10. Februar 2011 – Die Mitglieder der International Association of Dealers in Ancient Art (IADAA) erfüllt größte Besorgnis, wenn wir die Bilder von Plünderungen im Ägyptischen Museum in Kairo betrachten. Wir sind zutiefst darüber beunruhigt, welche Schäden noch durch Plünderungen abgelegener Grabungen und Museen entstehen könnten. Nicht nur die wissenschaftliche Welt erleidet durch diese kriminellen Machenschaften einen enormen Verlust, sondern die gesamte Menschheit, denn die ägyptischen Altertümer sind Teil des Weltkulturerbes. Durch Plünderungen von schlecht oder gar nicht bewachten Museen, Magazinen und Ausgrabungsstätten werden Kunstwerke dem rechtmäßigen Eigentümer, in diesem Fall dem ägyptischen Staat, entwendet.
Die IADAA verurteilt aufs Schärfste sowohl die Plünderungen als auch die Tatsache, daß sie durch fehlende Überwachung ermöglicht werden.
In diesem Zusammenhang möchte die IADAA eindringlich darauf hinweisen, dass der effektivste Schutz von Kulturgütern nur vor Ort geschehen kann. Deshalb hält sie es für unumgänglich, vor allem die Kontrollen vor Ort zu verstärken und zu organisieren.
Seit Jahrhunderten haben europäische Sammler ägyptische Objekte geschätzt, gekauft und gepflegt. Um eine Verwechslung dieser alten Sammlungsstücke mit Kunstgegenständen, die aus den aktuellen kriminellen Machenschaften stammen, auszuschließen, ist es unabdingbar, möglichst schnell und ausführlich über das Geschehen in Ägypten zu informieren. Die Behinderung von Journalisten und das Abschalten des Internets gefährden nicht nur die Pressefreiheit, sondern auch eine effektive Reaktion auf den möglichen Raub von Kulturgütern. Ein schneller internationaler Austausch von Informationen ist deshalb in einer solchen Situation von größter Bedeutung.
Schon jetzt bietet die IADAA ihre Zusammenarbeit und Unterstützung an, um eventuell aus dem Land geschmuggelte Objekte aufzuspüren und ihrem rechtmäßigen Eigentümer zurückzuerstatten. Dazu ist der schnelle, internationale Informationsaustausch zwischen den Behörden und Handelsorganisationen, namentlich der IADAA, unabdingbar und eine grundlegende Voraussetzung für den Erfolg.
Hierfür sind möglichst detailgetreue Beschreibungen und Fotographien der abhanden gekommenen Objekte dringend notwendig. Wieder einmal zeigt sich, dass die beste, günstigste und effizienteste Form von Kulturgüterschutz ein international zugängliches Bildarchiv vermisster Kunstwerke ist, das nach klaren Kriterien aufgebaut sein muss.
Für IADAA-Mitglieder ist es obligatorisch, vor jedem Erwerb das Art Loss Register zu konsultieren.
Alle Mitglieder der IADAA haben sich zur größten Sorgfalt und zur Zusammenarbeit mit den Behörden ihres jeweiligen Landes verpflichtet und fühlen sich dazu aufgerufen, den Markt in Zusammenarbeit mit den verantwortlichen Stellen zu überwachen.
In den vergangenen Jahren hat sich eine effiziente Gesetzgebung zum Kulturgüterschutz in der Europäischen Union, der Schweiz und der USA entwickelt. Sie wird ergänzt durch die Selbstverpflichtungen der IADAA-Mitglieder. Darin wird in § 11.2 folgendes festgelegt: „Die Mitglieder der IADAA verpflichten sich, Objekte erst zu erwerben oder zu verkaufen, wenn sie nach bestem Wissen und Gewissen sichergestellt haben, dass die Objekte nicht aus Ausgrabungsstätten, von Denkmälern der Architektur, aus öffentlichen Institutionen oder dem privaten Eigentümer gestohlen wurden.“
Gesetze und private Initiativen müssen aber auf jeden Fall einhergehen mit funktionierenden Kontrollen in den Ursprungsländern durch Kultur-, Zoll- und Polizeibehörden.
Die IADAA stellt fest, dass alle Länder, die Weltkulturerbe beherbergen, moralisch dazu verpflichtet sind, dieses angemessen zu schützen. Dazu gehört auch, es der internationalen wissenschaftlichen Forschergemeinschaft zugänglich zu machen und im Falle eines Verlustes Informationen dazu sofort weltweit zu verbreiten.
Den zuständigen Altertumsverwaltungen, die in diesen wahrhaft schwierigen Zeiten versuchen, ihre Verantwortung wahrzunehmen, möchten wir unsere größte Anteilnahme aussprechen.