Das ist mal ein Thema, zu dem Sie sicher noch keinen Katalog im Schrank haben: Jan Olav Wilborn Aamlid legt nach vielen Jahren Arbeit seinen Katalog zu den Probedrucken der ersten Geldscheinserie aus Siam zwischen 1902 und 1924 vor. Damit kennt er sich wie kaum ein anderer aus, schließlich geht es hier hauptsächlich um Unikate, die in seinem Besitz sind. Doch von vorn.
Der gebürtige Norweger Aamlid lebt seit den 1990er Jahren in Thailand und hat seine in Norwegen begonnene Karriere als Münzhändler dort fortgesetzt. Auch als Sammler hat er sich einen Namen gemacht. Seit 40 Jahren fesseln ihn unter anderem thailändische Banknoten – ein Teil seiner bedeutenden Sammlung wurden 2002 im Museum der Bank of Thailand ausgestellt. Seit 22 Jahren konzentriert Aamlid sich dabei auf die im vorliegenden Katalog abgedruckten Exemplare. Worum handelt es sich dabei genau?
Worum geht es?
Es geht um Geldscheine des Königreichs Siam, das seit 1939 Thailand heißt. Genauer gesagt geht es um die Banknoten der zwischen 1902 und 1924 ausgegebenen „First Series“, die nach grundlegenden Reformen des Geldwesens entstanden und daher das „first“ im Namen tragen, obwohl es bereits vorher Banknoten in Siam gab.
Wenn wir noch genauer sein wollen, geht es Aamlid nicht um die Banknoten selbst, sondern um die Probedrucke dazu, die im Rahmen des Genehmigungsverfahrens der Scheine hergestellt wurden. Wie dieses Verfahren ablief, lernen wir nebenbei im Vorwort: Wie viele andere Länder ließ Siam seine Geldscheine im Ausland drucken, in diesem Fall bei der bis heute existierenden Firma Thomas de la Rue & Company in England. Die Firma schickte für jeden neuen Typ von Schein (und in diesen gut zwanzig Jahren gab es über 100 Typen!) drei Probedrucke an Siams Botschaft in London. Dort behielt man ein Exemplar und schickte eines ans Finanzministerium in Bangkok. Exemplar Nummer 3 wurde an die Firma de la Rue zurückgeschickt, sobald die Produktion genehmigt wurde – mit einem entsprechenden handschriftlichen Vermerk „approved“ und einer Unterschrift auf der sonst freien Rückseite des Scheins. Als die Firma de la Rue nun im Jahr 2000 Teile ihrer Haussammlung bei Spink in Auktion gab, schlug Aamlid zu und sicherte sich einen Großteil dieser einzigartigen signierten Probedrucke. Seitdem bemüht er sich darum, seine Sammlung mit dem zu komplettieren, was er damals nicht bekam.
Ein prächtiger Sammlungskatalog
Nun präsentiert Aamlid seine Sammlung also im vorliegenden, in englischer Sprache verfassten Katalog. Es handelt sich nicht um einen vollständigen Katalog zu den Probedrucken der First Series, sondern einen Katalog der Sammlung Aamlid, wie der Autor selbst betont. Knapp über 100 mit Katalognummern versehene Probescheine und einige andere besondere Exemplare werden im 246 Seiten umfassenden Katalog beschrieben und großformatig abgedruckt. Nicht nur die Geldscheine findet der Leser im Katalog, sondern auch zu fast jedem Schein dazugehörige Korrespondenz zur Zulassung, die ebenfalls in lesbarer Größe abgedruckt wurden. Durch diese Briefe gewinnt das Werk enorm, vermitteln sie doch einen spannenden Eindruck vom Prozedere, von aufkommenden Problemen und diskutierten Fragen, etwa zum Thema Wasserzeichen im Papier – eine Idee, die letztendlich verworfen wurde.
Dazwischen streut der Autor immer wieder Hintergrundbeiträge wie beispielsweise ein Kapitel über einen erfolglosen Versuch aus den USA, den Druck der siamesischen Banknoten von de la Rue zu übernehmen. An solchen Stellen merkt man dem Autor seine Kenntnis der Materie an, die er bei Forschungsaufenthalten in den Archiven von Thomas de la Rue vertieft hat. Mit diesem Werk hat Aamlid wohl einige bisher unbekannte Fakten über diese Ausgaben ans Tageslicht geholt.
Wer Preise und Bewertungen sucht, sucht vergebens. Der Autor äußert dazu im Vorwort, dass er darauf verzichtet, da alle Scheine Unikate oder extrem selten sind und so nicht zu bewerten wären. Für die Zukunft plant Aamlid weitere Werke zu Siams und Thailands Banknoten, die dann auch mit Preisen versehen seien sollen.
Bei der Ausführung des Buches gibt es nichts zu beanstanden. Druckqualität und Papier sind sehr gut, von außen kommt das großformatige Buch im A4-Format mit seinen goldenen Lettern und dem Schuber geradezu prächtig daher.
Das Thema ist natürlich sehr speziell. Wer sich für Banknoten im südostasiatischen Raum oder für die Geschichte Thailands interessiert, kann auf jeden Fall bedenkenlos zugreifen. Gerade durch die gelieferten Hintergründe und den Briefverkehr der Firma de la Rue könnte eine Anschaffung des Katalogs auch für jene eine Überlegung wert sein, die sich mit Geld und Geldscheinen um 1900 allgemein beschäftigen.
Online scheint der Katalog nur über die Seite von Spink Books beziehbar zu sein. Dort ist er für 55 Pfund zu haben.
Sie können Jan Aamlid per Mail kontaktieren.