. Wenn man große Teile seines Lebens über eine einzige Multifunktions-App regelt, bündeln sich damit bei einem Anbieter eine Menge intimer Daten. Nicht nur über Bezahlverhalten und Produktvorlieben, sondern auch über persönliche Kontakte, Freizeitverhalten, Krankheiten.
Digitales Bezahlen – digitales Geld
WeChat-Betreiber Tencent plant, weiterhin vom aktuellen Boom zu profitieren und bietet die Bezahlfunktion seit Mitte 2017 nun auch in Europa an. Für China hat es daneben als erstes Unternehmen eine Banklizenz erworben. Damit könnte sich die virtuelle Geldbörse zu einem Girokonto entwickeln und den klassischen Banken Konkurrenz machen.
Die wiederum entdecken das digitale Geld für sich. So verfolgt die chinesische Zentralbank (People’s Bank of China, PBoC) seit 2014 genau, wie sich Bitcoin und vergleichbare Währungen entwickeln. Laut Medienberichten hat die Bank jüngst ein eigenes Forschungsinstitut zu Kryptowährungen eröffnet und steht kurz davor, sein eigenes digitales Geld auf Blockchain-Basis herauszubringen.
Um den erwähnten Artikel der Financial Times zu lesen, klicken Sie bitte hier.
Mehr zum digitalen Bezahlen in China lesen Sie im Innovationsblog der DZ Bank Gruppe.
Informationen zum Vorstoß der chinesischen Zentralbank lesen Sie hier.
Und wie der chinesische Staat die schöne neue Welt des Bezahlens nutzen will, lesen Sie in diesem Artikel.