Die italienische Münzstätte wird zum multifunktionalen Kulturzentrum

La Zecca, Münzstätte zwischen Vergangenheit und Zukunft.
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Das geschichtsträchtige Gebäude, in dem zunächst die königliche Münzstätte (Regia Zecca) und später die Münzstätte der Republik (Regia repubblicana) ihr Zuhause fanden, wird saniert und für neue Nutzungsmöglichkeiten erschlossen. Grund dafür ist das Projekt einer Gruppe unter der Leitung von Atelier(S) Alfonso Femia. Diesem Projekt wurde im Rahmen eines internationalen Wettbewerbs, der im März 2018 von der staatlichen Druckerei und Münzprägeanstalt Italiens (Poligrafico e Zecca dello Stato) ausgeschrieben wurde, der erste Preis verliehen.

Das Gebäude in der Via Principe Umberto.

Neue Möglichkeiten der Nutzung für die ehemalige italienische Münzstätte

Das Projekt zur Erschließung neuer Nutzungsmöglichkeiten sieht die Einrichtung eines kulturellen Zentrums vor, das einzigartig in seiner Art ist und ein museales Ziel verfolgt: die Schätze des nationalen numismatischen Erbes und der Industriearchäologie bestmöglich zu hüten. Gleichzeitig wird es ein Ort zur Ausbildung und zur Förderung des Kunsthandwerks sein. Ein Ort, an dem die wertvolle Tradition der Schule für Medaillenkunst (Scuola dell’Arte della Medaglia), die seit der Einweihung im Jahre 1911 im Gebäude tätig ist, noch besser gedeihen kann.

Das erste Ziel besteht darin, das Gebäude zu sanieren und es umzustrukturieren, wobei sämtliche Kriterien in Sachen Nachhaltigkeit und Energieeffizienz eingehalten und die ursprünglichen Merkmale des Gebäudes bewahrt werden, die der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts entstammen. Der Blick richtet sich dabei aber auf die Zukunft, denn es werden innovative Materialien eingesetzt, die es ermöglichen, historische Orte voller Schätze wieder zum Leben zu erwecken. Dadurch wird das städtische und soziale Umfeld des historischen Stadtteils Esquilino verbessert.

Das hier vorgestellte Projekt kombiniert Tradition mit Innovation. Die Restaurierung des Gebäudes im modernen Stil findet in Übereinstimmung mit der funktionalen Wiederverwendung der Innenräume statt. Dabei werden die Merkmale bewahrt, die die Produktionsanlage und das industrielle Ambiente des Umfeldes charakterisierten. So kann den großen Maschinen für die Münzherstellung und der Produktionsanlage, die von dem Projekt unberührt bleibt, ein angemessenes Zuhause gegeben werden.

Roms Bürgermeisterin Virginia Raggi und Paolo Aielli, Vorstandsvorsitzender der staatlichen Druckerei und Münzprägeanstalt Italiens.

Den Bürgern öffentlichen Raum zurückgeben

Paolo Aielli, Vorstandsvorsitzender der staatlichen Druckerei und Münzprägeanstalt Italiens, stellte fest: „Die Verbindung von industrieller Aktivität und künstlerischem Schaffen hat schon dazu geführt, dass die erste italienische Münzstätte zu Anfang des 10. Jahrhunderts errichtet wurde, und noch heute ist unsere Arbeit davon geprägt. Für die gesamte Bevölkerung, und auch für unsere Kultur im Allgemeinen, ist das Gebäude äußerst bedeutend, da es ein grundlegendes und verbindendes Element der Identität unseres Landes darstellt.“

„Wir haben das Versprechen, das wir vor weniger als einem Jahr gegeben haben, heute eingelöst und es geschafft, das Sanierungs- und Umstrukturierungsprojekt zu konkretisieren, das den Bürgern, den Nachbarschaftsvereinigungen und der ganzen Stadt ein Erbe von unschätzbarem historischem und kulturellem Wert zurückgibt“, fährt Aielli fort. „Wir sind besonders stolz darauf, dass es sich um ein öffentliches Projekt handelt, das vollständig von einem öffentlichen Unternehmen finanziert wird. Diese Tatsache stellt – unserer Meinung nach – einen Mehrwert für das gesamte Sanierungsprojekt dar.“

Die Bürgermeisterin von Rom, Virginia Raggi, erklärte im Rahmen der Projektvorstellung am 18. Juni: „Neue Nutzungsmöglichkeiten für Gebäude der Stadt zu finden, bedeutet, den Bürgern Möglichkeiten des Zusammentreffens zurückzugeben, Orte, um sich kulturell und sozial auszutauschen. Dies ist das Ziel der Umstrukturierung des bedeutenden Gebäudes der Münzstätte im Viertel Esquilino.

