Deutsch-Britische Rochade: Der Direktor des British Museum kommt nach Deutschland, ein Deutscher wird neuer Direktor des British Museum

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von Annika Backe

22. Oktober 2015 – Nach Monaten heißer Diskussionen um die Besetzung des Chefpostens im Londoner British Museum steht nun fest: Das Rennen macht ein Deutscher. Hartwig Fischer ist sein Name. Abgesegnet werden muss diese Personalie zwar noch von Premierminister David Cameron, dessen Unterschrift aber eine reine Formsache sein dürfte. 

Das British Museum, der neue Arbeitsplatz von Hartwig Fischer. Foto: Ham / https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en

Der gebürtige Hamburger Hartwig Fischer setzt sich damit gegen eine Reihe aussichtsreicher Kandidaten durch, darunter z. B. Thomas Campbell, Direktor des renommierten Metropolitan Museum New York. Doch wer ist dieser Deutsche, der sich anschickt, die Nachfolge des 69jährigen Neil MacGregor als Kapitän auf dem Flaggschiff der britischen Museen anzutreten? 

Derzeit noch Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, hat Fischer sich v. a. als gewissenhafter Ausstellungsmacher einen Namen verschafft. So kuratierte er 2006 eine Kandinsky-Ausstellung für das Kunstmuseum Basel und die Tate Modern. Er war Konservator für die Kunst des 19. Jahrhunderts und die klassische Moderne am Kunstmuseum Basel und leitete das Folkwang-Museum in Essen. 

In Dresden war er seit 2011 für nicht weniger als 14 Museen verantwortlich, darunter solche Publikumsmagneten wie das Grüne Gewölbe mit seinen atemberaubenden Schätzen. Unter seine Ägide präsentiert sich der einst etwas angestaubt wirkende sächsische Museumskomplex nun erfreulich frisch und ist auch personell bestens aufgestellt. 

Den Museumsfans auf der britischen Insel dagegen dürfte der 53jährige Fischer bislang eher unbekannt gewesen sein. Und so fiel auch das Presseecho durchaus gemischt aus, als die Meldung in den letzten Tagen die mediale Runde machte. Vom ‚the German‘ war da die Rede, der das Herzstück der englischen Museumswelt übernehmen würde. Die Reaktion der Fachleute war da deutlich entspannter und wohlwollender. 

Tatsächlich steht die Fischer-Personalie in einem größeren Zusammenhang: Seit einigen Jahren werden nämlich bemerkenswerte Exporte getätigt, und zwar hüben wie drüben. Übernahm schon Martin Roth (als Generaldirektor in Dresden Fischers Vorgänger) 2011 das altehrwürdige Victoria and Albert Museum in London, hat der Brite Neil Mac Gregor nun im Gegenzug Berlin als neue Heimat auserkoren. Hier wird er künftig als Gründungsintendant des Humboldtforums fungieren. 

Neil Mac Gregor, scheidender Direktor des British Museums. Foto: Ann Wuyts / PawelMM / https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/deed.en

Den Lieblingskandidaten von niemand Geringerem als Bundeskanzlerin Angela Merkel zeichnet eine besondere Mischung von wissenschaftlichem Interesse und persönlicher Sympathie für Deutschland aus. So stellte er das Land, seine wechselvolle Geschichte und die Mentalität seiner Bewohner in der viel beachteten Ausstellung ‚Germany – Memories of a Nation‘ jüngst im British Museum vor. Dem englischen Radiohörer brachte er Deutschland und die Deutschen in einer 30teiligen BBC-Serie näher. Seine Geschichte der Welt in 100 Objekten ist auch in Deutschland Kult geworden.

Mac Gregor genießt in seiner Heimat ein derart hohes Ansehen, dass man in einem (freilich nicht ganz ernst gemeinten) Blog sogar fragte, ob man ihn nicht als ‚nationales Kulturobjekt‘ klassifizieren könne, das damit dem Exportverbot unterliege. 

Die derzeitigen – ganz freiwilligen – Wanderbewegungen von Museumsdirektoren zeigen in jedem Fall eins: Es steht gut um das Verhältnis zwischen Deutschland und England. Im kulturellen Sektor wird länderübergreifend hervorragend zusammengearbeitet. Internationalität ist nicht mehr nur auf kleinere Forschungs- und Ausstellungsprojekte beschränkt, sondern hat buchstäblich das höchste Niveau erreicht. Man darf gespannt sein, welche Rochaden die Zukunft noch bringen wird. 

Zur Website des British Museum kommen Sie hier.

Wenn Sie der erwähnte Blog interessiert, können Sie ihn hier lesen.

Dies ist die Website der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden.

Und viele Informationen rund ums Humboldt-Forum bekommen Sie hier.