von Ursula Kampmann
2. Juni 2016 – Es gibt zwei grundsätzlich unterschiedliche Methoden, sich mit der Münzprägung zu beschäftigen. Da wäre zunächst die numismatische Herangehensweise: Man sammelt alle Stücke und macht einen Katalog, den man dann interpretieren kann. Und natürlich gibt es die historische Methode: Man setzt sich ins Archiv und sammelt alle Aktennotizen zur Münzprägung. Im glücklichsten Falle ergänzen sich diese beiden Methoden, wie bei der eben erschienenen Monographie zu den Münzen der pommerschen Herzöge.
Joachim Krüger: Münzgeschichte Pommerns in der frühen Neuzeit / Manfred Olding: Katalog der Münzen der pommerschen Herzöge von 1474 bis 1637 (1654) / In Zusammenarbeit mit Helmut Hahn. Gietl Verlag, Regenstauf (2016). 240 S. mit durchgehend farbigen Abb. 17 x 24 cm, Hardcover, Fadenheftung. ISBN: 978-3-86646-129-1. 69 Euro.
Das neue Buch ist das gelungene Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen dem Münzhändler Manfred Olding, der vielen Lesern durch seine Katalogisierung der preußischen Münzprägung bekannt ist, und dem Historiker Joachim Krüger, der seine Dissertation über die pommersche Münzprägung der Jahre zwischen 1580 und 1715 verfasste. Zusammengebracht hat die beiden ein Mediziner und Sammler, Prof. Dr. Helmut Hahn, seines Zeichens nicht nur ein weltweit bekannter, mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichneter Mediziner und Mikrobiologe, sondern auch ein großer Fan der pommerschen Münzprägung. Seine Münzsammlung wurde 2013 in Berlin versteigert. Sein Interesse am Thema hat er damit nicht verloren. Er unterstütze Manfred Olding aktiv an der Erstellung des Kataloges.
Aber zunächst zur Münz- und Geldgeschichte aus der Feder Joachim Krügers. Sie umfasst den Zeitraum zwischen den frühesten mittelalterlichen Prägungen um 1170 und dem Aussterben des Greifengeschlechts mit dem Tod Bogislaws XIV. im Jahr 1654. Der knapp 40 Seiten lange Text ist trotz einer fehlenden Bebilderung (die Karten des Katalogteils wären hier sinnvoller untergebracht gewesen) spannend zu lesen und gut geschrieben. Er liefert viele Details, die wunderbar den historischen Hintergrund zum Katalog illustrieren. Nehmen wir als Beispiel die Geschichte der gemeinsamen Pfennigprägung von Pommern und Pommern-Wolgast, über die sich die Städte Stralsund, Greifswald, Anklam und Demmin auf dem Frankfurter Münzprobationstag des Obersächsischen Kreises von 1597 so bitter beklagten. Hier weist der Autor auf Grund von archivalischen Studien sauber nach, dass die Herzöge von Pommern-Wolgast nie, wie in der Literatur immer wieder behauptet, in Stettin geprägt hätten. Dagegen könne man eindeutig eine Münzstätte in der herzoglichen Residenz von Wolgast nachweisen. Auch für eine Münzprägung in Barth gäbe es gute Argumente.
Beim Katalog handelt es sich um einen Typenkatalog, der nach Regenten geordnet ist. Innerhalb der Regenten wird nach Metallen getrennt, chronologisch vorgegangen, so dass das gesuchte Stück im Nu gefunden ist. Da der Katalog ausgiebigst illustriert ist, kann er auch von nicht Deutsch sprechenden Lesern leicht zum Bestimmen benutzt werden. Denen mag allerdings so mancher in den Anmerkungen versteckte, interessante Hinweis entgehen (aber wofür gibt es schließlich Google Translate).
Ausführliche Literatur- und Standortangaben ergänzen das Werk, das in jede gut sortierte Fachbibliothek zur altdeutschen Numismatik gehört. Und damit bleibt nur zu hoffen, dass sich noch häufiger so fruchtbare Zusammenarbeiten ergeben wie diese zwischen Joachim Krüger und Manfred Olding.
Sie können das Buch direkt beim Gietl Verlag bestellen.
Manfred Oldings Buch zu den Münzen des Königreichs Preußen stellte die MünzenWoche hier vor.
Die Münzhandlung von Manfred Olding finden Sie hier.
Joachim Krüger arbeitet am Pommerschen Landesmuseum und bereitet dort derzeit die Ausstellung Luthers Norden vor, die 2017 eröffnet wird.
Eine Liste seiner Publikationen finden Sie hier.
Seine 2006 erschienene Dissertation „Die landesherrliche Münzprägung im Herzogtum Pommern und in Schwedisch-Pommern in der frühen Neuzeit (ca. 1580-1715)“ können Sie für 29,90 Euro hier kaufen.