von Ursula Kampmann
9. Oktober 2014 – Eines hat Bernd Kluge hervorgehoben, als man ihn fragte, was ihm an der Wende von der DDR zur BRD gefallen habe. Dass er durch seinen Arbeitgeber, die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, nun endlich das Preußische im Namen führen könne. Denn mit dem Preußischen und den damit verbundenen Tugenden hat sich Bernd Kluge immer schon gern identifiziert.
Bernd Kluge. Foto: Helga Paris.
Gottesfurcht und Toleranz – Geboren am 18. Juni 1949 in Cottbus, gehörte Bernd Kluge zu den wenigen Kindern in der DDR, die wegen ihres katholischen Elternhauses statt Jugendweihe Erstkommunion und Firmung erlebten. Trotz seiner kritischen Haltung zum sozialistischen Staat gelang es dem begabten Buben erst das Abitur zu machen, um dann an der Humboldt-Universität in Berlin mittelalterliche Geschichte zu studieren.
Aufrichtigkeit – Auch wenn sein Doktorvater Bernhard Töpfer es gerne gesehen hätte, dass Bernd Kluge an der Universität geblieben wäre, um seine Nachfolge anzutreten, entschied sich der junge Wissenschaftler für das Münzkabinett im Bode-Museum, damals eine Zuflucht für alle, die jenseits von Parteibuch und Politik nichts als wissenschaftlich arbeiten wollten.
Fleiß – Als Bernd Kluge seinen Dienst im Münzkabinett begann, wusste er nichts über die Numismatik. Nach nur wenigen Jahren gehörte er zu den besten Kennern ihrer mittelalterlichen Prägungen. Seine Publikationsliste umfasst heute – wie Bernhard Weißer dankenswerter Weise ausgezählt hat – 216 Positionen. Und bei diesen Positionen handelt es sich sicherlich nicht um kleine Artikelchen in obskuren Zeitschriften, sondern um wichtige Standardwerke wie – um nur eine der 216 Positionen zu nennen – sein „Handbuch und Thesaurus Nummorum Medii Aevi“, ein Repetitorium all dessen, was wir heute über die mittelalterliche Numismatik wissen.
Disziplin – Bernd Kluge erlebte mit dem Berliner Münzkabinett die Wirren der Wende und sah sich, gerade als die ersten Klippen der Umstellung umschifft waren, mit der Situation konfrontiert, dass Wolfgang Steguweit vom Amt des Direktors zurücktrat, und ihn – Bernd Kluge – vor die Wahl stellte, selbst an diese Stelle zu treten oder das Risiko eines unbekannten, mit den Verhältnissen nicht vertrauten Museumsdirektors aus dem Westen einzugehen. Eigentlich hatte Bernd Kluge nie Chef sein wollen, 1992 wurde er es doch. Nicht um seinen Ehrgeiz zu befriedigen, sondern weil jemand diese Arbeit machen musste. Die geliebte Wissenschaft wurde auf die Abendstunden und die Wochenenden verschoben.
Weltoffenheit – Eine der ersten Aufgaben, denen sich der neue Direktor des Münzkabinetts zu stellen hatte, war die Organisation des XII. Internationalen Numismatischen Kongresses in Berlin, der Hunderte von Numismatikern zusammenführte. Bernd Kluge bewährte sich als großartiger Gastgeber, der mit seinem Humor viele Freunde gewann und mit seiner Geradlinigkeit den einen oder anderen verschreckte.
Pflichtbewusstsein – Es wird kaum einen anderen Museumsdirektor geben, der in seiner Karriere so viel bewegt und verändert hat. So hat Bernd Kluge nicht nur die neue numismatische Dauerausstellung im Bode-Museum konzipiert und ihre Umsetzung begleitet, sondern er hat auch als Bauherr die grundlegende Sanierung des Münzkabinetts zwischen 1998 und 2006 mitgestaltet. In keiner der vielen Bausitzungen soll er gefehlt haben, um seine Vision von einer behutsamen Sanierung des alten Baubestands Realität werden zu lassen.
Tapferkeit ohne Wehleidigkeit – Obwohl ihn – und hier kann man die vergnüglich zu lesenden Glückwünsche Bernhard Weißers im NNB Okt 2014, S. 424f nur zitieren – „die zuweilen zähen, von Partikularinteressen geleiteten und wenig effektiven Kommunikationsprozesse“ der verschiedenen „wissenschaftsorganisierenden“ Gremien abstießen, war Bernd Kluge zwischen 1993 und 1999 als Vorsitzender der Numismatischen Kommission der Länder tätig.
Treue – Seine Mitarbeiter kennen Bernd Kluge als einen gerechten, offenen und fürsorglichen Chef, der in der Art eines Pater Familias im besten Sinn sein Ideal einer in Freundschaft verbundenen Gemeinschaft von engagierten Wissenschaftlern vorlebt.
Bescheidenheit – Seine Kollegen schätzen Bernd Kluges unprätentiöses Auftreten. Nie würde er sich seiner Leistungen rühmen, und so wird er auch bei dieser Laudatio mit einem Lächeln darüber hinweg gehen, dass so viele seiner Meriten nicht erwähnt wurden.
Wir freuen uns darüber, dass das Ende der offiziellen Verwaltungspflichten am Berliner Münzkabinett jetzt für Bernd Kluge das Zeitfenster öffnet, das er brauchen wird, um endlich seine Geschichte der sächsischen und fränkischen Kaiserzeit zu schreiben, die das Werk von Hermann Dannenberg ablösen wird.