Das Technical Forum 2023: Neue Trends in der Münztechnik

Eröffnung des Technical Forums durch Barbara Baltz.
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Am 2. Februar 2023, also am Tag, bevor die World Money Fair ihre Tore für das Publikum öffnete, trafen sich die Techniker zum 19. Technical Forum. Im schicken Auditorium mit Hörsaalatmosphäre stellten Maschinenhersteller und Münzstätten einem etwa 400 Köpfe starken Fachpublikum die aktuellen Entwicklungen vor. Wer nicht nach Berlin kommen konnte, hatte die Möglichkeit, die 14 Vorträge online mitzuverfolgen. Schließlich hatte man das Technical Forum in Covid-Zeiten komplett online stattfinden lassen, mit Erfolg. Durch den Nachmittag leiteten wie immer Thomas Hogenkamp (Spaleck Oberflächentechnik) und Dieter Merkle (Schuler Pressen). Um was für Themen ging es, und was könnte für Sammler relevant werden?

 

Umwelt und Nachhaltigkeit

Ein allen Vorträgen gemeinsamer Trend ist: das Thema Nachhaltigkeit. Umstellung auf neue Methoden, um den ökologischen Fußabdruck zu senken, kam in vielen Vorträgen vor: reduzierter Wasser- und Stromverbrauch der Maschinen, weniger oder weniger toxische Chemikalien, geringerer CO2-Ausstoß und umweltfreundliche Alternativprozesse wie Lufttrocknung von Ronden.

 

Mit dieser Anlage will die Royal Mint Gold aus Elektroschrott extrahieren.

Beispielhaft dafür ist das Projekt, das Tony Baker von der Royal Mint vorstellte. Die Royal Mint baut zurzeit eine neue Produktionshalle, in der aus Elektroschrott mit Hilfe eines neuen chemischen Verfahrens Gold und andere Edelmetalle extrahiert werden können. 2 Millionen Tonnen solchen Schrottes fallen wohl allein in Großbritannien jedes Jahr an. Bisher gab es keine lohnenden Methoden, um Gold aus diesem Schrott herauszulösen, doch das soll sich geändert haben. Noch ist man in einer fortgeschrittenen Experimentierphase, aber in 5 Jahren will die Royal Mint für ihre Goldmünzen nur noch auf diese Art recyceltes Gold verwenden. Natürlich will man dabei auf saubere Methoden achten und nur Chemikalien einsetzen, die mehrfach verwendbar und recyclebar sind. Die Chemikalie selbst ist dabei ein großes Geheimnis, das Baker auch trotz vieler Nachfragen nicht lüftete.

 

Goran Paladin von der Croatian Mint verrät, wie oft ein einziger Prägestempel bei der Europrägung verwendet werden konnte.

Coating

Verfahren zur Beschichtung von Stempeln, dem so genannten Coating, werden seit einigen Jahren in vielen Vorträgen beim Technical Forum thematisiert. Coating sorgt für eine extrem erhöhte Haltbarkeit von Stempeln und ist alternativlos. Auch hier wird am Thema Umweltfreundlichkeit gearbeitet, denn klassischerweise wurden solche Beschichtungen mit Chrom hergestellt, das heute aufgrund seiner Umweltschädlichkeit zunehmend verboten ist. Stattdessen steigen Hersteller um auf das umweltfreundliche PVD-Beschichtungsverfahren (kurz für physical vapour deposition, physikalische Gasphasenabscheidung). Moderne Beschichtsungsverfahren machen die Stempel immer stabiler. Ein beeindruckendes Beispiel dafür stellte Goran Paladin von der Kroatischen Münzstätte vor: Hier wurden in den letzten Monaten Abermillionen neue Münzen für die Euroeinführung des Landes geprägt. Im Zusammenspiel von modernsten Pressen und Coating-Verfahren für die Stempel konnte ein einziger 5-Cent-Nationalseitenstempel für unglaubliche 11.575.817 Münzprägungen eingesetzt werden, bevor er ausgetauscht werden musste!

