31. Mai 2012 – Dr. Robert Lehmann ist neuer Präsident der Numismatischen Gesellschaft zu Hannover. Mit gerade mal 30 Jahren wurde der Forscher und Hochschuldozent an der Universität Hannover zum jüngsten Präsidenten einer numismatischen Gesellschaft im deutschsprachigen Raum gewählt.
Die Numismatische Gesellschaft zu Hannover gehört mit ihren 153 Jahren hingegen zu den ältesten numismatischen Gesellschaften Deutschlands. Ihre Wurzeln reichen zurück bis in das Jahr 1859. Die Gründerväter waren solche namhafte Numismatiker wie Hermann Dannenberg und Hermann Grote, welche in ihren Standardwerken, besonders zur mittelalterlichen Numismatik, bis heute weiterleben und immer noch zitiert werden. Von Anfangs 20 Mitgliedern mauserte sich die Gesellschaft nach einer Umbenennung 1968 in den heutigen Namen „Numismatische Gesellschaft zu Hannover e. V.“ mit 230 Mitgliedern zu einer der größten numismatischen Gesellschaften des deutschsprachigen Raums.
Heute, 153 Jahre nach der ersten Gründung, macht sich die Überalterung bemerkbar, welche zu einem bedauerlichen Mitgliederschwund führt. Dies ist ein Symptom, an welchem zur Zeit leider alle numismatischen Gesellschaften leiden. Der große Zustrom an Mitgliedern in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts bedingt heute ein altersbedingtes Ausscheiden vieler Mitglieder, was den Neugewinn von jungen Mitgliedern erfordert, um die Gesellschaften dauerhaft erhalten zu können.
Die Wahl des jüngsten Präsidenten für die Gesellschaft in Hannover mag ein Zeichen in diese Richtung sein, belegt sie doch einen Generationenwechsel in der Führungsebene, zumindest in der numismatischen Gesellschaft zu Hannover. Der neue Präsident wird zweifelsohne frischen Wind und neue Projekte in die Gesellschaft bringen. Dazu gehören verstärkte Jugendarbeit, eine Reformierung des Vortragsprogramms, die Wiederaufnahme einer eigenständigen Münzprägung sowie die Herausgabe einer periodischen Schrift mit Ergebnissen neuester numismatischer Forschungen. In diesem Zusammenhang will er durch gemeinsame Projekte eine verstärkte Vernetzung von hiesigen Museen, der Universität Hannover und der Gesellschaft fördern. Wir dürfen gespannt sein wie die neuen Ideen fruchten und ob es gelingt, den Mitgliederschwund umzukehren und ausreichend Nachwuchsmitglieder zu gewinnen.
Dr. Robert Lehmann in seinem Münzanalytik-Labor.
Dr. Robert Lehmann ist als Akademischer Rat hauptberuflicher Wissenschaftler und Dozent an der Universität Hannover und in dieser Hinsicht durchaus ein Präsident nach dem Sinne der Gründerväter von 1858, welche einen „Münzforscherverein“ ins Leben rufen wollten. Dr. Lehmann ist allerdings kein hauptberuflicher Numismatiker, sondern Chemiker, mit der Spezialisierung Analytik. Er arbeitet zur Zeit an seiner Habilitationsschrift zur Kunstanalytik, in welcher Münzen eine sehr wichtige Rolle spielen. Dabei versucht er über die Münzen eine Provenienz-Karte der alten Welt zu erstellen, um damit die Herkunft und das Alter von historischen Artefakten besser bestimmen zu können. Herr Lehmann zählt zu den derzeit aktivsten Numisanalytikern weltweit und arbeitet an zahlreichen internationalen Projekten mit Münzhintergrund, darunter auch mit dem Institut für Numismatik und Geldgeschichte in Wien.
Weiterhin beschäftigt er sich mit dem frühesten Metallgeld Europas, u.a. in Form von bronzezeitlichen Goldspiralen. In diesem Zusammenhang betreut er die naturwissenschaftlichen Analysen an mehreren Grabungen der niedersächsischen Archäologie und wurde 2011 mit Einverständnis der niedersächsischen Ministerin für Kultur und Wissenschaft im Rahmen eines Kooperationsvertrages zwischen der Universität Hannover und dem Landesamt für Archäologie und Denkmalpflege zu einem der Hauptanalytiker der niedersächsischen Archäologie bestimmt. Herr Lehmann nutzt in diesem Zusammenhang eines der weltweit modernsten universitären Laboratorien und entwickelt neue Analysemethoden zur zerstörungsfreien- und zerstörungsarmen Materialanalytik (Laserablation, portable Röntgenfluoreszenz). Diese Entwicklungen und seine über 15-jährige numismatische Erfahrung führten ihn schnell zur naturwissenschaftlichen Fälschungserkennung. Mittlerweile gilt er als Fachmann für Fälschungserkennung mittels naturwissenschaftlicher Methoden und veranstaltete bereits mehrere Fortbildungen für Münzgutachter zur Fälschungserkennung. Unter anderem ist er als Gutachter für das größte Münzaktionshaus Europas tätig. Zur Zeit arbeitet Robert Lehmann an einem Fälschungsbuch und einer Übersichtsreihe zur mittelalterlichen Münzprägung der deutschsprachigen Gebiete.
Die Seite der Numismatischen Gesellschaft Hannover auf der Präsenz des Dachverbandes des Verbandes der deutschen Münzvereine.
Robert Lehmann stellt sich auch auf der Seite der Universität Hannover vor.