1. September 2011 – Das Institut für Numismatik und Geldgeschichte der Universität Wien veranstaltete in der Zeit vom 25. Juli bis 5. August 2011 das vierte internationale numismatische Sommerseminar unter dem Titel „Ein Numismatischer Sommer in Wien“. Zielpublikum waren Studierende aus dem deutschsprachigen Raum, die ihre Kenntnisse in der Numismatik ausbauen wollen. Nur das Wiener Institut, das einzige Universitätsinstitut dieses Fachs, verfügt über entsprechend breite Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten.
Um diese Chance mehr Studierenden zugänglich zu machen, veranstaltet das Institut jährlich numismatische Sommerseminare; dabei wechseln sich Anfängerseminare mit solchen für Fortgeschrittene ab. Die Sommerseminare zielen nicht darauf ab, viele Studierende für eine Spezialisierung auf die Numismatik zu gewinnen, sondern sie wollen bei den Nachbarfächern Grundkenntnisse in der Numismatik vermitteln und damit ein Verständnis für die Fragestellungen und Anliegen der Numismatik wecken und fördern.
Die Beteiligten: Hintere Reihe v. l. n. r.: Janine Bastians, Antje Kuhle, Franziska Riedel, Marta Imbach, Mona Latos, Moritz Ohlig, Constantin Klein, Hermann Maué, Hubert Emmerig, Bartosz Awianowicz; mittlere Reihe v. l. n. r.: Corina Willkommen, Reinhard Wolters, Stephanie Pfützenreuter, Kim Futh, Stephanie Kraus, Franziska Weise, Claudine Walther, Elke List, Wolfgang Szaivert, Markus Peter; vorne sitzend v. l. n. r.: Andrew van Ross, Felix Schulte, Yvonne Wagner, Elena Astakhova; auf dem Foto fehlen: Julian Freche und Jannika Meinhold – Foto: Michael Hollunder.
Von den insgesamt 44 Bewerbern, die sich auf die Ausschreibung im Frühjahr 2011 hin gemeldet hatten, konnten leider nur 20 Studierende aus Deutschland, der Schweiz und aus Russland einen Platz bekommen. Auswahlkriterien waren dabei einerseits ein Studienfach, das einen entsprechenden Nutzen numismatischer Kenntnisse erwarten ließ, und andererseits der Studienfortgang. Absolute Studienanfänger wurden ebenso wie weit fortgeschrittene Studierende auf künftige Veranstaltungen verwiesen. Auch Studierende aus Wien wurden nicht berücksichtigt, da ihnen die regulären Lehrveranstaltungen des Instituts im Laufe des normalen Studienjahres offen stehen.
Ziel des Seminars war es, Grundkenntnisse in der Numismatik aller Epochen zu vermitteln; der epochenübergreifende Charakter ist den Veranstaltern dabei besonders wichtig. Die erste Woche bestand deshalb aus einführenden Vorlesungen zu den einzelnen Perioden und Epochen der Numismatik, gemischt mit zahlreichen Lehrausgängen; so wurden die Münze Österreich, das Münzkabinett des Kunsthistorischen Museums, die Sammlung (und das Museum) des Schottenstifts und (in der zweiten Woche) das Geldmuseum der Oesterreichischen Nationalbank besucht. Dank der Mithilfe von Studierenden und Absolventen des Instituts stand auch ein Übungsblock auf dem Programm, in dem – unter persönlicher Betreuung – der praktische Umgang mit Objekten verschiedener Zeitstellung geübt werden konnte.
Die zweite Woche stand dann im Zeichen einer Vertiefung speziellerer numismatischer Fragestellungen. Das Spektrum reichte von Systemrekonstruktion und Fundauswertung in der antiken Numismatik und Schriftgut aus der Münzverwaltung des Spätmittelalters bis zur deutschen Medaille des 16. bis 18. Jahrhunderts. In diesen intensiveren Arbeitsblöcken hatten auch die Teilnehmer selbst kleinere wissenschaftliche Fragestellungen zu übernehmen. Die Exkursion nach Graz in das Münzkabinett am Universalmuseum Joanneum war dann ein logischer Abschluss der beiden Wochen: Dort konnte Mag. Karl Peitler vorführen, mit welchen Aufgaben und Problemen eine kleinere regionale Einrichtung, das Münzkabinett für das Bundesland Steiermark, bei der Sammlung, Bewahrung, Aufarbeitung und Ausstellung numismatischen Materials konfrontiert ist.
Die Hauptakteure der beiden Wochen waren die wissenschaftlichen Mitarbeiter des Instituts (Prof. Reinhard Wolters, Prof. Wolfgang Szaivert, Prof. Hubert Emmerig), zu denen in der zweiten Woche noch Dr. Hermann Maué aus Nürnberg (Medaillenkunde) und Dr. Markus Peter aus Augst (Interpretation antiker Münzfunde) hinzutraten. Ihnen ist dafür ebenso zu danken wie den vielen Mitarbeitern der anderen beteiligten Institutionen, die wieder für unser Sommerseminar offen standen.
Nach den weitgehend positiven Rückmeldungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben die Studierenden viel profitiert und auch zahlreiche Anregungen für ihre weiteren Studien bekommen. Da sie an ihrer Heimatuniversität vielfach als wissenschaftliche Hilfskräfte eingesetzt sind, werden sie sicher als Multiplikatoren wirken; so ist für die nächste solche Veranstaltung im Jahr 2013 mit noch größerem Andrang zu rechnen.
Ohne engagierte Sponsoren wären die Sommerseminare nicht durchzuführen. Die Hauptlast übernahmen im Jahr 2011 die Oesterreichische Nationalbank und die Münzenhandlung Fritz Rudolf Künker GmbH & Co. KG in Osnabrück. Weitere Beiträge kamen von der Giessener Münzhandlung Gorny & Mosch GmbH in München, dem Verband Schweizer Berufsnumismatiker, dem Verband Österreichischer Münzenhändler, den Wiener Linien und der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien. Ihnen allen danken die Organisatoren im Namen aller TeilnehmerInnen sehr herzlich für ihre großzügige Unterstützung.
Für das Jahr 2012 ist das 5. Numismatische Sommerseminar bereits in Planung. Die Veranstaltung wird wieder (wie schon 2010) eine spezielle Ausrichtung auf fortgeschrittene Studierende haben; sie wendet sich also an solche Studierende, die bereits an einer Abschlussarbeit schreiben und zu deren Thema die Numismatik einen Beitrag leistet. Dabei wird vor allem in interdisziplinärer Weise untersucht werden, welche Rolle numismatische Fragestellungen in den zur Bearbeitung übernommenen Themen spielen und wie diese numismatischen Ansätze sinnvoll und fruchtbringend weiterentwickelt werden können. Dabei ist auch an eine Teilnahme und Mitwirkung von Wiener Studierenden, insbesondere Doktoranden, gedacht.
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