von Ursula Kampmann
21. Juli 2016 – Zunächst eines, mein Dänisch ist ziemlich schlecht – hin und wieder verwechsle ich es sogar mit Norwegisch. Aber mit einem deutsch-dänischen Wörterbuch und Google Translate kann man sich schon an die offiziellen Briefe des Münzmeisters Branth wagen, der von 1781 bis 1786 in der Münzstätte von Kongsberg Dienst tat.
Michael Märcher, Embedsbreve til montmesteren pa Kongsberg 1781-1786. Norsk Numismatisk Tidsskrift, Smaskrift 20 (2016). 127 S. mit einigen farbigen Abb. 17 x 24 cm. Broschiert. Klebebindung. ISSN 1894-2237. 200 NOK (ca. 21 Euro) + Porto und Verpackung.
Michael Märcher, einer der wohl besten Kenner der Prägetechnologie in der frühen Neuzeit, passt hier ein weiteres Puzzlestück ein und vervollständigt so das Bild, das wir von den Vorgängen in einer Münzstätte am Übergang von der traditionellen zur industriellen Fertigung haben. Er hat die offiziellen Briefe des Münzmeisters Branth, der für die Münzprägung im heute norwegischen Kongsberg zuständig war, transkribiert und ins moderne Dänisch übersetzt.
Kongsberg verfügte über bedeutende Silberminen, die 1769 – also gut 10 Jahre bevor Meister Branth seine Briefe schrieb – von 4.000 Arbeitern ausgebeutet wurden. Mit ihren damals rund 8.000 Einwohnern war Kongsberg nach Bergen die zweitgrößte Stadt von Norwegen. Und es gab hier eine große Münzstätte, deren Plan Michael Märchers Werk einleitet. Dieser Plan ist beeindruckend allein durch die Größe der Anlage und die Vielzahl der Räume mit ihren unterschiedlichen Funktionen, die man anhand der beiliegenden Aufschlüsselung genau erkunden kann.
Warum ich Ihnen hier ein Buch vorstelle, das der größte Teil der Leser (leider) nie wird lesen können? Ganz einfach, weil ich noch einmal darauf hinweisen möchte, wie wichtig es ist, die Quellen gerade für die Numismatik der frühen Neuzeit auszuwerten. Nur sie können uns ein klares Bild davon geben, wie Münzstätten im 18. und 19. Jahrhundert funktionierten. Mancher Teilaspekt der Numismatik ist nur dann zu verstehen, wenn man die technischen Hintergründe kennt. Und davon ist uns bis heute nur erschreckend wenig bewusst. Und das, obwohl in den Archiven so viele Quellen liegen, die man nur erschließen müsste, um das wissenschaftliche Mosaik Münzstätte zu vervollständigen.
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