Das Innere der ehemaligen Produktionsstätte, wie es am Ende der Arbeiten sein wird.

Der erste Schritt war ein Wettbewerb, in dem verschiedene Projekte vorgestellt wurden. Dies ist ein wichtiges Verfahren, da es der Verwaltung ermöglicht, das beste Projekt durch eine öffentliche Ausschreibung zu finden. Die Arbeiten an der Münzstätte fügen sich in eine Reihe von Veränderungen des Stadtbildes ein. In dieser Hinsicht setzt sich die öffentliche Verwaltung für die umfassende Neugestaltung von Plätzen und Gebäuden ein. Einige Beispiele sind die Sanierung des Cinema Apollo, die Neugestaltung des Piazza Vittorio und die Aufwertung des Piazza dei Cinquecento“.

Innerhalb des neuen Gebäudekomplexes ist ein Raum für temporäre Ausstellungen vorgesehen, außerdem ein Tagungszentrum, ein Zentrum für Qualitätshandwerk, ein Zentrum für kulturelle Dienstleistungen, eine Bibliothek mit historischem Archiv, die neuen Werkstätten für die jungen Talente der Schule für Medaillenkunst, eine Buchhandlung mit Cafeteria und ein Gästehaus.

Das Gebäude der Münzstätte in Rom im Viertel Esquilino ist von besonderer historischer Bedeutung und hat ein hohes Entwicklungspotenzial.

Eine Grundsteinlegung vor mehr als 100 Jahren

Mit dem Gesetz vom 2. Juni Nr. 417 wurde im Jahre 1904 die Errichtung der italienischen Münzstätte (Zecca d’Italia) beschlossen und am 27. Juni 1908 fand – in Anwesenheit von König Viktor Emanuel III. und dem Schatzminister Paolo Carcano – die Zeremonie zur Grundsteinlegung des Gebäudes, welches vom Ingenieur Carlo Mongini geplant wurde, in der Via Principe Umberto statt.

Minister Carcano eröffnete damals seine Rede mit folgenden Worten: „Heute ist ein glücklicher Tag: Ein lang herbeigesehntes Projekt, das wiederholt von beiden gesetzgebenden Kammern genehmigt wurde, eine neue Münzstätte mit angegliederter Schule für Medaillenkunst wird nun von Euch, Majestät – höchster Meister der Numismatik – begründet, in diesem Rom, in dem die akademische Welt so hell erstrahlt.“

Aus der Rede können wir schließen, dass die Pläne zur Errichtung der italienischen Münzstätte und die besondere Verbindung mehrerer Funktionen durch die Wünsche Viktor Emanuels III., dem „numismatischen König“, entscheidend geprägt wurden.

Moderne Komponenten werden der Struktur des frühen 20. Jahrhunderts hinzugefügt.

Das Gebäude wurde nicht nur als Produktions-, sondern auch als Kulturstätte konzipiert. Seit seiner Errichtung waren im Inneren des Komplexes die Werkstätten für die Münzproduktion, die Schule für Medaillenkunst (die ohne Unterbrechung bis heute dort tätig ist) und das Museum der Münzstätte (Museo della Zecca) angesiedelt.

Das Gebäude wurde am 27. Dezember 1911 eröffnet und seither wurden dort die Münzen des italienischen Königreichs und der italienischen Republik – von der Lira bis zum Euro – geprägt. Mit der Einführung des Euros wurde aufgrund des gesteigerten Produktionsbedarfs zusätzlich das Gebäude in der Via Gino Capponi im römischen Viertel Appio in Betrieb genommen. 2006 wurde die gesamte Produktion dorthin verlegt, und die Münzstätte ist noch heute aktiv.

 

Dieser Bericht wurde original in italienischer Sprache erstmals in der Cronaca Numismatica publiziert. Wir danken Roberto Ganganelli dafür, dass er ihn der MünzenWoche zur Verfügung gestellt hat.

Die Cronaca Numismatica bietet eine Fülle von interessanten Berichten rund um die italienische Numismatik – und vieles mehr.

Die Website der Münzstätte und des dazugehörigen Museums finden Sie hier (leider nur auf italienisch).

Weiterlesen können sie in unserem Bericht über Museum der Münzstätte (Museo della Zecca).

Wenn Sie wissen wollen, warum dem italienischen König seine Münzstätte so ein Herzensanliegen war, lesen Sie dem MünzenWoche Artikel: Ein König in Nöten – Die gestohlene Münzsammlung von Vittorio Emanuele III.

Mehr über die Medailleursschule, die Scuola dell’Arte della Medaglia, erfahren sie hier.