von Björn Schöpe
19. Februar 2015 – Seit der Wirtschaftskrise interessieren sich die Deutschen verstärkt für die Goldreserven ihres Landes. Immerhin besitzt Deutschland nach den USA die größten Goldreserven der Welt, über 3300 Tonnen. Davon lagern etwa 40 Prozent in New York bei der amerikanischen Zentralbank Fed, auch in Paris und London werden größere Mengen aufbewahrt. Doch das ändert sich gerade – Deutschland holt einen Teil seines Goldes zurück.
Die großen Goldreserven stammen vor allem aus der Zeit des Wirtschaftswunders in den 1950er und 1960er Jahren. Deutschlands Export boomte, man kaufte Gold für Dollars. Zu den Zeiten des Kalten Krieges sah man es als eine gute Rückversicherung, starke Goldreserven in Übersee zu haben, weit weg vom Eisernen Vorhang. Außerdem hätte man Gold immer in ausländische Devisen umtauschen können.
Doch mittlerweile haben sich die Rahmenbedingungen geändert: Es droht keine Invasion der Russen, und seit der Euroeinführung kann man in Paris keine Fremdwährung mehr kaufen. Daher soll der Lagerort Paris mit seinen etwa 300 Tonnen Gold in den nächsten Jahren aufgelöst werden. Die 438 Tonnen Gold in London will man nicht antasten. Von den 1500 Tonnen Gold in New York werden etwa 300 Tonnen nach Deutschland verfrachtet. Man sei im Zeitplan, äußerte die Bundesbank. Bis 2020 sollen die Transporte abgeschlossen sein. Zu Details hält man sich aus Sicherheitsgründen bedeckt.
Doch gerade dieser Umgang mit Informationen hatte zu öffentlichem Druck geführt. Der Bundesrechnungshof verlangt ein regelmäßiges Inventar der physisch vorhandenen Goldreserven auch im Ausland. Seit 1998 führt die Bundesbank nämlich nur noch die sogenannte Goldforderung in ihrer Bilanz, also einen virtuellen Wert, den Anspruch an Gold, den Deutschland einfordern kann. Interessant ist, dass in den Medien daraus die Formulierung entstand, der Bundesrechnungshof habe die Lagerung im Ausland als unsicher kritisiert und daher hole man nun das Gold heim. Es gab parlamentarische Anfragen nach dem Verbleib des Goldes, die nie befriedigend beantwortet wurden. Eine Petition verlangte, das deutsche Gold zurückzuholen – wenn es denn überhaupt noch da sei, wie etwa der Wirtschaftsexperte Peter Boehringer kommentierte.
Nach dieser „schlechten Presse“ dürfte die Rückholaktion vor allem ein Zeichen der Bundesbank sein: Unser Gold ist noch da und gehört uns. Wir holen zum Beweis einen Teil zurück. Eine kleine Machtdemonstration Deutschlands. Die aktuelle Wirtschaftskrise beeinflusst der Lagerort der deutschen Goldreserven nicht, und die Goldreserven haben zur Zeit keine aktive Funktion in der deutschen Wirtschaftspolitik. Lediglich 5 bis 6 Tonnen Gold veräußert die Bundesbank jährlich. Daraus werden die Gedenkmünzen geprägt.
Hier finden Sie einen Bericht im Spiegel.
Auch die Welt berichtete kürzlich davon.
Genaue Statistiken gibt die Bundesbank in einer Presseerklärung.
Einen ausführlichen Artikel widmet Bloomberg Peter Boehringer.