von Ursula Kampmann
1. Juni 2017 – Es gibt Gebiete in der Numismatik, die sind etwas für Spezialisten. Sie haben viele Vorteile. Unter anderem den, dass man immer wieder extrem seltene, interessante und kostbare Münzen unter ihrem tatsächlichen Wert kaufen kann. Denn die wenigsten Händler sind in allen exotischen Gebieten Spezialisten, und so entgeht ihnen gelegentlich, wie selten eine Münze tatsächlich ist, weil sie die aufwändige Literaturrecherche scheuen. Die prämonetären Münzen Zentralasiens sind so ein Gebiet. Die wenigsten Münzhändler können überhaupt ihre Aufschriften lesen oder wissen, wo und wem sie zugeordnet werden können.
Vladimir Nastich, Wolfgang Schuster, Catalog of Pre-Modern Central Asian Coins 1680-1923. Janid (later period) – Bukhara – Tashkand – Shahrisabz – Khoqand – Khiva – Khorezm Republic – Dzungar (later period) – Islamic East Turkestan. Bremer Beiträge zur Münz- und Geldgeschichte 10. Bremer Numismatische Gesellschaft, Bremen 2017. 304 S., durchgehend farbig illustriert, 30,4 x 21,7 cm. Hardcover. ISBN: 978-3-00-055514-5. 39 Euro zzgl. Versandkosten.
Oder sagen wir besser, die wenigsten Münzhändler wussten, wo und wem Münzen Zentralasiens zugeordnet werden können. Denn die Bremer Numismatische Gesellschaft hat als Band 10 ihrer Bremer Beiträge zur Münz- und Geldgeschichte einen sehr übersichtlichen Katalog publiziert, der die Münzen aus dem Gebiet des heutigen Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan, die zwischen 1680 und 1923 entstanden sind, vorstellt.
Als Autoren zeichnen verantwortlich Dr. Vladimir N. Nastich, ein russischer Numismatiker und Islamwissenschaftler, sowie Dr. mag. Wolfgang Schuster aus Österreich, ein weitgereister Sammler, der nach seiner beruflichen Karriere noch einmal am Wiener Institut für Numismatik und Geldgeschichte studierte. Sie haben gemeinsam über 10 Jahre an dem Opus gearbeitet. So ist es Ihnen gelungen, einen Katalog zu schreiben, der es auch dem nicht des Arabischen Mächtigen ermöglicht, die relevanten Münzen eindeutig zu bestimmen.
Die Münzen folgender Reiche sind in diesem Katalog enthalten:
- Janid Khanate
- Emirate of Bukhara
- Hakimate of Tashkand
- Bekdom of Shahrisabz
- Khanate of Khoqand
- Khanate of Khiva (Khorezm)
- Khorezm People’s Soviet Republic
- Dzungar Khanate
- East Turkestan
Eingeleitet wird das Buch von einem ca. 20 Seiten langen Text, der sich mit den Münzen des Gebiets beschäftigt, Handreichungen zu Metrologie, Darstellungen, Aufschriften und Datierung gibt. Es folgt der eigentliche Katalog. Dort beginnt jedes Kapitel mit einer äußerst knappen historischen Einleitung in wenigen Sätzen. Es folgt eine Liste der behandelten Herrscher sowie ein kurzer Abriss des monetären Systems, sowie die Namen der Münzstätten.
Der Katalog selbst ist bildlastig, sprich für Münzfreunde, die lieber schauen als lesen genau das Richtige. Zu jedem Nominal finden sich ein oder mehrere Bilder sowie die Wiedergabe der Legende in lateinischer Schrift, hin und wieder eine hilfreiche Anmerkung und eine Seltenheitsangabe.
Eine ausführliche Literaturliste hilft bei der eigenen Recherche.
Und das ist es im Wesentlichen. Der neue Katalog von Nastich und Schuster stellt auf jeden Fall einen enormen Fortschritt dar und ist ein große Hilfestellung für die Münzbestimmung. Er sollte in keiner Münzhandlung fehlen, um in Zukunft auch die Münzen Zentralasiens korrekt einzuordnen. Er ersetzt aber auf keinen Fall das eigene Weiterlesen, wenn es darum geht, den historischen Hintergrund der Münzen zu erschließen, oder die eigene Recherche, was denn nun eine Münze wert sein könnte. Und damit ist der Reiz des Spezialgebiets eigentlich erhalten geblieben, auch wenn in Zukunft auf dem Beschreibungszettel so manchen Münzhändlers tatsächlich die korrekte numismatische Einordnung dieser Münzen angegeben sein sollte.
Sie können den Katalog über eine Kontaktanfrage bestellen auf der Website der Bremer Numismatischen Gesellschaft e. V.
Die Bremer Numismatische Gesellschaft hat übrigens eine neue, ganz moderne Website, die Sie sich ansehen sollten. Vielleicht interessieren Sie ja noch andere Publikationen der Bremer.