von Ursula Kampmann
10. September 2015 – Seit Jahrtausenden vergraben Menschen ihre Schätze, wenn sie der Regierung und den Banken nicht vertrauen. Numismatiker sind die Nutznießer, weil ihnen Hortfunde einzigartige Einblicke in den Geldumlauf einer Epoche geben. Kommende Generationen werden diese einzigartige Quelle nicht mehr nutzen können. Warum? Weil modernes Geld sich nicht zur Aufbewahrung unter der Erde eignet.
Dies musste eine chinesische Familie in der Provinzstadt Jiangsu feststellen. Die Mutter hatte das Familienvermögen im Umfang von rund 100,000 Remimbi (= ca. 14.000 Euro) unter dem Küchenboden vergraben. Sie hatte dafür Päckchen von Geldscheinen zusammengebunden, diese in eine Plastiktüte gesteckt und die Plastiktüte ihrerseits in einem Eisenkästchen verstaut, das in den Küchenboden eingegraben wurde. Als nun der älteste Sohn heiraten wollte, war es Zeit das Familienvermögen auszugraben. Doch zu ihrem Leidwesen waren aus den Geldscheinen Matsch geworden.
Derzeit wird versucht, diesen Matsch in der Filiale der chinesischen Nationalbank in Nanjing umzutauschen. Wie in China die Regeln sind, wissen wir hier nicht. In der EU oder in der Schweiz wäre das kein Problem. Wer in Deutschland mehr als die Hälfte eines zerstörten Geldscheins vorweisen kann, dem wird die kaputte Banknote kostenlos ersetzt. In der Schweiz muss zusätzlich die Seriennummer eindeutig erkennbar sein.
Auch in den USA beschäftigt sich das Bureau of Engraving and Printing mit dem Problem. Hier müssen mehr als 50 % der Banknote erhalten sein, die zudem genug Sicherheitsmerkmale zeigen, so dass man davon ausgehen kann, dass die Banknote echt ist.
Wenn Sie sich also entschließen sollten, Ihr Geld auf die älteste Art der Welt zu sparen, ist zu empfehlen, auf die älteste Art von Geld zurückzugreifen: Auf Münzen aus Gold und Silber.
Die Erstveröffentlichung der Geschichte mit vielen Bildern finden Sie hier.
Dass diese Frau nicht die einzige ist, die finanzielle Verluste hinnehmen muss, weil sie sich einer veralteten Form des Sparens bedient, liest man in einem anderen Fall, wo Termiten Geldscheine zerstörten. Die Geschichte finden Sie hier.
Für die Rekonstruktion zerstörter Banknoten gibt es in Deutschland übrigens ein eigenes forensisches Institut. Wie das kaputte Euronoten wieder herstellt, zeigt eine Bilderfolge.