von Ursula Kampmann
19. Februar 2015 – Franz Füeg gehört zu den akribischsten Forschern, die sich mit der byzantinischen Münzprägung beschäftigen. Sein neues Opus nötigt jedem Benutzer tiefe Ehrfurcht ab vor der Sorgfalt, mit der sich der Autor mit dem vorliegenden Material beschäftigte. In diesem eindrucksvollen Werk legt Füeg ein Stempelcorpus der Nomismata zwischen 976 und 1067 vor, in das nicht nur die Bestände der Museen eingeflossen sind, sondern auch alle in Auktionen verkauften Stücke. Den Fleiß und den analytischen Geist, die notwendig sind, um so ein durchdachtes Werk zu vollenden, muss man alleine schon bewundern. Zusammen mit seinem ersten Buch, das die Nomismata-Prägung zwischen 713 und 976 enthält (und dessen Nachträge in dieser Publikation zu finden sind), hat Franz Füeg die byzantinische Goldprägung mit Ausnahme der Semisses und Tremisses des 8. und 9. Jahrhunderts aufgearbeitet.
Franz Füeg, Corpus of the Nomismata from Basil II to Eudacia 976-1067. Classical Numismatic Group, Lancaster (Pennsylvania) / London, 2014. 161 S., 21,3 x 29,7 cm, Abbildungen und Grafiken in Schwarz-Weiß, Hardcover. Mit beiliegender CD-Rom. ISBN: 978-0-9898254-9-8. $125.
Geben wir es zu: Schreiber von Auktionskatalogen, die in Eile schnell ein Zitat zu einer Münze finden wollen, werden Franz Füeg nichts Gutes wünschen. Denn das genaue Stück in seinem Werk zu identifizieren, braucht Zeit, und macht dem Nutzer die Komplexität der byzantinischen Münzprägung erst so richtig klar. Und das, obwohl der Autor sich wirklich etwas hat einfallen lassen, um den eigentlichen Katalog so kurz wie möglich zu halten. Er hat ihn nämlich aufgeteilt zwischen dem gedruckten Buch mit den Stempelvarianten und ihren Beschreibungen und dem eigentlichen Katalog mit allen für die Arbeit herangezogenen Stücken – nicht gedruckt, sondern als beiliegende CD-ROM.
Das für den Händler und Sammler Wichtigste aber ist Füegs sorgfältige Auflistung aller ihm bekannt gewordenen Fälschungen (und das sind erschreckend viele). Durch seine breite Stempelstudie konnte er nämlich zahlreiche Stücke als Fälschungen entlarven, die mit den herkömmlichen Techniken nicht als solche zu erkennen waren. Nur ein einziges falsches Stück wegen eines Blicks in den neuen Füeg nicht angekauft, und der Preis des Buches hat sich schon gelohnt!
Da muss man kaum mehr den wissenschaftlichen Kommentar zum Katalog erwähnen, der in vorbildlicher Form die verschiedenen Aspekte der von ihm behandelten Münzprägung erläutert. Hier findet man Hinweise zu Tracht und Insignia, wie sie auf den Münzen verwendet werden, zum Christusbild, den Heiligen und ihren Ikonen. Füeg beschäftigt sich ausführlich mit der Herstellungstechnik der konkaven Histamena und stellt Überlegungen an, warum die neue Produktionsmethode angewandt wurde. Von besonderem Interesse sind die fünf kurzweiligen Seiten, auf denen Franz Füeg zusammenstellt, was wir über die Wirtschaftsgeschichte der Epoche wissen. Einige Tabellen mit statistischen Auswertungen beenden die Arbeit, die ein Anrecht hat auf einen Platz in jedem gut sortierten Bücherschrank zum Thema byzantinische Numismatik.
Franz Füegs Buch ist ein Katalog, den man noch in 100 Jahren zitieren wird müssen. Für den ersten Band erhielt er von der Académie des Inscriptions et Belles-Lettres des Institut de France den Prix DUCHALAIS 2010. Wir sind gespannt, wie viele Preise dieser zweite Band gewinnen wird. Von uns bekäme er sofort einen, wenn wir denn einen zu vergeben hätten.
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