 

Automatisierung

Eine schlechte Nachricht für die Liebhaber von Fehlprägungen. In der Zeit von vollautomatisierten Produktionshallen mit smarten Sortiermaschinen wird auch die Erkennung von Fehlprägungen zunehmend automatisiert. Mehrere Firmen arbeiten an solchen Erfassungsgerätschaften, die in die Fließbandproduktion integriert werden. Ein solches vorgestelltes System schießt pro Sekunde bis zu 250 Fotos der Münzen auf dem Fließband und wertet sie in Echtzeit aus. Dem Programm wird im Vorfeld beigebracht, wie die Münze auszusehen hat, was eine Abweichung ist und wie groß diese ausfallen darf. Fehlerhafte Stücke werden automatisch aussortiert, bei schwerwiegenden Fehlern auf Wunsch auch automatisch die gesamte Produktion augenblicklich gestoppt, um weitere Fehlprägungen zu unterbinden.

 

GF Machining Solutions produzierte in Zusammenarbeit mit der Swissmint kürzlich diese Demo-Münze, die zeigen soll, was für hochkomplexe Oberflächeneffekte an Stempeln neuartige Laser heute erzeugen können.

Laser Engraving

Ein weiteres wichtiges Thema der letzten Jahre ist die Methode, mit der Stempel geschnitten werden. Das Fräsen mit einem maschinengesteuerten Bohrkopf ist dabei immer noch am weitesten verbreitet, wird aber Stück für Stück durch das Fräsen mit hochpräzisen Lasern verdrängt. Gleich zwei Hersteller warben für die Vorteile ihrer neusten laserbasierten Stempelschneidemaschinen. Je nach Bedarf an Schnelligkeit und Präzision werden Laser mit verschiedenen Eigenschaften eingesetzt – Nano-, Pico- und Femtosekundenlaser. Die Hersteller versprechen den Münzstätten damit deutliche Zeiteinsparungen in der Stempelproduktion. Dazu übernehmen Laser auch gleich die Oberflächenbehandlung und können dort hochkomplexe Effekte erzielen und Mikrogravuren und Latentbilder umsetzen. Das demonstrierte die Firma GF Machining Solutions kürzlich in Zusammenarbeit mit der Swissmint mit einer beeindruckenden Demo-Münze.

 

Mit diesem Programm gestalten Designer in Münzstätten heute Münzbilder.

Modellierung

Der präziseste Laser nützt natürlich nichts, wenn der digitale Entwurf des Stempels, mit dem die Fräsmaschine als Vorlage gefüttert wird, nicht ebenfalls hochgradig detailliert ist. Daher sind die Präsentationen der Firma Carveco jedes Jahr extrem spannend. Ihr gleichnamiges Programm wird von Münzstätten auf der ganzen Welt verwendet, um dreidimensionale, digitale Münzentwürfe zu designen, die sich ganz bequem von Fräsmaschinen einlesen und umsetzen lassen. Wie jedes Jahr wurden große Verbesserungen am Programm vorgestellt. Die maximale Auflösung der Entwürfe wurde kürzlich verdoppelt, sodass auch die digitalen Modelle deutlich detaillierter werden können. Dazu ist das Designprogramm nun deutlich schneller bei der Berechnung der Entwürfe geworden; es gibt mehr Gestaltungstools, was den Designern ermöglicht, komplexe Motive einfacher zu gestalten. Dazu können jetzt Flächen schneller erkannt und beispielsweise für ein Frosting oder andere Oberflächeneffekte markiert werden. Das alles macht die Arbeit der Gestalter leichter, die nun schneller aufwändigere und detailliertere digitale Modelle erstellen können. In Kombination mit den immer präziseren Gravurlasern stehen uns also vielleicht bald viel detailreichere Münzmotive als jemals zuvor bevor. Seien Sie gespannt!

 

Hier finden Sie das ganze Programm des diesjährigen Technical Forums.

Die Vorträge anschauen können Sie leider nur, wenn Sie sich im Vorfeld gebührenpflichtig angemeldet hatten. Das war letztes Jahr anders. Hier finden Sie die Präsentationen des 18. Technical Forums.