von Björn Schöpe
25. September 2014 – Sie brauchen dringend gutes Falschgeld? Nun, da gibt es Spezialisten. Wir sprechen nicht von der Unterwelt, sondern von Firmen, die Falschgeld für legale Aktivitäten herstellen: für Film, Fernsehen oder Theater. Doch die echten Profis auf diesem Gebiet bringt ihr Perfektionismus in eine rechtliche Grauzone.
Zachary Crockett hat die Bedeutung von Filmgeld für die Hollywood-Maschinerie auf priceonomics dargestellt. In der Frühzeit des Filmschaffens, so erläutert er, setzten die Produzenten noch auf echtes Geld. Erst in den Sechzigern entwickelte sich ein eigener Industriezweig für Filmgeld. Und dessen Produkte wurden immer besser.
Vor allem in den letzten Jahren ließ die hochauflösende Bildqualität den Bedarf an täuschend echtem Filmgeld enorm steigen. In Hollywood gibt es zwei Firmen, die diesen Ansprüchen gerecht werden: Earl Hays Press und Independent Studio Services (ISS). Diese Anbieter werden gebraucht, wenn es nicht ausreicht, auf einen Papierblock einen echten Geldschein zu legen.
Ein solches Szenario ereignete sich bei der Produktion eines Actionfilms im Jahr 2000. Damals flatterten Hunderttausende von Geldscheinen durch die Luft und mussten teilweise in Nahaufnahme gezeigt werden. Es brauchte perfekte „Blüten“. ISS lieferte sie – und bekam bald darauf Besuch vom Secret Service. Denn am Ende des Drehs schnappten sich Passanten und Zuschauer Geldscheine und versuchten sie in nahegelegenen Geschäften loszuwerden. ISS drohte eine Anklage wegen Produktion und in Kurs Setzen von Falschgeld.
Da half es auch nicht, dass die Scheine sich in 28 Punkten vom Original unterschieden, wie Gregg Bilson, der Firmenchef, beteuert. So steht nicht ohne Ironie auf seinen Blüten statt „In God We Trust“ (Wir vertrauen auf Gott): „In Dog We Trust“ (Wir vertrauen auf (den) Hund). Das aber reichte dem Secret Service nicht. Die Behörde verlangte, dass die Firma die Produktion von Theatergeld einstellen solle, das Produkt könne immer noch als echt über die Ladentheke gehen.
Bilson kommentierte lakonisch: „Mal ehrlich, wenn man sich an ihre (des FBI, d. Ü.) Anweisungen hielte, könnte man auch gleich Monopoly-Spielgeld nehmen. Hauptfilme verlangen eine gewisse Qualität, in gewisser Hinsicht wird also von jedem verlangt, das Gesetz zu brechen, wenn er Filmgeld herstellt.“ In der Tat zitiert der Artikel einen Polizisten, der die zu gute Qualität der ISS-Scheine bemängelt. Sein Fazit: „Wenn der Schein grün ist und eine ‚20‘ draufsteht, wird ihn schon jemand nehmen.“ Viel Vertrauen in den gesunden Menschenverstand seiner Mitbürger scheint der Gesetzeshüter nicht zu haben…
Was den Einsatz von Münzen bei Film und Fernsehen angeht, sind uns übrigens keine Schwierigkeiten bekannt geworden. Vermutlich werden dort weiterhin echte Umlaufmünzen eingesetzt. Heute zahlt man schließlich auch im Film nur noch mit „Kleingeld“. Und bei historischen Filme wird dem durchschnittlichen Münzkenner sowieso meistens schlecht, wenn er sieht, was hier an „Repliken“ und Phantasieprägungen verwendet wird.
Den Artikel von Zachary Crockett finden Sie auf der Seite von priceonomics.
ISS breitet zwar sein Inventar an Requisiten online aus, doch neben Sturmgewehren und Juwelen finden sich keine Geldscheine mehr.
The Earl Hays Press bewirbt ihre Produkte auf der Firmenseite.