Während in manchen Ländern, wie dem Vereinigten Königreich oder Schweden, mittlerweile häufiger mit Karte oder Smartphone als mit Bargeld gezahlt wird, sind Münzen und Geldscheine an anderen Orten weiterhin äußerst beliebt. So steht Bargeld beispielsweise in den Vereinigten Staaten noch lange nicht vor dem Aussterben. Laut Global Cash Index (März 2018) ist dort Bargeld immer noch die am häufigsten genutzte Zahlungsoption. Dennoch gehen immer mehr Einzelhändler sowie Café- und Supermarktbesitzer dazu über, kein Bargeld mehr in ihren Geschäften anzunehmen. Das wohl extremste Beispiel dürfte dabei Amazon Go mit seiner „Just Walk Out Technology“ sein. Der Bundesstaat New Jersey und die Stadt Philadelphia haben nun entschieden, dieser Entwicklung entgegenzusteuern und haben Gesetze verabschiedet, die bargeldlose Geschäfte verbieten. Damit soll Diskriminierung vermieden und soziale Gleichheit und Gerechtigkeit gesichert werden.
Soziale Gleichheit und Inklusion
Der Bürgermeister der Stadt Philadelphia, Jim Kenney, hat das neue Gesetz Anfang März unterzeichnet. Es war im Oktober 2018 von Councilman Bill Greenlee eingebracht worden. Dieser war der Ansicht, dass es sich negativ auf bestimmte gesellschaftliche Gruppen wie Einwanderer, Obdachlose oder selbst ältere Mitbürger auswirke, wenn Geschäfte kein Bargeld mehr annähmen. Viele von ihnen besäßen kein Bankkonto oder würden „traditionellere“ Zahlungsmethoden bevorzugen. Greenlee argumentierte außerdem, dass ein solches Verhalten mit der klaren Botschaft verbunden sei, dass die sozial Schwächeren der Gesellschaft in den entsprechenden Läden nicht erwünscht seien. Menschen hätten grundsätzlich das Recht, Bargeld zu nutzen, wenn sie dies bevorzugen.
Fast 13% der Bewohner Philadelphias besitzt kein Bankkonto. In den gesamten Vereinigten Staaten sollen es laut einer Umfrage der FDIC 6,5 % der Haushalte sein, die keinen Zugang zu einem Giro- oder Sparkonto haben.
Philadelphia ist nicht die erste Stadt der USA, in der bargeldlose Geschäfte zu einem Diskussionsthema geworden sind. Sie ist jedoch die erste, in der ein entsprechendes Gesetz nun verabschiedet wurde. Ähnliche Gesetzesvorlagen sind in San Francisco, Chicago und New York City eingebracht worden. Lediglich Massachusetts hatte bisher als Bundesstaat entschieden, durch entsprechende Rechtsvorschriften, Geschäfte dazu zu zwingen, Geldscheine und Münzen anzunehmen. Vergangene Woche hat der Gouverneur New Jerseys, Phil Murphy, ebenfalls ein solches Gesetz unterschrieben.
Die Argumente der Gegenseite
Unternehmer und Geschäftsinhaber haben Einwände gegen diese Beschlüsse vorgebracht. So wurde anmerkt, dass es bei der Entscheidung, ausschließlich unbare Zahlungsmittel anzunehmen, vor allem um den Schutz der eigenen Mitarbeiter vor möglichen Überfällen ginge. Außerdem würden Abwicklungen per Karte oder Smartphone mit einer schnelleren und effizienter Kundenabwicklung einhergehen. Die städtische Handelskammer Philadelphias hat darüber hinaus kritisiert, dass das Verbot bargeldloser Geschäfte möglicherweise Unternehmer davon abhalten könnte, neue Läden innerhalb der Stadt zu eröffnen.
Die neue Gesetzgebung New Jerseys und Philadelphias schreibt Einzelhändlern und Restaurantbesitzern nun vor, Bargeld als Zahlungsmittel anzunehmen. Sollten sie dies nicht tun, droht eine Geldstrafe. Außerdem ist es ihnen nicht erlaubt, eine Gebühr für die Zahlung mit Bargeld zu verlangen. Laut CBS News sind Parkhäuser, Autovermietungen und Unternehmen, deren Geschäft auf Mitgliederbasis geführt wird, von diesen Regelungen ausgenommen.
Nachrichten über die neuesten Entwicklungen finden Sie auf der Webseite des City Council of Philadelphia und der New Jersey Legislature.
In einer Studie fand die Deutsche Bundesbank in Zusammenarbeit mit EHI Retail kürzlich heraus, dass Bargeld „noch immer das schnellste und kostengünstigste Zahlungsmittel“ ist.
Über die Zukunft des Bargeldes und unbarer Zahlungsmittel wurde auch auf der diesjährigen CashCon 2019 diskutiert.
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