von numiscontrol
15. November 2012 – Auf der Fachtagung zu den Leipziger Typotagen 2012, referierten zahlreiche Experten im Museum für Druckkunst Leipzig über das Phänomen Bargeld. Sicherlich hat sich wohl jeder beim täglichen Umgang mit Banknoten schon einmal die Frage gestellt: „Ist das auch echt?“
Fakt ist, seitdem es überhaupt Geld gibt, versucht man es auch zu fälschen. Diese Tatsache drängt dann ganz automatisch eine weitere wichtige Frage auf: „Was wissen wir denn selbst über die umfangreiche Herstellung von Geld?“ Welche Anforderungen stellte man früher und heute an die Gestaltung von Banknoten und welchen Wettlauf liefern sich dabei bekannte und verborgene Sicherheitsmerkmale mit den Fälscherbanden?
Der Veranstalter und die Referenten der Fachtagung. Foto: Angela Graff.
Die Teilnehmer der Fachtagung bekamen dann auch einen umfangreichen Einblick in die Geschichte von Notenbild und Fälschungsschutz sowie deren Beobachtungen am Papiergeld im Laufe der Jahrhunderte. Interessant ist dabei die oft rasante Entwicklung in der Drucktechnik. Doch auch der sich ständig ändernde Zeitgeschmack sowie die Verwendung verschiedener Papiere, beeinflussten ständig das Notenbild. Schon an Geldscheinen aus dem 17. Jahrhundert, kann man die Bemühungen nachvollziehen, einen größtmöglichen Fälschungsschutz zu erreichen. Und wie ist das heute?
Diese Antwort gaben namenhafte Experten aus dem Design Department, Giesecke & Devrient und Gerstetter Consulting. Es folgte ein umfangreicher Einblick in die moderne Banknotengestaltung mit ihren unmittelbaren Verwandten, den Wertpapieren und Sicherheitsdokumenten. Die Produktion einer Banknote wurde dabei in einzelnen Schritten erklärt. Man erhielt Informationen über die Umlauflänge einer Banknote, die heute mit einer speziellen Lackierung durchaus verlängert werden kann und zum Stichtiefdruckverfahren. Der Stichtiefdruck ermöglicht heute zum Beispiel die fühlbaren Taststrukturen auf Banknoten. Diese Merkmale helfen besonders blinden und sehschwachen Menschen, bei der sicheren Unterscheidung von Geldscheinen im Alltag.
Allerdings sollte sich wirklich ein jeder von uns ein gewisses Maß an Grundwissen zum Erkennen von Falschgeld aneignen, denn Banknotenfälscher rechnen auch mit dem nichtinformierten „Unwissenden“, bei ihrer kriminellen Tätigkeit. Den Grundsatz „Fühlen, Sehen, Kippen“ kann man sich wirklich merken und auch bei der Annahme von Geldscheinen anwenden! Ein Referent aus dem Nationalen Analysezentrum der Deutschen Bundesbank in Mainz gab Auskunft zu den Fragen: Wie arbeiten Fälscher und gibt es dabei unterschiedliche Typen? Wissenswert war die Erkenntnis, dass ein Fälscher bei seiner Tätigkeit eine bestimmte „Handschrift“ entwickelt, an der er auch immer wieder zu erkennen ist bzw. der er zugeordnet werden kann.
Die Frage eines Teilnehmers, ob es denn in naher Zeit eine neu gestaltete Euro-Geldscheinserie geben wird, wurde mit einem klaren „Ja“ beantwortet. Äußerst interessant ist natürlich auch die Tatsache, dass die 20-Euro-Banknote der Liebling der Fälscher ist und im Euro-Umlaufgebiet ein Drittel des gesamten angehaltenen Banknoten-Falschgelds ausmacht. Danach folgt der 50-Euro-Schein. Bemerkenswert ist dabei, dass beide Fälschungen nach aktuellen Erkenntnissen aus der gleichen „Werkstatt“ stammen sollen.
Geld kann durchaus Kunst sein. Manches Stück, egal ob Münze oder Banknote, kann man auch als eigenes Kunstwerk bezeichnen. Allerdings, Kunst das ist noch viel mehr! Anhand von vielen zeitgenössischen Künstlern geschaffenen Werken zum Thema „Geld“, bekamen die Teilnehmer eine ganz eigene Betrachtungsweise zum Thema vermittelt. Nicht selten macht hier die nahtlose Verbindung von Künstleridee, geschaffenem Produkt und der dann dazu entstandenen Geschichte ein Kunstwerk erst erlebbar.
Der Polizeipräsident von Leipzig selbst gab sich zum Abschluss der Tagung die Ehre, um einen mit Tatsachen gespickten Vortrag zum Thema „Fälschungen und Produktpiraterie“ zu halten. Dabei wurde deutlich, dass die Produktpiraterie heute eine moderne Art geworden ist, um an echtes Geld zu kommen. Alkohol- und Drogensucht können durchaus einen Menschen zum Gelegenheitsfälscher treiben. In solch einer Situation wird mitunter versucht, alles zu fälschen was einem gerade in die Finger gerät, nur um an die Droge zu kommen. Das Nachmachen von Banknoten ist zwar noch immer in der Fälscherwelt der Klassiker, doch gibt es auch hier schon eine neue Spezialisierung. Es handelt sich dabei um die Fälschungen von Eintrittskarten oder Tickets, für besonders begehrte Veranstaltungen. Damit kann man anscheinend das schnelle Geld machen und gerade zu Meisterschaften im Fußball oder gar Olympia, blüht das Geschäft der Fälscherbanden. Auf Internetauktionen werden im Minutentakt Tausende mit gefälschten Tickets verdient! Hüten Sie sich also vor noch so günstigen Kaufgelegenheiten! Halten Sie sich immer den Grundsatz vor Augen: „Glauben Sie wirklich, es schenkt Ihnen irgend jemand bares Geld?“
Blick in die Ausstellung „Echt oder falsch?“. Foto: Angela Graff.
Ergänzend möchte ich Sie auf die noch bis zum 7. Dezember 2012 geöffnete Ausstellung „Echt oder falsch?“ im Museum für Druckkunst Leipzig aufmerksam machen. Ausgewählte Exponate der HVB Stiftung Geldscheinsammlung in München, zeigen den „gewissen Unterschied“ zwischen Original und Falsifikat. Beides ist nebeneinander erlebbar und animiert zum Vergleich. In der Ausstellung trifft der Besucher auf Fälschungen von Papiergeld aus 33 Ländern, welche man in zwei Jahrhunderten zusammengetragen hat. Er bekommt dabei zugleich einen Einblick in eine Geldscheinsammlung, welche zu den weltweit größten Sammlungen ihrer Art gehört.
Eine weitere Bereicherung der Ausstellung sind sicherlich die gleichzeitig präsentierten Werke der zeitgenössischen Kunst zum Thema Geld, aus der Sammlung Haupt, Berlin.
Weitere Informationen zu der Tagung und dem Museum finden Sie auf der Seite des Museums für Druckkunst Leipzig.
Hier geht es zur Sammlung Haupt.