von Ursula Kampmann
1. August 2013 – Vom Hindukush bis Ostanatolien, von Zentralasien bis zum Persischen Golf, das hochmittelalterliche Reich der Seldschuken übertraf alles, was es damals in Europa gab. Im Jahr 1055 eroberte Tughrul-Beg, Enkel des Dynastiegründers, Bagdad. Und damit beginnt das spannende Buch von Yahya Jafar.
Yahya Jafar, The Seljuq Period in Baghdad 447-552 H. A Numismatic and Historical Study. Spink London 2011. In englischer und arabischer Sprache. 2 x 77 S. 12 Tf. 21 x 30,5 cm. Hardcover. Fadenbindung. 50 Pfund. ISBN 978-1-907427-12-1.
Es ist ein Trauerspiel, wie wenig viele von uns über die Geschichte des Nahen Ostens wissen. Teilweise liegt das an den unüberschaubaren, immer neu geschriebenen, uns unbekannten Namen, teilweise an der fremden Schrift, teilweise daran, dass es wenig wirklich packend geschriebene und trotzdem leicht zugängliche Fachliteratur gibt. Umso mehr freut man sich über dieses 2011 von Spink herausgegebene Buch. Es vereint in vorbildlicher Weise Numismatik und Geschichte, und ist dazu geeignet, eine kleine Wissenslücke zu stopfen, denn der Autor ist ein begnadeter Erzähler, dem man gerne auf die verschlungenen Pfade der seldschukischen Geschichte folgt.
Doch dieses Opus ist mehr als ein Geschichtsbuch, es ist ein Spezialkatalog der seldschukischen Prägungen zwischen den Jahren 447 bis 552 nach der Hedschra, bzw. 1055 bis 1157 nach der christlichen Ära. Der Autor geht dabei einen doppelten Weg. Da gibt es zum einen Tafeln, auf denen alle aufgeführten Münzen abgebildet sind. Doch nicht alle Stücke sind so gut erhalten, dass man die Inschriften vollständig lesen kann. So fügt Yahya Jafar die Beschreibung mit den arabischen Inschriften der Stücke in den Text ein – parallel zur Geschichte der Seldschuken.
Als im ersten Kreuzzug das abendländische Europa zum ersten Mal in großem Maßstab auf die Islamischen Reiche stieß, war das Seldschukenreich zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um wirksamen Widerstand zu leisten. Die Eroberung von Jerusalem ging tatsächlich auch nicht auf Kosten der Seldschuken, sondern der Fatimiden, die nur wenige Jahre zuvor Palaestina den Sedschuken wieder abgenommen hatten. Nichtsdestotrotz verschlangen die ständigen Kämpfe an den Grenzen viele Energien, fast genauso viel wie die Bruderkriege zwischen den verschiedenen Thronaspiranten. Das seldschukische Reich war in einzelne Teile zerfallen. Und als sich Sandschar 513, resp. 1119 als letzter Sultan der Seldschuken durchsetzte, war nicht abzusehen, dass er sein Reich überleben würde. Denn zunächst gelang es ihm, das Seldschukenreich noch einmal zu vereinen. Doch alles endete mit einer einzigen Schlacht im Sommer 536, resp. 1141. Die Kosten waren hoch gewesen. 3 Millionen Dinar sollen die Ausgaben für die Expedition betragen haben. Und dann wurde das Heer des Sultans bis auf wenige Mann seiner Leibgarde vernichtet. Es blieb eine fünfjährige Gnadenfrist, ehe Bagdad erobert, Sandschar gefangen genommen war. Und mit Münzen dieses Jahres endet der Katalog von Yahya Jafar.
Ich möchte dieses Buch jedem empfehlen. Es ist eine Freude, den Text zu lesen. Und mit den klaren Beschreibungen würde sogar ich mir zutrauen, seldschukische Münzen zu bestimmen, obwohl ich keine Ahnung von der arabischen Sprache habe.
Leider kann ich deswegen auch die arabische Übersetzung des Buchs, die vollständig als zweiter Teil darin enthalten ist, nicht beurteilen. Nur eines weiß ich, unter Sammlern islamischer Münzen wird sich dieses Buch schnell viele Freunde machen.
Sie können das Buch direkt online bei Spink bestellen.