von Ursula Kampmann
9. Januar 2014 – Am 11. Dezember 2013 feierte Dieter Raab seinen 75. Geburtstag. Er gehört zu den Menschen, die den Münzhandel der Nachkriegszeit nachhaltig geprägt haben, auch wenn ihm das niemand an seiner Wiege gesungen hätte. Dieter Raab war nämlich der Sohn eines Stuttgarter Kneipiers, wie er gerne selbst erzählt. Das erste Geld verdiente er in der Wirtschaft seines Vaters. Ausgegeben hat er es von Anfang an für Münzen, die er seit seiner frühesten Jugend mit Begeisterung sammelte.
So kam er ohne jedes Studium aber bis zur Fingerspitze voll mit Wissen über die Numismatik zur Münzen und Medaillen AG in Basel. Unter Erich Cahn war er verantwortlich für die Abteilung Mittelalter / Neuzeit. Schnell baute er sich unter Händlerkollegen und Sammlern einen Ruf auf, vor allem weil er auf eigene Rechnung, aber mit Erlaubnis der Cahns seine Wochenenden dazu benutzte, zu Sammlern und Vereinen zu fahren, um dort Münzen anzukaufen und zu verkaufen.
1967 beschloss Dr. Busso Peus, Eigentümer der aus der Firma Adolph Hess Nachfolger hervorgegangenen, nach ihm selbst benannten Münzhandlung Dr. Busso Peus & Co., sich aus dem aktiven Geschäftsleben zurückzuziehen. Er suchte deshalb einen Nachfolger, dem er nur eine einzige Bedingung stellte: Der Name der Münzhandlung sollte so erhalten bleiben. Es war eine Frage der Eitelkeit. Und die lag Dieter Raab völlig fern. So einigte er sich mit Dr. Busso Peus. Das Geld für diesen Kauf aufzubringen, war kein Problem. Der Vater in Stuttgart war gerne zu einer größeren Investition bereit, was in Basel allerdings nicht geschätzt wurde.
Dort hatte man nämlich nicht damit gerechnet, dass der unverzichtbare Mitarbeiter sich selbstständig machen würde. Besonders ärgerlich war Erich Cahn darüber, dass Dieter Raab die beste Sekretärin der Firma nach Frankfurt mitnahm, als seine Frau, mit der zusammen er seine Münzhandlung, Dr. Busso Peus Nachf., in wenigen Jahren zu einer international bekannten Firma machte.
In einer kurzen Anfangsphase war Peter N. Schulten, der auf antike Münzen spezialisiert war, sein Partner. Doch der schied schon 1973 aus, kurz nachdem die Münzhandlung Dr. Busso Peus Nachf. in die heutigen Räume am Bornwiesenweg 34 umgezogen war.
Dieter Raab hat mit großen Fachkenntnis, Freundlichkeit, Bescheidenheit sowie mit einer immensen Freude an der Numismatik unzählige bedeutende Sammler betreut und wichtige Sammlungen versteigert. Auf ihn geht die Idee zurück, deutsche Münzen ähnlich wie griechische Münzen nicht alphabetisch, sondern nach den Reichskreisen geordnet zu katalogisieren. Als Jahrelanges Mitglied der Numismatischen Kommission hat er viel dafür getan, dass der Graben zwischen Münzhändlern und Numismatikern heute bei weitem nicht so tief ist wie der zwischen Händlern von antiker Kunst und Archäologen.
2007 hat Dieter Raab die Münzhandlung Dr. Busso Peus Nachf. in die Hände der nächsten Generation gelegt. Sein Sohn Christoph Raab hat übernommen. Was seinen Vater natürlich nicht daran hindert, wann immer möglich, in den Geschäftsräumen zu sein, um „mit Münzen zu spielen“.
Dieter Raab hat aber auch viel für die Förderung junger Numismatiker getan. So war (und ist) es selbstverständlich, dass junge Studenten die umfangreiche Bibliothek der Firma benutzen dürfen. Und ich möchte nicht verschweigen, dass ich es dem Engagement von Dieter Raab verdanke, dass ich überhaupt im Münzhandel tätig wurde. Er besuchte 1987 die Universität von Saarbrücken, wo ich damals studierte. Aufmerksam lauschte ich seinem Vortrag, in dem er den Alltag eines Münzhändlers schilderte und auf die Tatsache aufmerksam machte, dass der Münzhandel Nachwuchs brauche. 4 Tage später hatte ich mir meine erste Praktikumsstelle in einer Münchner Münzhandlung gesichert.
Seit damals habe ich Dieter Raab viele Male getroffen – geschäftlich und privat. Ich schätze ihn nicht nur als fairen Geschäftsmann, dem jede Form der Gier fern liegt, sondern auch als witzigen Erzähler, dem man stundenlang lauschen könnte, wenn er aus seiner numismatischen Vergangenheit erzählt. Es ist mir eine Ehre und ein Vergnügen ihm zu seinem 75. Geburtstag zu gratulieren. Die MünzenWoche wünscht Gesundheit und noch viele vergnügte Stunden mit einem Tablett voll Münzen auf dem Tisch und einer Lupe in der Hand!