von Ursula Kampmann
30. Juli 2015 – Einer der renommiertesten Preise in der deutschsprachigen Numismatik ist der Eligius-Preis, der einmal im Jahr von der Deutschen Numismatischen Gesellschaft verliehen wird. Dieses Jahr erhielt ihn Dr. Wolfgang Steguweit, und die Bedingung, dass sich der Eligius-Preisträger um die Numismatik verdient gemacht haben muss, trifft auf ihn in besonderem Maße zu.
Dr. Wolfgang Steguweit hält im Juni 2015 einen Vortrag bei der Gesellschaft für internationale Geldgeschichte. Foto: KW.
Seit 1971 gehört der Preisträger zu denen, die die Numismatik einem breiten Publikum vermitteln. Damals übernahm er das Münzkabinett der Stadt Gotha, wo er bis 1988 ein buntes Programm zusammenstellte und gleichzeitig mit dem Thema „Geschichte der Münzstätte Gotha in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts“ promovierte. 1988 wechselte Steguweit nach Berlin als Direktor des größten deutschen Münzkabinetts.
In dieser Funktion führte er die renommierte Institution durch die Wirren der Wiedervereinigung. Und er nutzte sofort die neuen Möglichkeiten, die sich ihm nun boten: Mit der Ausstellung „Aufbruch – Durchbruch. Zeitzeichen in der deutschen Medaillenkunst“, die er in Zusammenarbeit mit dem „anderen“ bedeutenden Münzkabinett in Deutschland, der Staatlichen Münzsammlung in München, durchführte, durchbrach er die mentalen Grenzen, die immer noch zwischen Ost und West bestanden. Er führte damit nicht nur Künstler zusammen, sondern schlug gleichzeitig eine Brücke zwischen der traditionellen und der zeitgenössischen Numismatik.
Dieser Brückenschlag ist ihm überhaupt wichtig. Es dürfte nur wenige Wissenschaftler geben, die mehr über zeitgenössische Medaillenprägungen publiziert, mehr für die Förderung der Kunstmedaille getan haben. Wolfgang Steguweit muss bald nach der Wende verstanden haben, dass ihm die vielfältigen Aufgaben, die er als Direktor des Münzkabinetts zu erfüllen hatte, nicht mehr die Zeit ließen, das zu tun, was er für wichtig hielt. So trat er 1992 von seiner Stelle zurück und begnügte sich mit dem Posten eines stellvertretenden Direktors.
In dieser Funktion blieb ihm Zeit, die zeitgenössische Medaille in dem Maße zu fördern, wie sie es verdient. So gründete er 1991 die Deutsche Gesellschaft für Medaillenkunst, deren Führung er von 1991-2001 und von 2010 bis 2013 übernahm. Er war von 1994 bis 2004 Vorsitzender der auf Medaillenforschung spezialisierten Gitta-Kastner-Stiftung. Dazu ist die Publikationsliste des Preisträgers schier unüberschaubar. Um nur ein Beispiel zu nennen: In der von ihm initiierten Schriftenreihe „Die Kunstmedaille in Deutschland“ sind bis jetzt 28 Bände erschienen, bei 22 davon ist Steguweit Autor, Herausgeber oder Mitherausgeber. Der 2005 gegründete Hilde-Broer-Preis wurde ebenfalls von ihm angeregt.
Die Begründung der Jury des Eligiuspreises lautet folgendermaßen: „Dr. Wolfgang Steguweit, ein herausragender deutscher Numismatiker unserer Zeit, hat sich um die Erforschung und Vermittlung numismatischer Erkenntnisse sowohl in der Münz- als auch in der Medaillenkunde bleibende Verdienste erworben. Mit seiner Ausstellung und seinem Buchprojekt „Aufbruch – Durchbruch“ hat er vor 25 Jahren zum Brückenschlag zwischen Ost und West beigetragen.“
Diese Begründung lässt unerwähnt, dass Dr. Wolfgang Steguweit einer der nettesten und unprätentiösesten Vertreter ist, den die Numismatik zu bieten hat. Frei von jeder Form von Eitelkeit ist er immer bereit, jeden zu fördern, dessen Anliegen er für sinnvoll hält. Offen für neue Ideen, hat er gleichzeitig seine eigene Meinung zu vielen Erscheinungen der modernen Welt, die er sich nicht scheut, auch öffentlich zu vertreten. Ein Abend mit Dr. Wolfgang Steguweit ist immer amüsant und unterhaltsam, aber auch intellektuell fordernd, denn mit bequemen Gemeinplätzen lässt er sich nicht abspeisen.
Die MünzenWoche gratuliert Dr. Wolfgang Steguweit zum Eligius-Preis … und der Deutschen Numismatischen Kommission, dass sie so einen würdigen Preisträger berücksichtigt hat.